Der Dokumentarfilmer Peter Overbeck, ein früher Globalisierungsgegner und Weltbürger zugleich, blickt auf ein aufregendes und mutiges Leben zurück. Noch im letzten Kriegsjahr als Soldat eingezogen, will er nach der Rückkehr aus der russischen Gefangenschaft vom Grauen nichts mehr sehen – und studiert Malerei. Anfang der fünfziger Jahre wandert er mit seinen Eltern und seiner schwangeren Ehefrau nach Brasilien aus. Mit seiner Arbeit als Kameramann beginnt auch sein politisches Engagement während der Militärdiktatur. Die junge Familie organisiert Quartiere, Kurierdienste und Passfälschungen für die Guerilla. 1971 übersiedeln die Overbecks nach Chile, der mit Allende aufkeimenden Hoffnung folgend. Nach dem Putsch von 1973 zieht es Overbeck erneut in den Widerstand und er wird Mitglied der MIR.
Nach seiner Flucht nach Deutschland geht er 1977 wieder nach Brasilien und dreht mit seiner zweiten Frau Ruth, einer tschechoslowakischen Jüdin aus Chile, zahlreiche Dokumentarfilme. Zum Teil unter Lebensgefahr entstanden, zeigen sie den Kampf der Ärmsten der brasilianischen Bevölkerung: gewerkschaftlich organisierte Zuckerrohrschneider; landlose Bauern, die brachliegendes Konzernland besetzen; Altmaterialsammler in São Paulo, die eine Kooperative gegründet haben. Die Filme werden zur Aufklärung und Schulung eingesetzt, um ähnliche Projekte zu unterstützen.
Seit 1994 leben Ruth und Peter Overbeck in einem Kibbuz in Israel – ausgerechnet in Megiddo, dem biblischen Armageddon. Hier sind sie in der Friedensbewegung aktiv.
Das Buch dokumentiert ein ereignisreiches Leben voller Hoffnung in die Entwicklungen von unten.
Gott ist Brasilianer
Erlebnisse eines Kameramannes
Originalveröffentlichung
Broschur, 224 Seiten
Erschienen 2005
19,90 €
Titel im Buchhandel vergriffen. Restexemplare beim Verlag erhältlich (Büchersendung, ca. 5 Werktage per Post).
Buchinfos | Originalveröffentlichung Broschur, 224 Seiten |
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Autor

Peter und Ruth Overbeck
Peter Overbeck (auf dem Foto mit seiner Frau Ruth), geboren 1927 in Mannheim, nach russischer Kriegsgefangenschaft Studium der Malerei. 1951 Auswanderung nach Brasilien, Arbeit als Kameramann und Regisseur von Werbe-, Dokumentar- und Spielfilmen. 1971 Übersiedlung nach Chile, Mitglied der Bewegung der Revolutionären Linken (MIR), 1973, nach dem Sturz Allendes, Leben im Untergrund. 1974 Flucht und Rückkehr nach Deutschland. 1977 erneuter Umzug nach Brasilien. 1994 Übersiedlung mit seiner Frau Ruth nach Israel in einen Kibbuz. Engagement in der Friedensbewegung.
Peter Overbeck starb am 28. Dezember 2015.
Pressestimmen
»… Lesenswert, nicht ohne Mut zu machen ….«
Markus Kilp, Radio Palmares
»… eine durchaus gut erzählte (…) Lebensgeschichte, die über das rein Biografische hinaus reicht.«
ekz-Informationsdienst
»… ein eindruckvolles Bild brasilianischer Wirklichkeit.«
Lateinamerika Nachrichten
»Ein Buch, das zum Nachdenken anregt.«
Publik-Forum
»… anekdotenreich und engagiert.«
Zitty
»… ein ereignisreiches Leben voller Hoffnung in die Entwicklungen von unten.«
Lai-Information
Leseprobe
»Deus e Brasileiro – Gott ist Brasilianer«
Diese Redewendung hört man oft in Brasilien. Meist ist sie ironisch gemeint, um sich über das eigene Schicksal und das des Landes lustig zu machen. Sie kann aber auch ernst gemeint sein, um dem Glauben Ausdruck zu verleihen, dass am Ende doch noch alles gut gehen wird.
Um die Hiebe des Schneidemessers in das Rohr zusammen mit der Gestalt und dem Gesicht des Zuckerrohrschneiders in das Bild zu bekommen, musste ich die Kamera dicht am Boden halten. Maria trug ein rotes Kopftuch. Schwer zu sagen, ob sie es normalerweise auch tat, oder ob sie es des Filmens wegen umgebunden hatte. Auf jeden Fall umrahmte das rote Tuch sehr schön ihr ganz auf die Arbeit konzentriertes Gesicht vor dem grünen Hintergrund des Zuckerrohrs. Vielleicht hatte sie es auch mit politischen Absichten angezogen? Rot ist die Farbe des Aufruhrs! Sie antwortete auf meine Anspielungen in dieser Richtung mit einem Lachen.
Kaum hatte ich angefangen Maria zu filmen, da rief mich von Weitem der Gato. Mit Gesten gab er mir zu verstehen, dass ich umgehend zu ihm kommen solle. Er teilte mir mit, er habe vorsichtshalber mittels des Funkgeräts, welches er bei sich trug, den Betriebsleiter der Usina, auf deren Gelände wir uns befanden, davon unterrichtet, dass wir hier drehen wollten. Dessen Antwort sei ein sofortiges und striktes Filmverbot gewesen. Ich warf ein, der Besitzer der Usina Furlan persönlich, der »Alte Furlan«, habe uns die Erlaubnis gegeben, nicht nur die Zuckerfabrik, sondern auch den ganzen Produktionsprozess zu filmen. Das stimmte nur teilweise. Der Gato nahm noch einmal Verbindung mit seinem Vorgesetzten auf. Dieser antwortete, er würde den Fall überprüfen. Vorerst sei jedoch jede Art von Fotografieren oder Filmen auf der Plantage untersagt. Daraufhin sagte ich dem Gato, ich hätte noch nichts gefilmt und würde auch nicht filmen, es sei denn mit ausdrücklicher Erlaubnis der Usina. Ich würde mir aber gerne, bis diese eintreffe, noch ein bisschen die Arbeit ansehen. Er hatte nichts dagegen.
Sobald ich Maria im Zuckerrohr wieder fand, drehte ich so schnell wie möglich einige Szenen, in denen sie Zuckerrohr schnitt. Ruth nahm unauffällig mit ihrem kleinen Sony den Ton auf. Maria war schließlich die Hauptperson unseres Films, und die Usina Furlan war die einzige Usina, für die sie während dieser Ernteperiode arbeitete.
Dann sagte ich dem Gato, ich hätte mir die Arbeit angesehen und ich fände alles sehr interessant, ich würde jedoch erst mit dem Drehen beginnen, wenn ich eine schriftliche Genehmigung der Usina in der Hand hätte. Wir verabschiedeten uns und fuhren sofort los.
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