Das Modell

Roman

Originalveröffentlichung
Gebunden mit Schutzumschlag, 112 Seiten

Erschienen August 2016

16,00 

Ein kurzer philosophischer Roman, eine Mischung aus Frank Witzel, Peter Kurzeck und dem frühen Wilhelm Genazino!

Hat Schroth seinen Freund Thilo getötet?

»Nicht gleich übertreiben, hätte Thilo gesagt, wenn er sich so liegen gesehen hätte, dort, unter seiner Skulptur in einer eher unnatürlichen Haltung. Er hätte, wenn er sich so liegen gesehen hätte, selbst nicht gewusst, ob er noch lebte oder nur eine Haltung angenommen hatte, die an Leben erinnert, wenn auch vergehendes, die Leben letztlich nur imitierte.«

Jahrelang hat Schroth auf Thilo gewartet. Aus der untergegangenen DDR kommend, wollten beide nach Amerika, doch nur Thilo hat es geschafft, als Künstler dort Fuß zu fassen. Schroth ist in Frankfurt hängengeblieben, hat eine Promotion geschmissen und arbeitet als Fensterputzer – und wartet. Und wartet. Und wartet.

Schroth sind seine Bojen abhanden gekommen, die auf dem Fluss des Lebens Orientierung geboten hätten. Nun fließt alles, Erinnerungen, Lebensmodelle, defekte Muster.

Als Schroth rein zufällig von Thilos Rückkehr nach Europa erfährt, schlägt alles über ihm zusammen. Er manipuliert eine von Thilos Installationen, eine große Stahlskulptur. Thilo wird wahrscheinlich tödlich verletzt, und Schroth kehrt zu seiner Mutter nach Chemnitz zurück, von wo er seine Geschichte erzählt.

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Interview mit Jan Kuhlbrodt

Buchinfos

Gebunden mit Schutzumschlag, 112 Seiten

Autor

Jan Kuhlbrodt

Jan Kuhlbrodt

Jan Kuhlbrodt, geboren 1966 in Chemnitz, lebt als Autor und Herausgeber in Leipzig. Er studierte Philosophie, Ökonomie, Soziologie und Politikwissenschaften in Leipzig und Frankfurt/Main sowie am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Jan Kuhlbrodt hatte verschiedene Lehraufträge und Gastdozenturen für Literatur und Kreatives Schreiben inne, aktuell am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er war Redakteur bei EDIT und Ostragehege und betreibt den Blog Postkultur. Von ihm erschienen mehrere Prosa- und Lyrikbände, er wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

»Souverän wandelt Jan Kuhlbrodt zwischen narrativen und essayistischen Passagen und erweist sich dabei als Autor, der trotz hohen Reflexionsniveaus mit Leichtigkeit, Melancholie und Selbstironie erzählen kann.«
Aus der Laudatio zum Literaturpreis des Sächsischen Staatsministeriums 2014

Leseprobe

Zassi, ein Frankfurter Kommilitone, weigerte sich lautstark, auf einem Sofa Platz zu nehmen, das im Philosophencafé stand und die Horkheimercouch hieß. Sein Geschrei ließ die Studenten zusammenströmen, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Frankfurter Dantestraße 4-6 befanden. Aus Sorge, aus Angst oder auch nur aus Neugier. Eine Zwangshandlung, die wie jede Zwangshandlung zu nichts führe, sollte Zassi später bemerken, als wir schon lange Freunde waren und ich ihn darauf ansprach.

Das besagte Sofa hatte angeblich einmal in Horkheimers Arbeitszimmer gestanden. Vielleicht sei der Denker gerade dort, auf dem Sofa liegend, die Schenkel gekreuzt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, in seinen Katholizismus zurückgekehrt, sagte Zassi, und der Kaffee in den Tassen der Kommilitonen bildete Wellenkreise; er wollte wohl unbedingt vermeiden, dass ihm auf der gleichen/selben Couch das Gleiche/Selbe widerfuhr.

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Leseprobe