Die Seele des Menschen im Sozialismus

Ein Essay

Mit einem Vorwort von Anselm Lenz
Aus dem Englischen übersetzt von Christine Koschel und Inge von Weidenbaum

Gestaltung, Satz und Umschlag: Nora Prinz
Illustration: Benjamin Gages, Ekaterina Haak, Carina Letzas, Nora Prinz

Großformat, gebunden mit Schutzumschlag,
durchgehend illustriert,
112 Seiten

Erschienen März 2017

978-3-96054-041-0

24,00 

Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)

»Eine Weltkarte, die das Land Utopia nicht enthielte, wäre nicht wert, dass man einen Blick darauf wirft, denn auf ihr fehlte das
einzige Land, in dem die Menschheit immer landet.« Oscar Wilde

Oscar Wildes hymnisches Credo des unbedingten Individualismus ist legendär. Karl Kraus nannte die Schrift »das Tiefste, Adeligste und Schönste, das der vom Philistersinn gemordete Genius geschaffen hat«.

Wilde, der sozialistische Dandy, verabscheute sämtliche Regierungsformen. Der Staat solle nur noch ein Zusammenschluss zur Verteilung der ausreichend vorhandenen Güter sein, unangenehme Aufgaben sollten Maschinen übernehmen. Der konformistischen Unterwerfung unter die Autorität setzt Wilde die individuelle Kreativität des Künstlers entgegen, der nur in einer freien Gesellschaft ohne Regierung in der Lage sei, sich frei zu äußern, und auch nur in einer solchen Gesellschaft könne das Publikum Kunstsinn entwickeln: »Der neue Individualismus, an dessen Verwirklichung der Sozialismus arbeitet, wird ein Zustand vollkommener Harmonie sein.«

Anselm Lenz, Mitgründer des Haus Bartleby e.V., hat diesem Band ein ebenso hymnisches Vorwort vorangestellt: »Kein Text wurde
jemals von einem Gott verfasst, außer diesem einen!«

Buchinfos

Großformat, gebunden mit Schutzumschlag, durchgehend illustriert, 112 Seiten

Autor

Oscar Wilde © Napoleon Sarony

Oscar Wilde © Napoleon Sarony

Die meisten Menschen vergeuden ihr Leben durch einen ungesunden und übertriebenen Altruismus. Sie finden sich umgeben von scheußlicher Armut, von scheußlicher Hässlichkeit, von scheußlichem Hunger. Es ist unvermeidlich, dass ihr Gefühlsleben davon erschüttert wird. Die Empfindungen des Menschen werden rascher erregt als sein Verstand; und es ist sehr viel leichter, Mitgefühl für das Leiden zu hegen als Sympathie für das Denken. Daher tritt man mit bewundernswerten, jedoch irregeleiteten Absichten sehr ernsthaft und sehr sentimental an die Aufgabe heran, die sichtbaren Übel zu heilen.

Man versucht zum Beispiel das Problem der Armut zu lösen, indem man die Armen am Leben erhält; oder, wie es eine sehr fortgeschrittene Schule vorschlägt, indem man sie amüsiert. Aber das ist keine Lösung.

Das wahre Ziel heißt, die Gesellschaft auf einer Grundlage neu zu errichten, die die Armut ausschließt.

Pressestimmen

»Oscar Wildes Esprit war die köstlichste Erfindung, die eine kluge Phantasie genießen konnte.« Arthur Cravan

Leseprobe

Die meisten Menschen vergeuden ihr Leben durch einen ungesunden und übertriebenen Altruismus. Sie finden sich umgeben von scheußlicher Armut, von scheußlicher Hässlichkeit, von scheußlichem Hunger. Es ist unvermeidlich, dass ihr Gefühlsleben davon erschüttert wird. Die Empfindungen des Menschen werden rascher erregt als sein Verstand; und es ist sehr viel leichter, Mitgefühl für das Leiden zu hegen als Sympathie für das Denken. Daher tritt man mit bewundernswerten, jedoch irregeleiteten Absichten sehr ernsthaft und sehr sentimental an die Aufgabe heran, die sichtbaren Übel zu heilen.

Man versucht zum Beispiel das Problem der Armut zu lösen, indem man die Armen am Leben erhält; oder, wie es eine sehr fortgeschrittene Schule vorschlägt, indem man sie amüsiert. Aber das ist keine Lösung.

Das wahre Ziel heißt, die Gesellschaft auf einer Grundlage neu zu errichten, die die Armut ausschließt.

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