München, 8. November 1939: Alles war sorgfältig vorbereitet. In dreißig Nächten hatte Georg Elser im Pfeiler hinter dem Rednerpult eine Bombe installiert. Doch kurz bevor sie explodierte, hatte Hitler, früher als sonst, den Bürgerbräukeller verlassen. Zum gleichen Zeitpunkt war der Attentäter durch aberwitzige Umstände bereits verhaftet. Noch während Hitler seine Zuhörer gegen England aufstachelte, hatte Elser bei Konstanz versucht, unbemerkt in die Schweiz zu gelangen. In seiner Jackentasche fanden die Zöllner eine Postkarte des Bürgerbräukellers, die den „illegalen Grenzgänger” später zum Verdächtigen machte. Er wurde an die Gestapo nach München ausgeliefert und dort nach schweren Folterungen zu einem Geständnis gezwungen. Am 9. April 1945 wurde der schwäbische Widerstandskämpfer im KZ Dachau ermordet. Bis dahin suchte die Gestapo in endlosen Verhören nach den „Hintermännern”. Hitler und Himmler wollten nicht glauben, dass Elser allein gehandelt hatte; es musste Drahtzieher geben. Es gab sie aber nicht – ein Umstand, der später auch die Historiker verwirrte: Ein Handwerker, der keiner politischen Gruppe angehörte, ein Einzelner, der früh erkannte, dass der Kriegstreiber Hitler nur mit Gewalt gestoppt werden kann, passte in keine ideologische Schublade.
»Den Hitler jag ich in die Luft«
Der Attentäter Georg Elser
Biografie
Neue, überarbeitete Ausgabe
Broschur, 400 Seiten,
mit 25 S/W-Illustrationen
Erschienen August 2009
22,00 €
Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)
Buchinfos | Broschur, 400 Seiten, mit 25 S/W-Illustrationen |
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Autor
Hellmut G. Haasis, geboren 1942 in Mühlacker, studierte Theologie, Geschichte, Soziologie und Politik. Nach dem theologischen Examen politischer Publizist, Verleger und Rundfunkautor. Veröffentlichungen u.a.: Spuren der Besiegten (1984), Gebt der Freiheit Flügel (1988), Edelweißpiraten (1996), Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß (1998). Thaddäus-Troll-Preis, Schubart-Preis, Civis-Preis.
Pressestimmen
»… Mit Leidenschaft und Sympathie zeichnet Haasis das Psychogramm der elenden Jugend des Georg Elser.«
Deutschlandradio Kultur
»… Liest sich … äußerst spannend, fast wie ein Realkrimi.«
Heiner Jestrabek, analyse und kritik
»… Setzt … dem ›Hitler-Attentäter‹ Georg Elser als … Widerstandskämpfer ein Denkmal.«
Anne Allex, Express Frankfurt
»… Bringt (endlich) Licht in die Ereignisse von damals und schließt eine Lücke im historischen Gedächtnis.«
My Way
Leseprobe
Eine seiner Stärken, die glaubwürdig gespielte Harmlosigkeit, paarte sich mit sicherer Bewegung in gefährlichem Gelände. Bevor Elser irgendwo begann, wollte er sich zuerst gut auskennen. Er übereilte nichts. Vorher hatte er meistens keinen Plan, sondern wartete, bis sich eine Gelegenheit ergab. Das war der Grundsatz eines Pragmatikers. So arbeitete er zuerst monatelang bei den Schmauders am Haus- und Möbelbau mit. Damit gewann er Nähe, Lokalkenntnis und Wohlwollen. Als die Hausleute eines Tages weg waren, konnte er an seine ersten Sprengversuche gehen.
Als es zu stark krachte und die Decke herunterbröckelte, sagte er voller Unschuld, die Gipser hätten halt schlecht gearbeitet. Elser, der sonst nie viel redete, konnte blitzschnell einen Schwank entwickeln, wie bei Berta Schmauder in Schnaitheim: Er erfinde eine Schaufensterreklame und könne damit 2,5 Millionen Mark verdienen. Mit der »Erfindung« vertuschte er im Königsbronner Obstgarten die Explosionsschläge, die selbst schwere Ackerpferde fast in die Flucht schlugen.
Wie Elser im Bürgerbräukeller die Lage erkundigte, ist ein Meisterstück der Volksschauspielerei. Ein Schwabe, des bayerischen Dialekts nicht mächtig, fragt sich bei der Bedienung mit einem rührenden Interesse am Führer durch. Als er zu Hause erkennt, dass er nur mit einer Sprengung der Saaldecke Hitler ins Grab bringen kann, fährt er nochmals nach München. Er packt das Problem wie ein Handwerker an, nimmt die Maße des Pfeilers mit einem Meterstab auf und trägt die Ergebnisse in ein Handwerkerbüchlein ein. Diese Maße hat er noch über ein Jahr danach exakt im Kopf.
Elser war eine in sich ruhende, gefestigte Person, mitten in einem Regime, das Mitläufer brauchte. Für seine Hoffnung benötigte er keine öffentliche Inszenierung, keine Propaganda, keine Kampagne, kein Theater irgendeiner Art und schon gar nicht den Segen der Obrigkeit. Darin war er seiner Zeit und deren Menschentypus weit voraus.
»Die seit 1933 in der Arbeiterschaft von mir beobachtete Unzufriedenheit und der von mir seit Herbst 1938 vermutete unvermeidliche Krieg beschäftigten stets meine Gedankengänge. Ich stellte allein Betrachtungen an, wie man die Verhältnisse der Arbeiterschaft bessern und einen Krieg vermeiden könnte. Die von mir angestellten Betrachtungen zeitigten das Ergebnis, dass die Verhältnisse in Deutschland nur durch eine Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden könnten.«
Georg Elser, nach dem Verhörprotokoll der Gestapo Berlin
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Broschur, 400 Seiten,
mit 25 S/W-Illustrationen
Erschienen August 2009