»Es ist allerhöchste Zeit, daß eine weltweite Debatte über die Demokratie und die Gründe für ihren Niedergang in Gang kommt.« José Saramago
Wie hat es Attac geschafft, die tot geglaubten Ideale der europäischen Aufklärung wiederzubeleben und mit basisdemokratischen Aktionsformen so zu verknüpfen, dass sich inzwischen in der ganzen Welt Hunderttausende Menschen angesprochen fühlen und mitmachen im großen Netzwerk der Globalisierungskritiker? Ruth Jung zeichnet eine Geschichte des Widerstands gegen die neoliberale Politik auf und versucht Attac historisch einzuordnen. Mit Beiträgen von José Saramago, Bernhard Cassen, Ignacio Ramonet u.a.
Attac stellte im Januar in der berühmten Pariser Konzerthalle Zénith sein Manifest 2002 vor. Die Veranstaltung begleiteten eindrucksvolle Reden von José Saramago, Bernard Cassen, Ignacio Ramonet und anderen. Erfolge wie im Pariser Zénith kennzeichnen die französische Bürgerbewegung neuen Stils seit ihrer Gründung im Frühjahr 1998. »Das Virus des neoliberalen Einheitsdenkens aus den Köpfen vertreiben«, ist für Bernard Cassen, Präsident von Attac-France, ein Ziel.
Attac mit seinem Slogan »Ein andere Welt ist möglich« ist in Frankreich entstanden – und das ist kein Zufall. Die Verteidigung der Citoyenneté, unübersetzbar ins Deutsche, umfasst viel mehr als nur formale Bürgerrechte. Die Volkserhebungen wie der Sturm auf die Bastille 1789, der Kampf der Pariser Arbeiter für eine soziale Zweite Republik 1848, die Ausrufung der Pariser Commune im März 1871, die massenhaften Demonstrationen gegen ein faschistisches Frankreich im Frühjahr 1934 sind allesamt Versuche, eine soziale Demokratie politisch durchzusetzen, der Geschichte der Sieger die Geschichte der Besiegten entgegenzustellen. Diese gescheiterten Versuche haben ihre Spuren im Geschichtsgedächtnis hinterlassen – bis hin zu Attac.