Demonen

Zur Mythologie der Inneren Sicherheit

Originalveröffentlichung
Broschur, 160 Seiten

ISBN 978-3-89401-468-1

Erschienen 2005

12,90 

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Die Strategie der »Untödlichen« bestimmt heute zunehmend die Sicherheits-Organe.

Der Einsatz von gezielten Elektroschocks, akustischen Täuschungen, Betäubungsgas und Klebeschaum wird in Blockbustern und Computerspielen popularisiert. Olaf Arndt geht der Mythologie der Inneren Sicherheit auf den Grund und legt erschreckende Visionen der Staatsorgane dar.

Nicht-tödliche Waffen – wie eine Beschwörungsformel skandiert der Begriff seit dem 11. September 2001 die Debatten um neue, effektivere Garanten der Inneren Sicherheit. Als »nicht tödlich« gilt ein Kampfstoff schon dann, wenn durchschnittlich nicht mehr als eine von 100 betroffenen Personen durch seine Folgen zu Tode kommt. Mit so genannter Direct Energy Munition, kurz Demons, mit Elektroschock-Tasern, biotechnologisch aufgerüsteten Gasen, Klebeschaum und Mikrowellen will man jedoch nicht nur Terroristen bei Einsätzen in sensiblen Zonen zu Leibe rücken. Die »Untödlichen« sollen auch bei den zivilen Operationen der Spezialeinheiten, in die sich Polizei und Militär zunehmend verwandeln, bei Aufständen und Unruhen zum Einsatz kommen.
Doch die scheinbar humanen Mittel erzeugen Ohnmacht und demobilisieren die kritische Öffentlichkeit. Die Technologien dieser verdeckten Kriegsführung verändern das Wesen der Demokratien selbst.
Olaf Arndt hat Exponenten und Kritiker der globalen Vision einer umfassenden politischen Kontrolle getroffen und mit Regierungsberatern und Gegnern exekutiver Hochtechnologie über die Waffen der mass protection, ihre psychischen und sozialen Folgen gesprochen. Seine Studie beruht auf umfangreichen Quellen: EU-Gutachten, Berichten des Roten Kreuzes und Interviews.
Seine Darstellung ist eine erschreckende und aufwühlende Lektüre, die jeden angeht und zur Stellungnahme zwingt.

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Inhaltsverzeichnis

Buchinfos

Originalveröffentlichung Broschur, 160 Seiten

Autor

Olaf Arndt

Olaf Arndt

Olaf Arndt ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe BBM (Beobachter der Bediener von Maschinen), mit der er mehr als 45 Maschinen-Theater-Performances, Installationen und Ausstellungen realisiert hat. Er veröffentlichte zahlreiche Kunstkataloge und Bücher, hat Lehraufträge und wurde mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet. Von 2003 bis 2006 leitet er ein EU-Kultur-Projekt, von dem Theater- und Hörstück Demonen sowie das vorliegende Buch Teile sind. Bei Nautilus erschienen zuletzt die preisgekrönten Kataloge camera silens (1994) und Buna 4 (1995). Olaf Arndt lebt in Berlin.

Pressestimmen

»… ein vielschichtiger Essay zum Thema Aufstandbekämpfung und Kontrolltechniken.«
Scheinschlag, Berliner Stadtzeitung

»Eine absolute Pflichtlektüre für jeden Staatsbürger und jede Staatsbürgerin.«
kunst+bücher

»… ein ebenso faszinierendes wie verwirrendes Panorama der Erforschung und Nutzungsmöglichkeiten solcher Waffensysteme.«
Frankfurter Rundschau

Dieses Buch ist wahrhaft und buchstäblich ein Gruselkabinett.«
Erwachsenenbildung, Vierteljahresschrift für Theorie und Praxis

»Ein spannendes Potpourri (…) innerer Sicherheit.«
Fragend voran: Mensch Macht Tier

Leseprobe

»Wenn ihr aufwacht und merkt, dass ihr nicht tot seid, werdet ihr uns dankbar sein.« John B. Alexander

»Verstreut im Gestrüpp einer wüsten Senke brüllen wütende Demonstranten dumpfe Parolen und rücken dabei bedrohlich auf eine Handvoll Soldaten zu. Die Soldaten wedeln unmissverständlich, doch zugleich etwas ratlos mit den Läufen ihrer Gewehre, versuchen den Mob abzuschrecken. Aus Sicherheitsgründen – während des Tests rekrutiert sich die Meute hauptsächlich aus ehemaligen Soldaten – schleudern die Aggressoren leuchtend grüne Tennisbälle statt Steinen gegen die uniformierten Dienstleister. Als erneut einer aus der Masse den Arm zum Wurf hebt, visiert der Soldat, der hinter dem ›Aktiven Vertreibungssystem‹ steht (es sieht aus wie eine auf den Jeep geschraubte Satellitenschüssel), den sich auffällig gebärdenden Unruhestifter an, zieht den Abzug und setzt einen lautlosen Energiestrahl frei. Nach Bruchteilen einer Sekunde jault der ›Zivilist‹ auf und hoppelt über das Feld, während er mit einer Hand offenbar versucht, sein Hinterteil zu kühlen. Andere Demonstranten erleiden ein ähnliches Schicksal. Sie kläffen und rasen in Panik umher, als würde man sie mit unsichtbaren Flammenstößen attackieren. Während sie flüchtend übereinander purzeln, drehen sich Teile der Horde immer wieder herum, grölen und schwenken die Fäuste wie ein Stamm aus der Steinzeit, der zum ersten Mal einer wirklich modernen Waffe begegnet.«
Solche Berichte schreibt der Historiker Steven Mihm von Zeit zu Zeit für die New York Times. Als Professor der Universität von Georgia wird er manchmal zu Filmvorführungen ins Pentagon eingeladen, wie hier im Frühling des Jahres 2004. Was er hier gesehen hat, ist das »Aktive Vertreibungssystem« oder Active Denial System (ADS) von Raytheon, das seit Dezember 2004 im Irak im Einsatz ist.

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Leseprobe