Ein Zug aus Eis und Feuer

Mit Mano Negra durch Kolumbien

Aus dem Französischen übersetzt von Andrea Scheunert
Mit einem Vorwort von Ignacio Ramonet und einem Nachwort von Christoph Twickel

Deutsche Erstausgabe
Broschur, 240 Seiten, mit 30 S/W-Fotos

Erschienen Februar 2008

Aktuell ist das Buch restlos vergriffen, ein Nachdruck ist in Planung!

978-3-89401-564-0

»Je öfter ich in Südamerika bin, desto mehr habe ich das Bedürfnis wieder hinzufahren, weil ich jedes Mal merke, wie wenig ich darüber weiß. Schon für Südamerika allein bräuchte ich vier Leben…« Manu Chao

Andere Bands mögen von Stadt zu Stadt jetten und in Hotels leben – davon halten Manu Chao und seine damalige Band La Mano Negra gar nichts: Im eigenen, aus Schrottteilen zusammengebastelten Zug durchqueren sie mit einer Gruppe französischer, kolumbianischer und brasilianischer Künstler – trotz Warnungen wegen vieler Morde und Entführungen – das ländliche Kolumbien. Auf einer Bahnstrecke, die längst nicht mehr befahren wird und so manche Entgleisung verursacht, kommen sie mit der rasanten Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern voran. Auf ihren kostenlosen Konzerten treffen sie auf Bauernfamilien, Heimatlose, Drogendealer, Militärs und Guerilleros, werden mit Hitze und Krankheiten, fehlender Nahrung und Wassermangel, mit Begeisterung und Gastfreundschaft konfrontiert. Hier entsteht das vierte Mano Negra-Album Casa Babylon, und hier beginnt Manu Chaos Leidenschaft fürs Reisen.

Der Bericht von Ramón Chao über diese wahnwitzige Fahrt durch das Tal des Rio Magdalena ist lakonisch, aber auch bunt und schillernd. Er beobachtet die Künstler im Alter seines Sohnes mit sympathisierender Distanz. Zusammen folgen sie den Spuren von Marquez’ 100 Jahre Einsamkeit und durchstehen ein unvergessliches Abenteuer.

Buchinfos

Deutsche Erstausgabe Broschur, 240 Seiten, mit 30 S/W-Fotos

Autor

Ramon Chao

Ramon Chao

Ramón Chao, spanischer Schriftsteller und Vater des Sängers Manu Chao, 1935 im nordspanischen Lugo geboren. Er studierte in Madrid und Paris Musikgeschichte. 1956 floh er mit seiner Frau vor dem Franco-Regime ins französische Exil. Ramón Chao arbeitete u.a. für Radio France International und für Le Monde sowie Le Monde diplomatique. Letzte Buchveröffentlichungen Abécédaire partiel et partial de la mondialisation (Partielles ABC der Globalisierung), in Zusammenarbeit mit Ignacio Ramonet und Jacek Wozniak. Gründer des Prix Juan Rulfo, der rennomierte Preis für spanischsprachige Kurzgeschichten. Ramón Chao lebt in Paris.

Pressestimmen

»… viel mehr als ein herkömmlicher Reisebericht.«
Markus Klip, Radio Palmares, FRAP Freies Radio Paderborn 

»… Ein Buch, das die Weltsicht des Lesers (…) nachhaltig zu verändern vermag.«
Jüdische Zeitung

Leseprobe

»Da kommt was Unheimliches, so was wie eine Küche, die ein ganzes Dorf hintendrein schleppt!«
Der Zug ruckt. Dieses Mal ist es so weit, wir fahren wirklich los!
Es ist völlig still, als wir abfahren, keine Schreie, keine Freudes- oder Begeisterungsausbrüche. Alle 99 anwesenden Personen überkommt eine beherrschte, fast schamvolle Stimmung.
Trotzdem sind alle an den Fenstern, auf den Dächern, auf der Plattform. Einige können ihre Tränen nicht zurückhalten. Wir sind wie betäubt und erstaunt, dass diese unmöglich erscheinende Herausforderung Wirklichkeit wird. Unser Zug rollt, und er ist herrlich, in jeder Kurve lehnen die Leute die Köpfe hinaus, um die ganze Karawane zu bewundern. Iván, über den ich gerade erfahren habe, dass er der technische Leiter von Ferrovías ist und sich »bei seinem Chef mächtig ins Zeug gelegt hat, damit das Projekt akzeptiert wird«, Iván heult hemmungslos wie ein Kind: »Dies ist ein sehr wichtiger Moment für Kolumbien«, bringt er gerade noch hervor. Möglicherweise, aber das ist nicht die Meinung der Horde von Verrückten, die mit ihm unterwegs sind. Ihnen ist es egal, wer davon profitiert. Für sie hat dieser Traum seine ganz eigene Bedeutung, sie wollen dieses unmöglich erscheinende Abenteuer einfach nur gut zu Ende bringen, vor einem jungfräulichen Publikum spielen und ihm nahe sein, basta. Und dass bloß keiner ankommt und sagt, sie seien so etwas wie »Kulturbotschafter«. Gegen solch einen Verdacht wehren sie sich zwar nicht mit dem Revolver – Waffen und Drogen sind die einzigen verbotenen Dinge an Bord – aber sie hassen Scheinheiligkeit. »Wir wollen die Party in die kleinen Dörfer bringen, in denen die Leute noch nie eine solche Veranstaltung gesehen haben«, erklärt Manu.