Entstellt

Über Märchen, Behinderung und Teilhabe

Nautilus Flugschrift

Aus dem Englischen übersetzt von Josefine Haubold

Deutsche Erstausgabe

Broschur, 288 Seiten

Erschienen März 2021

20,00 

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»Veränderungen sind möglich – und längst überfällig. Achten Sie auf Ihre Sprache. Hinterfragen Sie Ihre Geschichten. Lesen Sie dieses kluge, störrische Buch.« The Washington Post

Die Märchen und Geschichten, die wir als Kinder erzählt bekommen, prägen unsere Wahrnehmung der Welt. Was aber passiert, wenn man sich eher mit dem Biest identifiziert als mit der Schönen? Wenn jede hässliche, entstellte, behinderte Märchenfigur als böse gilt, verhöhnt und bestraft wird – wie kann sich das Biest dann jemals ein Happy End erhoffen?
Amanda Leduc untersucht Märchen in Text und Film, von den Brüdern Grimm über Hans Christian Andersen bis zu Walt Disney und Game of Thrones. In den Geschichten erkennt man das Gute stets an seiner Schönheit und das Böse an seinem entstellten Körper. Behinderung dient als Metapher für Minderwertigkeit und Schlechtigkeit, als etwas, das es zu überwinden gilt, das dem Glück im Wege steht und bestenfalls Mitleid verdient. Stets ist es das Individuum, das sich verändern und anpassen muss, nicht die Gesellschaft. Diese Narrative, so zeigt Leduc, spiegeln sich in der gesellschaftlichen Wirklichkeit, in unserem Umgang mit Behinderung.
Mitreißend und voller Empathie verbindet sie eine kulturtheoretische Analyse der Figuren und Stoffe mit persönlichen Erfahrungen aus ihrem Leben mit Zerebralparese. Sie nimmt die Gesellschaft in die Pflicht und fordert Raum für neue Geschichten, die Behinderung sichtbar machen und als gleichwertige Lebensrealität anerkennen: »Was passiert mit der Geschichte, wenn wir einander die Hand reichen?«

Buchinfos

Broschur, 288 Seiten

Autorin und Übersetzerin

Amanda Leduc c Trevor Cole

Amanda Leduc, geboren 1982 in British Columbia, studierte Kreatives Schreiben und Philosophie in Victoria (Kanada) und St. Andrews (Schottland). Sie schreibt Essays, Erzählungen und Romane. 2021 erscheint ihr Roman The Centaur’s Wife. Sie hat eine Zerebralparese und lebt in Hamilton, Ontario, wo sie für das Festival of Literary Diversity (FOLD) arbeitet, Kanadas erstes Literaturfestival für diverse Autor*innen und Geschichten.

Josefine Haubold studierte Anglistik und Germanistik in Dresden und Berlin. Seit 2011 arbeitet sie als freie Lektorin und Übersetzerin aus dem Englischen, unter anderem übersetzte sie Bücher von Nellie Bly, Tennessee Williams und Hayley Long.

Leseprobe

Ich gebe zu, ich schwärme für Kate Middleton. Mehr noch: Lange Zeit wollte ich unbedingt ihr Leben haben. Ihre schönen Kleider und ihr schönes Haar, ihre lächelnden, wunderbaren Kinder. Alles an ihr, wie sie sich durch die Welt bewegt, wirkt geheiligt, verzaubert, außergewöhnlich.
Uns wurde beigebracht, dass außergewöhnlich auch auf eine bestimmte Art aussieht, geht und spricht. Ich wünschte, ich hätte ein solches Leben. Ich wünschte, ich hätte einen Körper, der wie durch Zauberei in ein solches Leben zu passen scheint.
Natürlich geht es nicht nur darum. Natürlich sind es nur Schuhe – Schuhe, ein Kleid und ein Körper, der auf eine bestimmte Art aussieht, sich auf eine bestimmte Art verhält. Ein Körper, der in ein Märchen treten kann, im Gegensatz zu einem Körper, der nicht in ein Märchen gehört, oder zumindest nicht in das Happy End eines Märchens.

Leseprobe “Entstellt”

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