»Unter den zeitgenössischen deutschen Schriftstellern ist mir keiner bekannt, der in seiner künstlerischen Entwicklung so konsequent immer Schritt hielt mit der Entwicklung seiner Epoche überhaupt wie Franz Jung. Und auch keiner, dessen Leben jederzeit so gewissenhaft sein Werk deckt, der so Ernst macht und sein Dichten immer gleich in Aktion umsetzt. Verantwortungslose Schreiberei, unverbindliches Literatentum gibt es allzuviel im deutschen Schrifttum, selbst bei formal hochwertigen Künstlern. Jungs Sphäre ist nicht die Literatur: Er lebt, was er schreibt, und dies ist mehr, als zu schreiben, was man lebt! Und aus der ganzen Gilde mächtiger Zeitgenossen weiß ich niemanden, der so wie Jung keine Kompromisse macht, so wie er beständig mit seiner vollen Persönlichkeit zahlt. Daß alles ohne Nachgiebigkeit im Erlebnis besiegelt ist, das bildet die große Einheit von Jungs künstlerischer Entwicklung. Darin ergibt sich zwingend folgerichtig ein Zug um den anderen. So bedeutet jedes Buch eine belangvolle Dichtung, das heißt: Es ist nicht eine Stufe der Entwicklung literarischer Talentiertheit, sondern eine bestimmte Station eines wertvoll gelebten Lebens. Einer ringt mit sich und der ihm auferlegten Verpflichtung. Von Anfang an ist Jungs Werk verankert im unerschöpflichen Erlebnis zwischen Mensch und Mensch.«
Max Hermann-Neisse, 1924
Inhalt:
Fritz Mierau: Leben und Schriften des Franz Jung. Eine Chronik
I. Zwischen den Zeiten. Atemholen und Ende – Der innere Krieg wird … (1912-1914)
II. … zur öffentlichen Angelegenheit – Paradies Verdun und das große Geschäft (1914-1917)
III. Im November: Revolution – Vom Osten kommt das Glück herüber (1918-1920)
IV. Die Revolution verkracht – Überall nur Schieber (1921-1930)