Halbe Hosen

Roman

Originalveröffentlichung
Gebunden mit Schutzumschlag, 192 Seiten

ISBN 978-3-89401-355-4
Erschienen 2002

8,25 

Titel im Buchhandel vergriffen. Restexemplare beim Verlag erhältlich (Büchersendung, ca. 5 Werktage per Post).

Ein Kommissar steht auf alte Fußballsammelbildchen, seine Tochter mehr auf nabelfreie T-Shirts mit schmutzigen Parolen. Fuck me, I’m yours – das hat Dickie Tarrach einst ersonnen. Heute schreibt er fürs Feuilleton und muß aufpassen, seine Frau nicht an einen leberwurstäugigen Streifenpolizisten zu verlieren. Lauter Möchtegerns und Gernegroße kommen sich in Bortliks Welt in die Quere, halbe Hosen eben – bis Tarrach eines Tages vom Furor der Direkten Aktion gepackt wird.

Dickie Tarrach führt das süße Leben eines Fensterguckers und gelegentlichen Kulturjournalisten in der Stadt Badenwerder. Von seiner turbulenten Jugend als Punk-Revolutionär hat er sich längst verabschiedet und brütet jetzt über einer gewissen universellen Langeweile, während seine Frau Kathi, Managerin in einer Plattenfirma, für die materiellen Lebensgrundlagen sorgt. Eines Tages aber tauchen Tarrachs alte Freunde wieder auf: Hildebrand, damals wie heute ein verhinderter Top-Produzent, und Ruginstein, inzwischen eine Art Joschka Fischer der Esoterik, bringen den Fenstergucker mächtig auf Trab. Dickie übt, emotional verwirrt und aufgepeitscht von homöopathischen Tropfen, die spontane Revolte des sozialen Individuums – versaubeutelt seine Jobs, stört Dichterlesungen, vergiftet Hunde … Dem chaotischen Terzett um Tarrach steht als charakterfester Dreierpack die Besatzung der Neu-Badenwerder Polizeiwache gegenüber. Auf den ehrenwerten Kommissar Laumanne und seine Adlaten Beckmann und Huber warten allerdings zwei große Bewährungsproben: die Esoterikmesse und ein Popkonzert, das Dickie zum Ort seiner ultimaten Rache auserkoren hat.

Buchinfos

Originalveröffentlichung Gebunden mit Schutzumschlag, 192 Seiten

Autor

Wolfgang Bortlik © Melanie Frei

Wolfgang Bortlik © Melanie Frei

Wolfgang Bortlik, geboren 1952, ist Autor, Kritiker, Übersetzer und Musiker. Wöchentliche Kolumnen und Sportgedichte, Satiren, Rezensionen. Veröffentlichte mehrere Romane in der Edition Nautilus und im Limmat Verlag, mehrere CDs mit Wort und Musik.

Leseprobe

Dann dämmerte er weg und träumte davon, wie er mit riesigen Cervelatwürsten, voll mit Barbituraten und anderem Topgift, die Hundepopulation Badenwerders radikal verminderte.

– Warum hast du mich eigentlich geheiratet, Kathi?
– Um Geld zu sparen. Ich kann dich von den Steuern absetzen, weißt du. Ach komm, Dickie, es ist eine Schweinewelt da draußen, und du warst immer so kräftig und stark und lustig. Kein Muttersöhnchen und kein Pfadfinder, der seine Analphase bei Feuerwehr und Turnverein vollenden muß.
– Ich bin zutiefst geschmeichelt. Ich werde mich bemühen, meine Rolle als dein good-time-baby weiterzuspielen.
– Hör doch auf mit dem Quatsch, Richard!
Fett hing die dunkle Wolke über ihnen. Tarrach war zu müde, um einzulenken.
– Du hast doch diesen DJ Word zu Mogul Records geholt, weil ich Blödmann dir von ihm erzählt habe?
– Jammert Hildebrand denn deswegen schon herum?
– Verflucht, Kathi, hast du diese Poetry-Slam-Nutte etwa unter Vertrag genommen, damit es endgültig aus ist zwischen mir und Hildy?
– Und wenn schon, Mensch, Dickie, dieser DJ hätte doch bei der erstbesten Möglichkeit den Vertrag mit Hildebrand gebrochen. So ist es ohne viel Herzblut abgelaufen. Ich kann Hildebrand auch eine Anerkennung rüberwachsen lassen.
– Du weißt, daß er diesmal eine viel höhere Konventionalstrafe in den Vertrag gepackt hätte. Du bist wirklich eine abgebrühte Bösewichtin, wenn ich das mal so sagen darf.
– Darfst du! Laß mich jetzt schlafen, ich hatte einen harten Tag. Hier in Badenwerder gibt es auch bloß Scherereien wegen des Toby-Konzerts.
Katharinas Rücken stand gegen Dickie wie das Küstengebirge der Antarktis. Der gigantische Vorhang reichte über die gesamte Ausdehnung des südlichen Horizonts. Ihm entstrahlte kein Laut.
– Kathi?
Die Dunkelheit hatte beträchtlich zugenommen, gemildert nur vom Glanze der Wasser, den der Weiße Vorhang vor uns zurückwarf. Tekeli-li.
– Kathi?
Beleidigt drehte sich auch Tarrach um. Dann dämmerte er weg und träumte davon, wie er mit riesigen Cervelatwürsten, voll mit Barbituraten und anderem Topgift, die Hundepopulation Badenwerders radikal verminderte. Bei einem Teil der Bevölkerung galt er als der Robin Wurst. Dann stellte sich heraus, daß der Klassenfeind hinter dem Hundehaltungs-Abusus steckte. Die Industrie und das Kapital schleppten immer mehr Köter an, um so das Proletariat mit Tierliebe abzulenken und emotional zu besänftigen.
Robin Wurst, Little Schlack und Bruder Krakauer, verblüffend ähnlich dem Trio Dickie, Rugi und Hildy, hatten sich auf Barrikaden aus lebendigem Unterholz verfangen. Der Anführer der Ordnungstruppen, gekleidet in eine schwarze Inquisitionskutte und eine Rotte grimmigst belfernder Köter nur mühsam an der Leine zurückhaltend, schwebte auf die drei verzweifelt Abgerissenen zu. Als die rabenschwarze Kapuze zurückflog, grinste triumphierend Kathi und ließ die Hunde los.

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