Hanomag

Roman
edition fünf (Band 25)

Mit einem Nachwort von Dorothea Dieckmann

Neuausgabe
Ganzleinenband, fadengeheftet, mit Prägung,
Geschenkbanderole und Lesebändchen,
192 Seiten

Erschienen August 2014

19,90 

Eine norddeutsche Hafenstadt, Mitte der sechziger Jahre: Die siebzehnjährige Rita Heinkel blickt zurück auf die turbulenten Ereignisse des vergangenen Sommers, in dem ihr Familiengefüge beinahe völlig aus den Fugen und ihr eigenes Leben gewaltig in Bewegung geraten ist: Ihr Vater, der im beginnenden Containertransportgeschäft seine große Chance witterte, verstrickte sich in zwielichtige Aktivitäten, während Ritas Mutter ausgerechnet mit dem größten Konkurrenten des Vaters anbändelte. Für Rita war der Vater immer der Ritter, der sie auf langen Ausfahrten mit seinem Hanomag in verheißungsvolle Fernen führte. Als nun jedoch ihr Blick für die Fehlbarkeiten der Eltern schärfer wird und sie sieht, dass die Familie zu zerbrechen droht, nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand.

Vordergründig schlicht erzählt, lässt die Geschichte eine intensive, zutiefst geheimnisvolle Atmosphäre entstehen. Mit starken Bildern schildert Hella Eckert die Reifung ihrer jungen Chronistin vor der Kulisse eines zeitgeschichtlichen Panoramas, mit dem Vietnamkrieg in der Ferne und der Aufbruchsstimmung der jungen Bundesrepublik vor Ritas Haustür.

Buchinfos

Ganzleinenband, fadengeheftet, mit Prägung, Geschenkbanderole und Lesebändchen, 192 Seiten

Autorin

Hella Eckert © Renate von Mangoldt

Hella Eckert © Renate von Mangoldt

Hella Eckert wurde 1948 in Bremen geboren und lebt heute nach Stationen in Kenia, Südfrankreich und Argentinien in Heidelberg. Seit 1998 ist sie freie Schriftstellerin. Von ihr sind neben »Hanomag« (1998) die Romane »Big John« (1993) und »Da hängt mein Kleid« (2003) erschienen, von der Kritik gelobt für ihre einfühlsame Schreibweise, die mit Carson McCullers und Richard Ford verglichen wird. Sie erhielt mehrere Literaturstipendien und 1998 den Rheingau Literatur Preis.

Pressestimmen

»Die große Kunst der Schriftstellerin Hella Eckert ist es, einfache Sätze durchaus nicht simpel erscheinen zu lassen.
Volker Hage, Spiegel

»Ein erotischer Fahrtwind weht durch den Roman, der eine kleine alltägliche Familiengeschichte groß erzählt.
Verena Auffermann, Focus

»Ein wundersam wunderbarer Roman, vorsichtig wie die Liebe und auch so schön.«
Verena Auffermann, Süddeutsche Zeitung

Leseprobe

»Ich finde, es ist schwer genug, Dinge zu begreifen, die man nicht begreifen kann, und mit siebzehn, finde ich, ist man noch verdammt jung.«

Mein Vater sah zu, wie im Hof das Licht ausging. He, sagte er, deine Mutter wird denken, wir sind verlorengegangen. Wir sollten ihr sagen, wo wir sind. Dass wir bei Dora sind.

Ja, sagte ich. Und ich stellte mir vor, wie ich hochlief und meiner Mutter sagte, Wir sind unten bei Dora und trinken Wermut, und vielleicht sind wir morgen schon alle auf dem Weg nach Marseille.

Ich fahre nach Marseille, sagte mein Vater, Und wenn irgendwas bei dieser Reise schiefgeht, setze ich mich in den Hanomag und fahre mitten ins Büro von Monsieur Diadem. Ich meine, falls Monsieur Diadem ein Büro hat. Falls er nicht gerade mit einer Waffe vorm Spiegel steht und kämpft. Was sollte schiefgehen? fragte ich. Mein Vater antwortete nicht. Er sagte, Würdest du mitkommen?

Würdest du das wollen, herausfinden, was an der Sache mit Marseille dran ist? Nein, sagte ich. Ich würde das nicht wollen. Du bist wirklich klug, sagte mein Vater.

Du lässt dich in nichts hineinziehen. Du bist so klug, dass man denken könnte, du bist erwachsen und nicht ich.