Erinnerungen einer emanzipierten Frau an das Berlin der Kaiserzeit, der zwanziger und dreißiger Jahre, Café Größenwahn, Politik und Kultur im Umbruch; an ihre Lebensfreundschaft mit Franz Jung, die Novemberrevolution, Impressionen aus den frühen Jahren der UdSSR. Widerstand im Nazi-Reich, das Ende des II. Weltkrieges im zerstörten Berlin. Begegnungen mit Georg Heym, Franz Pfemfert, Else Lasker-Schüler, Oskar Maria Graf, Rosa Luxemburg, Otto Groß, Georg Schrimpf, Majakowski, Adrien Turel u.v.a.
»Ich denke nicht daran, ein Hehl daraus zu machen, daß ich deine Bücher gedruckt sehen möchte… Sie gehören zu den verpaßten Gelegenheiten unserer Literatur, ja unseres Lebens, und der Verlust wird beträchtlicher von Jahr zu Jahr. Aber eins ist auch gewiß. Deine Bücher werden von Jahr zu Jahr besser. Obwohl Du sie nicht änderst? Weil Du sie nicht änderst. Du erzählst das Leben einer Berliner Revolutionärin in den ersten 50 Jahren unseres Jahrhunderts… das Buch einer Frau, die schreibend ihr Leben erforscht. Es ist wahrscheinlich das einzige Buch seiner Art… Was mag die Leser stutzig gemacht haben? Dein Buch ist überraschend durch und durch, aber wer hat Angst vor Überraschungen? Es sei denn, es ist der Ton, dieser beherzte, unabhängige, edle Ton der aus dem Ganzen kommt, völlig ohne Herausforderung und noch in furchtbarsten Augenblicke des Schmerzes nicht ins Schrille schlagend. Der Ton der Kameradin. Mit einem Satz von Dir: ›Man kann sich das Leben nicht aussuchen, das man retten muß.‹«
Fritz Mierau in einem Brief an Cläre Jung