Annett Gröschner schreibt Geschichten über ihre Wahlheimat Berlin, Geschichten über Kneipen, die verloren gehen wie Handschuhe, über die Neue Mitte und die Neuen Mütter, aber auch über die Schorfheide, wo Göring sein monströses Carinhall bauen ließ. Sie schreibt die Geschichten Berliner Unternehmen oder Institutionen wie die Schultheiss-Brauerei, die Weddinger Schminkefabrik Kryolan oder die Rollende Roadschau bei Rotaprint. Ihre Reportagen berichten über groß angelegte Theaterprojekte in Kleingärten, bittere Bilanzen von Bauspekulationen und Zwangsumsetzungen zu Sanierungszwecken. Und immer wieder verwandelt sie mitgeschnittene Momentaufnahmen in literarische Miniaturen.
So ist ein kritisches und doch zärtliches Porträt einer Stadt entstanden, in dem Gröschner vor allem auch die zu Wort kommen lässt, die sonst keine Stimme haben. Damit entgeht sie der Berlin-Klischee-Falle, folgt weder dem blinden Hype noch dem blinden Hass, sondern zeigt Berlin in seiner ganzen provinziellen Größe.
Parzelle Paradies
Berliner Geschichten
Broschur, 224 Seiten
Erschienen Ende August 2008
E-Book-ISBN 978-3-96054-027-4
Nur noch als E-Book erhältlich!
12,99 €
| Buchinfos | 224 Seiten, nur noch als E-Book erhältlich! |
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Autorin

Annett Groeschner
Annett Gröschner, 1964 in Magdeburg geboren, Studium der Germanistik in Ostberlin und Paris. 1992–1996 Historikerin für das Prenzlauer Berg Museum, seit 1994 Beteiligung an verschiedenen Ausstellungs- und Buchprojekten, seit 1997 freie Schriftstellerin und Journalistin. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem Kunstpreis Berlin 2017.
Pressestimmen
»Ein facettenreiches und faszinierendes Prosaporträt einer überraschend provinziellen Großstadt ….« Hendrik Werner, DIE WELT
»… Ein atmosphärisch dichtes Porträt der Stadt ….« Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur
»… Ein gern auch garstiger Stadtrundgang, … sehr berlinerisch.« Wieland Freund, Berliner Morgenpost
»… im besten Sinne Geschichte von unten.« Antje Weger, Märkische Allgemeine
Leseprobe
»Nicht, dass Berlin nicht auch manchmal piefig, unerträglich und provinziell sein kann. Aber wenn schon Provinz, dann wenigstens die Hauptstadt.«
Ich verfalle auch nicht in künstliches Hüsteln, wenn jemand sich neben mir in der Kneipe eine Zigarette anzündet. Im Gegenteil, Kneipen und Bars sind ja unter anderem zum Zwecke des Rauchens und Trinkens erfunden worden. Wer keinen Spaß daran hat, kann ja in die Sauna gehen oder ins Kindercafé. Vorboten und Wirkungen des Rauchverbotes hatte man ja schon im letzten Jahr ausmachen können.
Erst hatten sie auf den Toiletten der ICEs diese lächerlichen Explosionssymbole angebracht und gelb umrandete Raucherghettos auf den Bahnsteigen eingerichtet. Noch besser aber waren die vorauseilenden Denunzianten, die gar nicht abwarten konnten zuzuschlagen.
Sicher ist Rauchen gesundheitsschädlich, genauso wie Kuchen oder Currywurst. Wenn die Leute nicht am Nikotin sterben, dann eben an Diabetes. Und wahrscheinlich ärgert mich vor allem, dass die Erziehungsdiktatur fröhliche Urständ feiert. Der Staat kriecht in jede Ritze, in unsere Telefone und Computer, in Taxis und Züge, und jetzt schnüffelt er auch in den Kneipen herum. Mein Reflex auf Diktatur ist seit jeher, genau das Gegenteil zu machen. Aber soll ich deshalb wieder anfangen zu rauchen? Ich denke nicht daran.
Trotzdem stehe ich aus Solidarität wieder in Raucherecken herum, boykottiere Kneipen, die in vorauseilendem Gehorsam jegliches Rauchen auch in abgeschlossenen Nebenräumen verbieten und verziehe mich nachts in Etablissements, wo die Aschenbecher nach wie vor auf den Tischen stehen. Aber schon ertappe ich mich dabei, den Mann, der draußen steht und verstohlen durch die Scheibe lugt, für einen Denunzianten zu halten, der nachts um drei das Petzformular einer Nichtraucherschutzorganisation mit Tatort, Tatzeit und Vergehen ausfüllt. Auf deren Website befindet sich der schöne Satz: »Die Gesetzesbrecher fügen dem Gedanken des Gesundheitsschutzes und ihrer anständigen Konkurrenz aus egoistischen Motiven heraus Schaden zu.« Ob Jugendkriminalität oder Jugendschutz: Anstand und gesundes Volksempfinden haben wieder Konjunktur.
Aus Solidarität mit den Rauchern hat am Sonntag der Gullydeckel in der Esmarchstraße zu qualmen angefangen. Leider nur einen Tag. Am Montag kam der Notdienst der Wasserwerke und hat dem Treiben ein Ende gemacht. Wie schade.
Berlin sah für einen kurzen Augenblick aus wie eine Weltstadt.
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