Der vorliegende Band der Franz Jung-Werkausgabe vereinigt drei Romane aus den Zwanziger Jahren: einen aus ihrer Anfangs- und zwei aus ihrer Endphase. Am Anfang steht Proletarier, verfaßt im Herbst 1920 während eines Gefängnis-Aufenthaltes, erschienen 1921. Der 1930 beendete Roman Arbeiter Thomas fand während der Weimarer Republik keinen Verleger und wird hier erstmals aus dem Nachlaß ediert. Hausierer von 1931 schließlich ist das letzte Buch, das Franz Jung vor seiner großen Autobiographie aus dem Jahre 1961 überhaupt noch veröffentlichen konnte.
»Es ist verlockend, die Titel der hier abgedruckten Werke gleichsam allegorisch zu nehmen und darin markante Figurationen der Weimarer Republik zu sehen: Im Gefolge der Novemberrevolution das Kollektiv der PROLETARIER und das Scheitern ihrer Kämpfe; der dann vereinzelte ARBEITER THOMAS in seinen Politisierungsprozessen, seinen vergeblichen Versuchen einer revolutionären Praxis, seiner Niederlage und seinem elenden Tod; schließlich das Heer der Deklassierten, der HAUSIERER, die, nun schon in der Niedergangsphase der Republik, deren gesellschaftliche Paralyse verkörpern und im Konnex der Machinationen des Kapitals stehen. Am Ende scheint dann, wie in Arbeiter Thomas angedeutet, der Faschismus auf. Es wäre wohl auch lohnend, gerade die Gemeinschaftsutopien der Proletarier und des Arbeiter Thomas, wie der linke Intellektuelle Franz Jung sie in der historischen Krisenlage der Weimarer Republik entwirft und scheitern läßt, unter den heutigen Bedingungen der gescheiterten Praxis von ›realem‹ Sozialismus zu entziffern; mir scheint, daß der immer dissidentische Franz Jung einiges an Reflexion revolutionärer Praxis (und, notabene, auch an eigener Praxis) aufgeboten hat, das die Aktualisierung vertragen könnte.« (Aus dem Nachwort von Walter Fähnders)