Das Sexleben eines Islamisten in Paris

Roman

Original: La vie sexuelle d’un islamiste à Paris, Albin Michel, 2007
Aus dem Französischen übersetzt von Marlene Frucht

Deutsche Erstausgabe
Gebunden mit Schutzumschlag, 224 Seiten

Erschienen August 2010

978-3-89401-727-9

18,90 

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Eigentlich ist Mohamed gar kein Islamist, sondern ein ganz gewöhnlicher Frömmler, dem eines Tages die Absurdität seines Gott und guten Werken geweihten Lebens aufgeht. Er beschließt, mit vierzig Jahren endlich bei seiner Mutter in Saint-Ouen, einer tristen Pariser Banlieue, auszuziehen und deren erdrückender Präsenz zu entkommen. Sein astronomisches Banker-Gehalt erlaubt ihm alle Extravaganzen, und er leistet sich ein Luxusappartement im 6. Pariser Arrondissement, ändert seinen Namen in Basile Tocquard und verleugnet seine algerische Herkunft. So, hofft er, wird er bald auch seine demütigende Jungfräulichkeit verlieren und ein neues Leben beginnen, voller erotischer Vergnügungen, die nur Europäerinnen, »frei in Leib und Geist«, ihm bieten können. Doch etwas in ihm, eine Art ethnischer Magnet, zieht immer nur Frauen aus dem Maghreb an – die sich ihm samt und sonders verweigern. Die eine will trotz ihrer freizügigen Erscheinung bis zur Ehe Jungfrau bleiben, die andere ist lesbisch, die dritte ist abstinent, weil gerade schwanger.

Die einzige Frau, die sich für ihn interessiert, ist seine Mutter. Die tut alles dafür, ihren »Augenstern«, ihren Erstgeborenen, der Höhle des westlichen Löwen zu entreißen und ihn auf den Rechten Weg des Islam zurückzuführen…

Schonungslos und boshaft rechnet Marouane mit der Doppelmoral frommer Männer, fürsorglicher Mütter und republikanischer Freiheiten ab.

Interview mit der Autorin anlässlich der Veröffentlichung ihres Romans in Deutschland 2010:

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Interview

Die Übersetzung aus dem Französischen wurde unterstützt durch:
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Buchinfos

Gebunden mit Schutzumschlag, 224 Seiten

Autorin

Leila Marouane

Leila Marouane

Leïla Marouane wurde 1960 als ältestes von zehn Kindern algerischer Eltern auf Djerba geboren. Sie studierte in Algier Medizin und Literaturwissenschaft, war dort Journalistin bei Horizons und El-Watan. Seit 1990 lebt und arbeitet sie im Exil in Paris. Das Sexleben eines Islamisten ist der vierte Roman der Autorin, der auf Deutsch erscheint, nach Das Mädchen aus der Kasbah (1998), Entführer (2003) – ausgezeichnet mit dem LiBeraturpreis – und Die Bestrafung der Heuchler (2005). Marouanes Romane erhielten in Frankreich diverse Preise.

Literaturpreise:

•          Creator of Peace (Unesco), 2000
•          Prix des Écrivains de langue française, 2001
•          Prix Gironde, 2001
•          Prix du Roman français à New York, 2002
•          LiBeraturpreis, 2004
•          Narrativa Donna, 2004
•          Prix de la Société des Gens des Lettres, 2005
•          Prix Jean-Claude Izzo, 2006

Pressestimmen

»… Ein sehr politisches Buch …. Lesen Sie statt Thilo Sarrazin lieber Leïla Marouane!«
Dina Netz, WDR 5 »Buch der Woche«

»… Ein viel subtilerer Roman, als der Titel es vermuten ließe.«
Kersten Knipp, WDR 3 Passagen

»… Komisch, satirisch, böse und mit großer Leichtigkeit geschrieben. … Ein erzählerisches Feuerwerk ….«
K.West. Das Kulturmagazin des Westens 

»Vielschichtig, intelligent und sprachlich virtuos ….«
Mona Grosche, junge Welt

»… Karikiert … schonungslos und mit schwarzem Humor islamische Traditionen und Tabus ….«
Jutta Sommerbauer, Die Presse

»… Tänzelt sichtlich vergnügt durch gesellschaftspolitische Minenfelder.«
Georg Renöckl, Falter

»… Erzählt in ironischer Distanz und verwebt dabei kunstvoll Wirklichkeit und Wunschträume.«
Wolfgang Bortlik, www.20minuten.ch

»… So wunderbar unkorrekt erzählt, dass es zur Pflichtlektüre neben dem Koran erhoben werden solle.«
Matthias Biskupek, Eulenspiegel

»… spannende Gesellschaftsanalyse.«
Lasse Paulus, Globe

„… Rechnet schonungslos mit Doppelmoral, Überfürsorglichkeit und dem Thema Freiheit ab.“
Manuela Kalteneggerm, Bücherschau Wien

Leseprobe

»So sieht’s aus, mein Guter, weiter hast du’s nicht gebracht. Du bist ganz nah dran an der ganzen Pracht, aber du hast überhaupt nichts davon. Du lebst – aber ein Leben hast du nicht.«

Eigentlich wollte ich der Verkäuferin auch sechs von diesen hübschen italienischen Tassen abkaufen, aber dann sagte ich stattdessen „Zwei Tassen, bitte“, um klarzustellen, dass ich weder Familie hatte noch mit irgendjemandem zusammenlebte, sondern tatsächlich Single war, frei und allzeit und zu allem bereit. Und dann warf das kleine Luder, als sie nach meiner American Express griff, auch noch unauffällig einen Blick auf meinen linken Ringfinger. Kein Ehering. Versteht sich. Sie lächelte und war noch viel netter zu mir, als Verkäufer normalerweise sind. Ich war mir sicher, dass sie bei meinem nächsten Besuch die Visitenkarte, die ich ihr dann heimlich zustecken wollte, gerne annehmen würde.

Denn, und das will ich hier noch einmal unterstreichen, ich interessierte mich ausschließlich für weiße Frauen, Frauen, die an die Pille und an Kondome gewöhnt waren, die körperlich und geistig frei waren, Frauen, die sich aus freien Stücken für die Ehelosigkeit entschieden hatten und die diesen Weg nun voller Genuss und guter Laune, ohne Skrupel oder Bedenken gingen, im Gegensatz zu den jungen Frauen in meiner Siedlung, die ihre Einstellung Jungfrau-bis-zum-Hals-keusch-bis-zur-Heirat demonstrativ zur Schau trugen.

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Wer noch ein wenig mehr lesen möchte:

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