Waldemar Pabst, Offizier und Rüstungsfabrikant, geboren 1880, gestorben 1970, war über Jahrzehnte hinweg die Verkörperung der Gegenrevolution. Er bezeichnete sich selbst stolz als »Faschisten«, war aber stets bestrebt, im Hintergrund zu bleiben – und wurde nie dafür verurteilt, dass er »mit Billigung höheren Ortes«, so Pabst selbst, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermorden ließ.
Klaus Gietinger hat zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente über Pabst aufgespürt, u.a. in Moskauer Archiven, in Archiven der Staatssicherheit sowie in Pabsts Nachlass. Er belegt Pabsts umfangreiche Zusammenarbeit mit der Führungsriege der SPD, sein Bündnis mit dem sozialdemokratischen Oberbefehlshaber Noske und dessen Billigung des Mordes an Luxemburg und Liebknecht.
Gietinger weist außerdem nach, dass Pabst Staatsstreichpläne hegte und am Kapp-Putsch beteiligt war. Pabst hatte schon 1920 bis 1923 konspirative Kontakte zur bayerischen Rechten, zu Mussolini und zu den faschistischen Pfeilkreuzlern in Ungarn. Er wurde unter Hitler Wehrwirtschaftsführer und koordinierte die Rüstungsindustrie. 1943-55 lebte er in der Schweiz. Zurück in Deutschland setzte er seine Karriere als Rüstungslobbyist und Händler von Tretminen, Billigraketen und Napalmbomben fort. Waldemar Pabst ist eine Schlüsselfigur der deutschen Konterrevolution.
»Es gelang dem Autor nicht nur, die Lebensgeschichte Pabsts umfassend auszuloten, sondern auch die wichtigsten Netzwerke der Konterrevolution und des europäischen Faschismus zu rekonstruieren. Seiner unbefangenen Neugier und seinem unbändigen Erkenntnisinteresse haben wir ein Forschungsergebnis zu verdanken, das überholte Denkmodelle hinter sich lässt, mit Tabus bricht und neue Maßstäbe setzt.«
Karl Heinz Roth