Bis zu seinem Tod 1979 Staatsfeind Nummer eins in Frankreich und Kanada, Algerienkämpfer, Einbrecher und Bankräuber – Mesrine avancierte vom kleinen Gangster aus dem Pariser Milieu zum meistgesuchten Killer. Ihm gelangen drei spektakuläre Ausbruchsversuche, bevor ihn Spezialeinheiten der Pariser Polizei schließlich in seinem Wagen erschossen.
Jacques Mesrine schrieb seine Autobiographie im Hochsicherheitstrakt eines Pariser Gefängnisses. Nach seinen Kriegserfahrungen in Algerien und erfolglosen Versuchen, einer geregelten Arbeit nachzugehen, bricht Mesrine mit allen Konventionen des bürgerlichen Lebens und sagt der Gesellschaft den Kampf an. Die »Risiken eines Lebens am Rande der Gesellschaft« nimmt Mesrine mit konsequenter Entschlossenheit auf sich, er zeigt weder Reue noch Selbstmitleid.
Als »Superstar« und »Ausbrecherkönig« hatte er breite Sympathien auf seiner Seite, darüber hinaus wurde er einer der – im wahrsten Sinne des Wortes – radikalsten Gegner der Hochsicherheitstrakte.
2. November 1979: Haben die Scharfschützen nach Vorwarnungen geschossen?
»Hätte Mesrine sich lebend ergeben können? Secrets d’actualité, eine Reportagereihe des französischen Kanals M6, erhebt diese Frage noch einmal und stellt verschiedene Versionen der Umstände der historischen Verhaftung einander gegenüber.
Am 2. März 1979, im Alter von 43 Jahren, sitzt Mesrine am Steuer seines BMW an der Porte de Clignancourt. Ein Lieferwagen mit Zivilpolizisten überholt ihn an einer Kreuzung und hält vor ihm an. Zwanzig Kugeln töten den Staatsfeind Nummer 1. Der Präsident der Republik beglückwünscht sich selbst und dankt der Polizei für dies Ergebnis. Zu lange hatte Mesrine die französischen Autoritäten herausgefordert. Der Ausgang war vorherzusehen, sogar Mesrine selbst hatte sich sein Ende so vorgestellt.
Trotzdem bleiben, 23 Jahre nach den Ereignissen, zwei widersprüchliche Versionen bestehen. Einerseits behauptet Kommissar Broussard (Zentralabteilung für die Niederschlagung des Banditenunwesens), die Schützen hätten Mesrine gewarnt, sie würden schießen, und hätten in legitimer Notwehr gehandelt. Andererseits erklärt Kommissar Pellegrini zum ersten Mal, es habe keine Vorwarnungen gegeben, weil die Polizei kein Risiko eingehen durfte. Beide Männer waren damals vor Ort, aber man weiß noch immer nicht, wer die Wahrheit sagt.«
TV Magazine, Paris, Fernseh-Beilage der Zeitung Ouest France, 14.5.02