Tonight at Noon

Eine Liebesgeschichte

Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösch

Deutsche Erstausgabe
Gebunden, 288 Seiten, mit Fotos

ISBN 978-3-89401-415-5

22,00 

Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)

»Dieses Buch ist eine wundervolle Arbeit … der Herausforderung der Musik, des Mannes und der Ehe voll angemessen.« Don DeLillo

Sue Mingus erzählt ihre Lebensgeschichte mit dem genialen und schwierigen Charles Mingus, dem »Angry Man« des Jazz.
Ihre eigene Geschichte als brave Tochter einer weißen Mittelstandsfamilie aus dem Mittelwesten hatte Sue Graham beendet, seit sie mit einem Bildhauer in Italien lebte. Zurück in New York in der »Nach-Beat«-Ära Manhattans war sie u.a. Herausgeberin einer Underground-Zeitschrift und gelegentliche Schauspielerin.
Als Sue und Charles Mingus sich kennenlernten, hatte er gerade seine Autobiographie Beneath The Underdog beendet. Er hatte das Bedürfnis nach einer »Liebe mit einer Adresse«, aber es brauchte elf turbulente Jahre und mehrere ernsthafte Trennungen, bis Sue sich darauf einließ. An Charles faszinierte Sue dessen Unangepaßtheit und Lebenslust, seine Zärtlichkeit und Direktheit. Zusammen waren sie ein produktives Jazz-Team, das die Grundlage für die Unabhängigkeit und Eigenwilligkeit von Charles’ Musik bildete. Die letzten Jahre ihrer Ehe waren überschattet von Charles’ tödlicher Muskelschwundkrankheit, gegen deren Fortschreiten sie gemeinsam mit allen nur erdenklichen Mitteln kämpften, um ihm einen würdevollen Tod zu ermöglichen.

»Ein wundervolles Stück Literatur, bewegend und unerschütterlich. ,Tapferkeit’ ist, bezogen auf die Kunst, ein seltsames Wort, aber der Mut und die Furchtlosigkeit, mit der Sue Mingus so viel von sich selbst und ihrer Beziehung preisgibt, sind einzigartig … Das Ausmaß an Liebe und Wut, das sie beschreibt, ist absolut packend.« Elvis Costello

Buchinfos

Deutsche Erstausgabe Gebunden, 288 Seiten, mit Fotos

Autorin

Sue Mingus

Sue Mingus

Sue Mingus, früher Herausgeberin und Publizistin, heute Musikproduzentin. Leiterin verschiedener Bands und Ensembles, die sich dem Werk von Charles Mingus widmen. Lebt in New York.

Pressestimmen

»In Tonight at Noon gelingt Sue Mingus eine radikale Neubewertung des Mingus-Mythos vom berserkerhaften Jazz-Gott! Denn sie lotet die gesamte emotionale Tiefe ihres gemeinsamen Lebens, ihrer Liebe, ihres Leidens aus. Ein Tanz der Leidenschaften, wild, pur, ohne Scheu.«
Jazzethik

»Tonight at Noon ist ein Buch über Größe – über Wagnis und Scheitern, über Bindung und Freiheit, über Würde und die Grenzen menschlichen Seins.«
Hamburger Morgenpost

»Es muss eine ungeheuerlich Liebe gewesen sein, die die behütet aufgewachsene weiße Frau mit dem Jazz-Gefühlsmenschen verband; eine Liebe, die unvorhersehbare Ausbrüche duldete und ein quälendes Dahinsiechen mit Humor und Sarkasmus ertrug. Bemerkenswert trocken kommentiert sie die letzten Monate in Mexiko bei einer Wunderheilerin, erzählt von Echsenblut-Kuren, Kuhfladenpflastern und ähnlich haarsträubenden Therapie-Versuchen. Die Hoffnung stirbt eben zuletzt. Die Liebe nie.«
Josef Engels, Die Welt

Leseprobe

Mingus rief nach einer Flasche Bordeaux – seiner eigenen, die er scheinbar von zu Hause mitgebracht hatte – und stand so nah bei unseren Hockern, daß ich ihm in die Augen sehen konnte, als er sich mit dem Barmann in ein Gespräch über Wein vertiefte. Es waren große und unschuldige Augen und, wie ich fand, verletzbare, fragende, dunkelbraune, amüsierte Augen, die im Raum umherflitzten, während er sich weiter auf seine Unterhaltung mit dem Mann an der Bar konzentrierte. Ich beschloß Mingus zu fragen, ob er Ornette Coleman gesehen hatte, den Musiker, den Sam und ich suchten und dessen Free Style-Spiel bei Jazzfans noch immer umstritten war.
»Du meinst den Calypso-Spieler?« fragte Mingus verächtlich. Er sah mich neugierig an. »Bist du seine alte Dame?« fragte er.
»Seine Mutter?« fragte ich zurück. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was er meinte. Mingus lachte. »Nein, Baby, ich meine seine Frau, seine Lady?«
»Er schreibt die Musik für einen Film, bei dem ich mitspiele.«
»Du spielst in einem Film mit?« Er schien überrascht. »Mit den Zähnen?«
Jetzt lachte ich. »Es ist ein Undergroundfilm«, erwiderte ich. »Die sind nicht so wählerisch.« Der fehlende Zahn hinten in meinem Mund war kaum zu sehen – ganz bestimmt war er noch nie zuvor einem Fremden aufgefallen.
»Ist dein Daddy nicht reich?« beharrte Mingus. Ich sah zur Seite auf Sam. Er saß mit geradem Rücken unbeteiligt da und starrte sich selbst im Spiegel hinter der Bar an. Ich schätze, er wollte wissen, wie weit diese fehlgeschlagene Kommunikation noch gehen würde.
»Ich habe in Italien gelebt«, sagte ich. »Die Zahnärzte sind da nicht so toll. Aber ich finde es auch nicht so wichtig.« Ich wandte mich wieder Sam zu.
»Verstehe«. Mingus lächelte unvermittelt und machte sich bereit, auf die Bühne zu gehen. Es war Zeit für das nächste Set. Die Bühnenscheinwerfer waren eingeschaltet und er sah mich wieder an. Dann sagte er: »Trotzdem, wenn ich dein Daddy wäre, würde ich die Zähne richten lassen!«

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