Ein illegaler Einwanderer lebt, im Bauch nur die Angst, seit Monaten versteckt in der Kammer eines Hauses in einer großen europäischen Stadt, während draußen die Razzien auf Immigranten verschärft werden. Tausende von ihnen werden in ihre Herkunftsländer abgeschoben.
Durch eine Dachluke beobachtet der Eingeschlossene die Bewohner des gegenüberliegenden Hauses. Um nicht vor Angst und Einsamkeit den Verstand zu verlieren, malt er sich Geschichten über das Leben der anderen aus und erinnert seine eigene Vergangenheit. In eindrücklichen poetischen Bildern lässt er die verheißungsvollen und üblen Figuren an sich vorüberziehen, die jeder Illegale kennt: den Schlepper, den Drogenhändler, den Denunzianten, den korrupten Polizisten, den Folterer…
Täglich hofft er auf das Kommen Michels, des Geologiestudenten, der ihn versteckt hat und ihm regelmäßig Lebensmittel bringt. Selbstherrlich wegen seiner guten Tat und skrupellos durch die Macht, die die Abhängigkeit des anderen ihm verschafft, wird Michel zur tödlichen Gefahr, als sich dem Eingeschlossenen durch die Hilfe einer Nachbarin eine Möglichkeit ergibt, der Illegalität zu entkommen.
Geografie der Angst
Roman
Aus dem Französischen übersetzt von Andreas Münzner
Deutsche Erstausgabe
Gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten
Erschienen August 2007
16,00 €
Titel im Buchhandel vergriffen. Restexemplare beim Verlag erhältlich (Büchersendung, ca. 5 Werktage per Post).
Buchinfos | Deutsche Erstausgabe Gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten |
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Autor
Hamid Skif wurde 1951 in Oran, Algerien, geboren. 1992 war er Mitbegründer der algerischen Journalistenvereinigung. Nach verschärften Zensurmaßnahmen durch die Regierung und einem Mordanschlag erhielt er 1997 von der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte und 1999 vom PEN Club im Rahmen des Programms »Schriftsteller im Exil« ein Aufenthaltsstipendium in Hamburg, wo er seitdem lebte. Er erhielt 2005 den Literatur im Exil-Preis; Geografie der Angst wurde 2007 mit dem Prix de l’association des écrivains de langue française ausgezeichnet. Hamid Skif starb am 18. März 2011 nach schwerer Krankheit in Hamburg.
»Ich habe in diesem Buch versucht, die Folgen der Angst und des Eingeschlossenseins bis an ihre Grenzen zu treiben, indem ich ausgemalt habe, was passieren würde, wenn die westlichen Städte Schauplatz einer gigantischen Menschenjagd würden. Das ist keine Wahnvorstellung, sondern eine vorhersagbare Möglichkeit.«
Hamid Skif
Pressestimmen
»… ein subtiles psychologisches Profil eines sogenannten illegalen algerischen Flüchtlings in Europa ….«
amnesty journal
»Ein krasses, realistisches Zeugnis und eine gnadenlose Anklage ….«
Lilian-Astrid Geese, Neues Deutschland
»… ein literarischer Hochgenuss.«
Maria Panzer, Lesart
»… ein ergreifendes Plädoyer für mehr Menschlichkeit in einer globalisierten Welt ….«
Regina Keil-Sagawe, Arte Buchtipp
»… Schildert überspitzt die Situation einer wachsenden Minderheit und macht betroffen.«
ekz-Informationsdienst
»Mitleid, Wut und Ohnmacht erregt dieser zwischen Traum und Wachen changierende Roman.«
Münchner Merkur
»Brilliant erzählt ….«
Astrid Hackel, goon
»Ein bedrückender Roman ….«
Kunst und Bücher
»… mehr als eindrucksvoll, in schlichter Alltagssprache mit sanft poetischen Miniaturen.«
Lesezeit-Beilage der Luxemburger Wort
»… keine einfache Lektüre, gleichwohl ein eindrucksvolles, wichtiges Buch.«
Ileana Beckmann, Buchprofile
»Ein schmales Bändchen, aber mit einer Kraft, die einen staunen lässt.«
Mario Rheintaler, Bücherschau Wien
Leseprobe
Nichts mehr zu essen. Was ist mit Michel passiert? Er hat vergessen zu kommen.
Gestern bin ich trotz meiner Probleme beim Gehen zwischen ein und zwei Uhr nachts auf meinen wöchentlichen Spaziergang gegangen. Ich habe in Mülleimern gewühlt. Kommt er heute noch oder ist er der Last überdrüssig geworden?
Schlechte Neuigkeiten. In den Hangars beim Flughafen haben sie Tausende von Illegalen eingesperrt. Über das Radio werden die Leute aufgefordert, der Polizei, deren Belegschaft durch Truppen verstärkt wurde, tatkräftig zur Hand zu gehen. Die kleine Alte ist wieder am Fenster aufgetaucht. Sie schiebt ganz offensichtlich Wache. Meine Angst ist um eine Stufe gestiegen. Ich habe alle Bücher außer eines, das ich in Reserve halte, verschlungen und die Zeitungslektüre wieder aufgenommen. Jeden Tag lese ich einen alten Bericht noch einmal und erfinde eine Fortsetzung. Katastrophe, Unfall, Mord, der ganze Katalog der Vermischten Meldungen wird durch-exerziert. Ich liebe es, Dialoge zwischen Gefangenen zu erfinden – ob das ein Zufall ist?
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