,

Kassensturz

Interviews mit Laura Castellanos

Aus dem Spanischen übersetzt von Horst Rosenberger

Deutsche Erstausgabe

Broschur, 160 Seiten
Mit 10 S/W-Fotos von Ricardo Trabulsi

ISBN 978-3-89401-590-9

Erschienen Januar 2009

16,00 

Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)

Was passiert in Chiapas, in den Gebieten, die zwar vom Militär umstellt, nicht aber besiegt wurden, bei den Menschen, die die »erste Revolution des 21. Jahrhunderts« initiiert haben? Im Gespräch mit der Journalistin Laura Castellanos analysiert Marcos, was die zapatistische Bewegung seit ihrem Anfang, dem Aufstand vom 1. Januar 1994, gewonnen und was sie verloren hat. Er skizziert die Konflikte, die über die Zukunft entscheiden werden – nicht nur über die der zapatistischen Gemeinschaften, sondern auch über die Zukunft seiner Person und seiner Rolle als »Sub«. Marcos erklärt seine Position zu wichtigen Themen, wie z.B. der Beziehung zu anderen bewaffneten Organisationen, er spricht über Fidel Castro, Hugo Chávez, Evo Morales u.a. und verortet die Bewegung in Chiapas innerhalb der kontinentalen Politik Lateinamerikas. Marcos lässt die Geschichte Revue passieren und antwortet auf die Kritik, die ihm entgegengebracht wurde. Er schildert die Perspektiven der Bewegung und prangert das massive Anwachsen der militärischen Bedrohung an.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme aus der mexikanischen Krisenregion.

»Die Glut fühlen. Der Kalender und die Geografie des Kriegs.«
Internationales Andrés­Aubry­Gedächtnistreffen.
San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 16. Dezember 2007

Buchinfos

Broschur, 160 Seiten, mit 10 S/W-Fotos

Autor

Subcomandante Insurgente Marcos

Subcomandante Insurgente Marcos

Subcomandante Insurgente Marcos, inoffizieller Sprecher des Geheimen Revolutionären Indígenen Komitees – Generalkommandantur des Ejército Zapatista de Liberación Nacional. Weiteres ist nicht bekannt.

Laura Castellanos © Ricardo Trabulsi

Laura Castellanos © Ricardo Trabulsi

Laura Castellanos ist die Autorin des Buches México Armado 1943-1981, Chronik der Guerillabewegungen, die in den 1960er und 1970er Jahren in Mexiko aktiv waren. Ihre journalistische Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Indígenas, Frauen, Migration und Guerilla in Mexiko.

Ricardo Trabulsi hat nahezu alle wichtigen Persönlichkeiten aus der Welt des Show-Geschäfts im spanischsprachigen Raum fotografiert, u.a. für Gatopardo, Elle, Vogue, Hola (Spanien) und Internazionale (Italien).

Leseprobe

»Ich werde nie mehr einen Aufstand mit einer Sturmmütze machen.«

»… Wir verstehen schon, dass wir für einige Medien nur dann Nachrichtenwert besitzen, wenn wir töten oder getötet werden, wir ziehen es jedoch vorläufig vor, ihnen keine Nachrichten zu liefern und setzen lieber unsere Bemühungen fort, die zivile, unbewaffnete politische Kraft aufzubauen, die zur Zeit noch die Andere Kampagne heißt. Gleichzeitig bereiten wir uns darauf vor, der Wiederaufnahme der Angriffe auf uns Widerstand zu leisten, unabhängig davon, ob diese von Armee, Polizei oder Paramilitärs ausgehen und ob wir dabei nur auf unsere eigene Kraft bauen können.

Wer wie wir einen Krieg geführt hat, kann die Wege erken­nen, auf denen er vorbereitet wird und auf denen er sich nähert.

Die Zeichen des Kriegs sind deutlich am Horizont zu sehen.Krieg strömt, wie Angst, einen besonderen Geruch aus.In unseren Gebieten wird sein übler Geruch schon einge­atmet …«

Subcomandante Marcos

Aus dem Interview:

»Es bleibt der große Zweifel, ob es nicht ein Fehler war, unseren Vormarsch im Januar vor 14 Jahren gestoppt zu haben. Und ob es angesichts aller Misserfolge richtig war, so hartnäckig auf Gespräche mit denen von oben gesetzt zu haben. Es gibt Compañeros, die meinen, dass es auf jeden Fall etwas gebracht habe, mich wird aber immer der Zweifel plagen, ob…«

»Du hättest lieber weitergekämpft?«, unterbrach ich ihn.

»Nein, ich glaube, dass wir getan haben, was wir tun mussten, und dass ich getan habe, was ich tun musste. Trotzdem werde ich den Zweifel nicht los, was passiert wäre, wenn wir uns nicht zurückgezogen hätten, wenn wir die Mobilisierung der Bürger anders gedeutet hätten. Was passiert wäre, wenn wir die Feuerpause von Salinas anders interpretiert hätten, denn unsere militärischen Pläne lagen bereit und waren bereits angelaufen, als alles gestoppt wurde.«

»Was für militärische Pläne? Wo wolltet ihr denn hin?«

»Wir wollten weiter vorrücken.« Er legte eine Pause ein. »Und zwar auf die Hauptstadt«, schloss er den Satz lachend ab. »Es bleibt der Zweifel, was passiert wäre. Denn damals herrschte ein derartiges Durcheinander in der politischen Klasse, genau genommen überall, dass wir nicht voraussehen konnten, was passieren würde. Wir wussten zwar, dass es Risse im Machtapparat gab, wir wussten jedoch nicht, dass sie so tief gingen. Die beschnüffelten sich alle gegenseitig, um herauszufinden, wer hinter dem Aufstand des EZLN stand. Denn niemand glaubte, dass er eine eigenständige Bewegung war. Sie suchten die Urheber in ihren eigenen Reihen.«

Das könnte Ihnen auch gefallen …