Königin ohne Schmuck

Roman

Aus dem Italienischen übersetzt von Andreas Löhrer

Deutsche Erstausgabe
Gebunden mit Schutzumschlag, 416 Seiten

ISBN 978-3-89401-375-2
Erschienen 2001

22,50 

Titel im Buchhandel vergriffen. Restexemplare beim Verlag erhältlich (Büchersendung, ca. 5 Werktage per Post).

Mit weitem Horizont, sehr hell, nach Safran und Kohle duftend, voller Winkel und Geheimnisse – das war Genua zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese vitale Hafenstadt ist Kulisse für eine zauberhafte Liebesgeschichte zwischen einem Kohlenprinzen und der Safrankönigin, die nichts besitzt außer dem Stolz auf ihr Leben.

Maggianis Fabulierlust folgt immer wieder überraschenden Wendungen. Wie ein Zauberer öffnet er vor den Lesern seine unendliche Erzählkiste, die überquillt von Humor und Zärtlichkeit für seine Figuren. »Es geht um Männer und Frauen, die alle eine Krone zu tragen scheinen, auch wenn sie nichts besitzen, denn sie sind in der Lage, ihr Leben zu meistern. Jeder kann seine eigene Königin wählen. Ich wollte eine Geschichte über Menschen schreiben, die viel arbeiten, wenig reden und sich stolz ihre Freiheit erhalten haben.« (Maggiani)
Der Roman umfasst 100 Jahre Geschichte. Er beginnt und endet im Hafen von Genua und macht einen großen Ausflug auf eine verlorene Inselgruppe im Pazifischen Ozean. Er erzählt von Menschen, die schwach und doch würdevoll sind, von Lebenswegen, die sich mit den Ereignissen der Geschichte kreuzen und dadurch tief greifende Veränderungen erfahren. In ihm finden wir freie und anarchistische Geister, kleine Helden und Opfer der Mächtigen, und jeder ist sich seiner Würde bewusst.
Maggiani zeichnet ein phantastisches Porträt der Hafenstadt Genua mit dem Alltagsleben der Hafenarbeiter und Einwanderer sowie den Machenschaften eines unkonventionellen Prinzen und einer einflussreichen Hure. Kunstvoll konstruiert er zwei märchenhafte Liebesgeschichten – eine in Genua, eine in der Südsee -: geheimnisvoll, magisch und voller Intensität.

Buchinfos

Deutsche Erstausgabe Gebunden mit Schutzumschlag, 416 Seiten

Autor

Maurizio Maggiani © privat

Maurizio Maggiani © privat

Maurizio Maggiani, geb. 1951 in Castelnuovo Magra, hat u.a. als Gefängnislehrer, Erzieher von blinden Kindern, Fotograf, Kameramann und Regieassistent gearbeitet, bevor er fast zufällig ein erfolgreicher Schriftsteller wurde. Er lebt in Genua und schreibt regelmäßig für die Genueser Tageszeitung Il Secolo XIX und die Turiner La Stampa. Für seinen Roman Der Mut des Rotkehlchens erhielt er 1995 den »Premio Campiello«. Für die Erzählungen Die Liebe ist ein Schwindel (2004) erhielt er 2003 den Literaturpreis »Scrivere per amore«.

www.mauriziomaggiani.it

Pressestimmen

»Maggiani fällt beeindruckend viel ein; aber anders als andere Schöpfer von Unterhaltungsliteratur verlässt er sich nicht auf die Fülle des Stoffes, sondern verwendet sehr viel Sorgfalt auf die Sprache, die ungewöhnlich variantenreich gestaltet ist …«
Die Zeit

»Ein solcher Erzähler erweckt die italienische Gegenwartsliteratur zu neuem Leben.«
Der Tagesspiegel

»Maggiani ist ein besserer Eco, mit poetischeren Wässerchen gewaschen. Er vertraut ebenso auf die Exotik ferner Zeiten, doch er schöpft viel tiefer Luft …«
Neue Zürcher Zeitung

Leseprobe

»- er gab seinem Gang eine kaum wahrnehmbare einzigartige sinusförmige Bewegung, die der eines Segelschiffs ähnelte, das sich mit wenig Mühe und viel Eleganz auf seinem Kurs bewegt -«

Paride sah tatsächlich Valentino ähnlich. Zum Beispiel weil er ein Mann war, ohne dick zu sein, männlich ohne schwer zu erscheinen; und natürlich wegen seiner Nase, hauptsächlich wegen seiner Nase; wegen der Art, wie sie sich gerade, aber sanft herabbog, ohne auf die Lippe hinabzufallen. So daß der volle und lebhafte Mund sich in einer Vielfalt von Ausdrücken formen konnte, ohne daß die Lippen – wegen der so gut gelungenen Nase lag nie Schatten auf ihnen – zu ausgeprägt oder aufdringlich waren. Schatten hatte er jedoch ab und zu auf den Augen, denn zwischen den Lidern waren, wie bei einem großen Schauspieler, kleine Lichter und winzige Kulissen versteckt, die an und aus gingen, sich hoben und senkten und den Eindruck vermittelten, zwischen Iris und Pupille habe er eine Bühne errichtet und würde mit den Blicken versuchen, sein Orchester zu dirigieren.
Das war Schönheit. Und Eleganz war seine leichte und etwas schiefe Art zu gehen, als ob sie ihn als Kind seine ersten Schritte hätten machen lassen, während sie ihm gleichzeitig beibrachten, sich von den Winden tragen zu lassen. Nicht daß er auf der Straße umherschlenderte, und noch viel weniger auf einer Gangway oder einer Landungsbrücke, doch er gab seinem Gang eine tatsächlich kaum wahrnehmbare einzigartige sinusförmige Bewegung, die der eines Segelschiffs ähnelte, das gegen den Wind segelt und sich mit wenig Mühe und viel Eleganz auf seinem Kurs bewegt.
Und Eleganz war es auch, die Haare mit Wasser befeuchtet nach hinten zu kämmen. Und wenn sich ihm während seiner schweren Arbeit die Haare vor Staub und Schweiß ganz zerzausten, nahm er die Kappe aus grobem Leinen vom Kopf, um seine Haare mit einer sanften Handbewegung aus der Stirn zu streifen. Auch das war Eleganz. Und vielleicht auch Schönheit. Elegant wie ein Filmstar, sinnierte die Veteranin und kniff die Augen im Qualm ihrer Macedonia-Zigarette zusammen. Und vom Bidet aus verzog der kleine Prinz Andrade sein Gesicht, bat um das Handtuch, und nicht einmal er, der ein vornehmer Herr war, hatte etwas dagegen einzuwenden. Doch von seinem Beobachtungspunkt aus warf er, wobei er einen günstigen Lichteinfall ausnutzte, einen genauen Blick auf den Körper der Veteranin und suchte mit der Beharrlichkeit eines ins Gerede gekommenen Ehemanns nach eventuellen Anzeichen von Paride. Und er fand keine, oder ihm schien es so, und das mißfiel ihm nicht.
Parides Schönheit war unbeschreiblich und einzigartig, und so wurde sein Leben von den Augen der Mehrheit beobachtet. Und es gab keinen Zweifel, daß zwischen beiden Dingen ein Zusammenhang bestand: gewisse Vorfälle in seinem Leben und im Leben anderer, gewisse Veränderungen oder richtiggehende Umwälzungen können keine innere Rechtfertigung finden außer Parides Schönheit, als ob diese so unbestimmbare Eigenschaft Macht über die Dinge und über die Menschen hätte haben können. Natürlich liegt darin ein Geheimnis.

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