Schweigen heißt Lügen

Autobiografie

Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Schneider

Deutsche Erstausgabe
Broschur, 288 Seiten

Erschienen Februar 2010

978-3-89401-604-3

22,00 

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Über 40 Jahre lang stand Howard Zinn in der ersten Reihe des sozialen Wandels in Amerika, vom Hörsaal des ausschließlich von schwarzen Frauen besuchten Spelman College in den 1950er Jahren über die Bewegungen gegen den Vietnam-Krieg in den 1960ern bis zu seiner scharfen Kritik am »Krieg gegen den Terror«. Mit dieser Autobiografie ist ein bewegendes Porträt seiner Epoche entstanden.

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Inhaltsverzeichnis

Wer mehr über die die Sit-In-Bewegung der sechziger Jahre in den Südstaaten erfahren möchte:

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Buchinfos

Broschur, 288 Seiten

Pressestimmen

»… Eine Lektüre, die sich zu lesen lohnt. … Besonders bemerkenswert ….«
Sebastian Kalicha, graswurzelrevolution

»… Erhebt Anklage …, nervt aber weder mit Selbstgerechtigkeit noch mit Larmoyanz.«
Arno Orzessek, Deutschlandradio Kultur

„… Ein Leckerbissen für alle, die sich für die jüngere US-Geschichte interessieren.“
Profil. Das unabhängige Nachrichtenmagazin Österreichs

„… Wirkt inspirierend.“
Buch-Magazin

Leseprobe

Für einige Leute stand nicht nur mein Buch, sondern mein ganzes Leben außerhalb der Ordnung – meine Kritik an vielem, was in dieser Gesellschaft vor sich ging, hatte etwas Unpatriotisches, Subversives, Gefährliches. Während des Golfkrieges von 1991 hielt ich einen Vortrag an einer Highschool in Massachusetts, einer Privatschule, deren Studenten aus begüterten Familien stammten und den Ruf genossen, »zu 95 Prozent Kriegsbefürworter zu sein«. Ich sagte offen meine Meinung und erhielt zu meiner Überraschung großen Applaus. Als jedoch danach in einem Unterrichtsraum eine kleine Gruppe von Studenten zusammenkam, ergriff eine Studentin, die mich während der Diskussion feindselig angestarrt hatte, mit wütender Stimme das Wort: »Warum leben Sie in diesem Land?« – Das traf mich. Es war eine Frage, die – wie ich wusste – viele Leute beschäftigte, wenn auch unausgesprochen.

Ich versuchte zu erklären, dass meine Liebe dem Land gilt, den Menschen, nicht aber der Regierung, die gerade an der Macht ist. An Demokratie glauben hieße, an die Prinzipien der Unabhängigkeitserklärung glauben – daran, dass die Regierung ein künstliches Gebilde ist, eingesetzt vom Volk, um die gleichen Rechte aller auf Leben, Freiheit und Glück zu verteidigen. Die Geschichte ist voller Beispiele dafür, dass Menschen trotz enormer Widrigkeiten zusammengekommen sind, um für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen und gewonnen haben – nicht oft genug natürlich, doch häufig genug, um zu demonstrieren, wie viel mehr möglich ist. Noch die kleinste, unheroischste Tat fügt dem Kienholz etwas hinzu, das sich durch irgendeinen überraschenden Umstand entzünden und zu einem stürmischen Wandel führen kann. Es kommt auf die Individuen an, von denen ich in meinem Leben viele kennengelernt habe, gewöhnliche und außergewöhnliche, deren bloße Existenz mir Hoffnung verliehen hat.

Ich bestehe auf Hoffnung. Es ist ein Gefühl, ja. Doch es ist nicht irrational. Menschen respektieren Gefühle, sie wollen jedoch auch Gründe erfahren. Gründe, um weiterzumachen, um nicht aufzugeben, um sich nicht in den privaten Luxus oder in die private Verzweiflung zurückzuziehen. Menschen wollen Beweise für jene Möglichkeiten im menschlichen Verhalten, von denen ich gesprochen habe. Ich habe angedeutet, dass Gründe existieren. Ich glaube, es gibt Beweise. Doch es gibt zu viele, als dass ich sie dem Fragesteller an jenem Abend in Kalamazoo hätte nennen können. Dazu war ein ganzes Buch nötig.