St. Pauli – Streifzüge auf dem Kiez

Originalveröffentlichung
Großformatige Broschur, 160 Seiten,
durchgehend illustriert mit einem
Fotostreifen von Silke Goes

Erschienen Februar 2006

Dieser Titel ist leider vergriffen!

978-3-89401-476-6

Harry Rowohlt, Tina Uebel, Gunter Gerlach, Jutta Heinrich, Birgit H. Hölscher, Frank Göhre, Robert Brack, Frank Schulz und andere ausgewiesene Kiezkenner beschreiben das Tag- und Nachtleben eines legendären Stadtteils. Ein literarischer Reiseführer durch einen der ungewöhnlichsten und aufregendsten Stadtteile Deutschlands.

Kein Stadtteil Deutschlands verkörpert so viele Gegensätze wie der Hamburger Stadtteil St.Pauli. Er ist das touristische Aushängeschild Hamburgs – jährlich kommen etwa 25 Millionen Gäste zu Besuch – und gleichzeitig der ärmste Stadtteil der Hansestadt.

Nun hat eine Vereinigung von Schriftstellern St. Pauli zum Kurort ausgerufen: Kurdirektoren sind Harry Rowohlt, Tina Uebel, Gunter Gerlach u.a. Durch Zahlung einer »Kurtaxe« kann man in den Genuss eines »Kurschattens« kommen, der zu einer unkonventionellen Genesungskur über die sündigste Kurpromenade der Welt führt. Von solchen Kiezbesuchen handelt dieses Buch: Trendige Szeneschuppen und triste Eckkneipen, St.Pauli-Fan-Lokale und Strip-Bars, die Davidwache und die Gedenktafel des Star-Clubs, die Herbertstraße und ein traditionelles Bordell …

Die Leser erhalten Einblick in eine Junggesellenabschiedsfeier; sie sind dabei, wenn eine bayerische Gastronomin im Dollhouse die Fassung verliert; sie lernen den alteingesessenen Jägermeisterflaschenwerfer und die erotischen Vorlieben von Freddy Quinn kennen; sie erleben die Reeperbahn in unbeleuchteten Ecken und hinter der glitzernden Fassade … Es wird ein ungeschminktes St.Pauli sichtbar, das man eigentlich nur lieben kann.

»Es war die verrückteste Idee des Jahres. Und die erfolgreichste. St. Pauli wurde zum Kurort erhoben.« Hamburger Morgenpost

Buchinfos

Originalveröffentlichung Großformatige Broschur, 160 Seiten, durchgehend illustriert mit einem Fotostreifen von Silke Goes

Pressestimmen

»Ein spannendes, …, liebevolles, kritisches und manchmal trauriges Buch über den berühmtesten Stadtteil Hamburgs.«
hamburg pur 

»… mal humorvoll, mal drastisch, mal traurig – die Geschichten sind so vielfältig wie der Stadtteil ….«
LIVE, Stadtmagazin vom Hamburger Abendblatt

»… Nachdenkliches, Witziges, Menschliches und bisweilen Unglaubliches aus dem Tag- und Nachtleben ….«
Übersteiger 

»… munter, humorvoll, packend und auch ein wenig traurig ….«
NordWestRadio (RB und NDR) und Radio Bremen 1 

»… ein ungeschminktes St. Pauli …, das man eigentlich nur lieben kann.«
Praxisjournal Buch 

Die Geschichten berühren,  zeigen das Leben hinter der schillernden Abendfassade ….“
Gerlinde Ahrend, suite101

Leseprobe

Am frühen Abend gehen auf der Meile die Lichter an,

auch wenn es noch hell ist. Türsteher in kackbraunen Kaufhaus-Anzügen und mit Elbsegler auf quasseln sich warm. Heiße Weiber, wilde Lust. Komm rin, du Appelbauer! Table-Dance und Getränke zu soliden Preisen. Nachgekobert wird am Plüschtresen. Das Roberto-Blanco-Double geht den Schalke-Fan frontal an. Die Verschorften an der U-Bahn-Station lassen die zigste Flasche kreisen, einer geht immer noch. Abgewrackte Punks schwärmen aus, schnorren Kleingeld für Hundefutter und so, ey, hängen sich an Tivoli-Besucher, an St. Pauli-Theater-Besucher, an jeden Gucker und Gaffer, an alle Flaneure, an Schweden und Schwaben, polnische Putzhilfen im Kunstledermini, an Au-pair-Mädchen aus Litauen, die Uhlenhorster Bibliothekarin mit ihrer total offenen Wochenendbeziehung aus Augsburg, an den Orthopäden aus Leverkusen, den offensiv auftretenden Schwulen, die heimliche Schwuchtel, an die Fummeltante, den Hähnchengriller aus Eimsbüttel, die Kassiererin bei Karstadt. Gib raus. Tu raus. Verfick dich, verpiss dich. Schönen Tag auch noch. Loddel und Luden bleiben unbehelligt, auch Gruftie-Rocker und Kettenkerle. Grazile Thais sind auf dem Weg zu ihrem Matratzenbunker. Die Reeperbahn wird zum Weihnachtsmarkt für Obszessive und Pädophile, für Getriebene und daheim Geknechtete, für andauernd Gefrustete, für einsame Wölfe und Kegelclubschwestern aus Bingen am Rhein. Spaß soll sein, ein Häppchen Kultur und a bissel Verruchtheit in der Monica Bar, Latino-Transen auf dem Schoß, das Wodka-Tonic-Glas in der Hand, flinke Finger am Hosenschlitz. In der Ritze tauschen gehörgeschädigte Boxer Erinnerungen aus, ein freies TV-Reportage-Team fragt nach Drogen und gebunkerten MP’s. Es ist nun doch schon eine Zeit lang her, dass doll viel Blut in einer der Discos floss. Die Schlemmerbrigade aus Eppendorf/ Winterhude nimmt im Cuneo, im Freudenhaus, im Abendmahl und hin und wieder auch im Phuket Platz. Es ist inzwischen kurz nach 20 Uhr, und es ist immer noch Samstag. (aus: Frank Göhre, »Auf der Reeperbahn, vor und nach Halbeins«)