Syriens verwaiste Revolution

Nautilus Flugschrift

Deutsche Erstausgabe
Aus dem Französischen übersetzt von Harald Etzbach

Mit einem aktuellen Nachwort des Autors zur deutschen Ausgabe

Broschur
160 Seiten

Erschienen November 2021

18,00 

Warum hat keine Macht der Welt die syrische Revolution unterstützt? – Die erste Analyse eines Politologen aus der Region auf Deutsch

Ziad Majeds Standardwerk liefert eine Analyse des syrischen Aufstands und seines lokalen, regionalen und internationalen Kontextes. Majed stellt unangenehme Fragen nach den Motiven für das Nicht-Handeln der internationalen Gemeinschaft, auch auf humanitärem Gebiet: Warum wurde die syrische Bevölkerung derart alleingelassen?

Majed legt die Bedingungen und Gründe für den ursprünglichen Aufstand 2011 und die spezifischen Charakteristika der Assad-Dynastie dar. Er beschreibt ihre Militarisierung und das Eindringen der Dschihadisten in die Revolution. Warum sind Russland und Iran dem Regime zu Hilfe geeilt – wohingegen jene, die sich als »Freunde des syrischen Volkes« präsentieren, insbesondere die USA, immer wieder gezögert haben, selbst nach dem Nachweis des Einsatzes von Chemiewaffen? Majed beleuchtet ebenfalls, wie dieser Krieg in den Sozialen Medien geführt wurde, er zeigt die mitreißende literarische und künstlerische Kreativität der jungen Revolutionär*innen, die vielfältigen mutigen Formen des Widerstands und der basisdemokratischen Organisation, auch und gerade einer konservativen ländlichen Bevölkerung. Majed macht nachvollziehbar, warum die Propaganda verfängt, die Assad als progressiven, anti-imperialistischen und laizistischen Verteidiger westlicher Werte darstellt.

Ursprünglich 2014 verfasst, hat Ziad Majed seine Analyse für die deutsche Ausgabe aktualisiert und um eine Vorbemerkung und ein aktuelles Nachwort ergänzt.

 

 

Buchinfos

Broschur, 160 Seiten

Autor und Übersetzer

Ziad Majed © Majd Eid

Dr. Ziad Majed, geboren 1970 in Beirut, ist Politologe und Professor für Internationale Beziehungen an der Amerikanischen Universität Paris. Er hat beim Libanesischen Zentrum für Politikwissenschaften sowie beim Libanesischen Roten Kreuz gearbeitet und gehört zu den Mitgründern der Demokratischen Linken Bewegung in Libanon. Ziad Majed publiziert auf Französisch und Arabisch über libanesische, syrische und arabische Politik, u.a. für Le Monde, Libération, Now Lebanon und Al-Quds al-Arabi. Er lebt in Frankreich und Libanon.

Harald Etzbach ist Historiker und Politikwissenschaftler, Übersetzer und Journalist. Er hat zahlreiche Werke aus den Bereichen Sozialwissenschaft, Geschichte und Philosophie aus dem Englischen, Französischen und Italienischen übersetzt (u.a. Ellen Meiksins Wood, Ilan Pappe, Slavoj Žižek, Bruno Bosteels, Giovanni Sgro).

Leseprobe

Die Welt hat keine Entschuldigung, wenn sie taub und stumm bleibt angesichts der Tragödie, die sich in Syrien und in den Flüchtlingslagern oder sogar auf dem Meer ereignet, das Überlebende auf behelfsmäßigen Booten überqueren wollen. Es ist auch keine Entschuldigung, dass sie sich weigert, gegen die Barbarei vorzugehen, unter dem Vorwand, sie befürchte, diese könne durch andere Barbareien ersetzt werden.
In den Revolutionen gibt es keine Gewinn- oder Verlustrechnungen, die die Wahlmöglichkeiten und die »roten Linien« vorschreiben. Denn Revolutionen erheben sich von Natur aus gegen das Unmögliche. Und in der bloßen Tatsache, dass sie stattfinden und bestehen können, liegt ein Teil ihres Erfolgs: die Rückkehr der Menschen in die Freiheit, ihre Wiederaneignung ihres Schicksals, auch wenn es nur für einen Moment ist, bevor der Tod sie ereilt. Die syrische Revolution hat in eben diesem Sinne große Dinge vollbracht, trotz der Tatsache, dass sie verwaist und ihr Opfergang lang ist.

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