Mamdani beschreibt in diesem fulminanten Buch zweierlei: den politischen und historischen Konflikt in Dafur – und darüber hinaus die Instrumentalisierung dieses Konfliktes als PR-Waffe im „Krieg gegen den Terror“. Beispielhaft demontiert er eine westliche Kampagnenpolitik (die „Save Dafur“-Bewegung), die einen Krieg im „fernen Afrika“ aus seinem politischen Kontext herauslöst und ihn zu einem Fixpunkt der moralischen Empörung macht. Dabei wird mit groben Vereinfachungen bis hin zu offensichtlichen Fälschungen an der Unanfechtbarkeit der westlichen, einer Dämonisierung der arabischen und einer Opferrolle der schwarzafrikanischen Partei gearbeitet.
Was den tatsächliche Konflikt in Dafur und seine historischen Wurzeln betrifft, bietet Mamdanis Buch eine spannende Lektüre über die gesamte Sahelzone und den nordafrikanischen Kontinent: Sklavenhandel, Stammesinteressen, Migrationsströme, Kolonialismus, Islamismus, die sich verschärfende ökologische Krise, Unabhängigkeitsbewegungen, der Kalten Krieg, Bürgerkrieg, Rebellionen und Repressionen werden detailliert und anschaulich untersucht. Er weist nach, wie der Westen in den aktuellen Konflikt involviert ist und ihn zum eigenen Nutzen in den „Krieg gegen den Terror“ einbindet.
Die konsequente Infragestellung der westlichen Perspektive ist es, die die Lektüre dieses Buches zu einem intellektuellen Abenteuer machen. Mamdani versteht es auf sehr anregende Weise, die politischen Sehgewohnheiten und ihre Schlussfolgerungen in eine afrikanische Perspektive zu rücken.