Das Kapital sind wir

Zur Kritik der digitalen Ökonomie

Preis »Das politische Buch« der Friedrich-Ebert-Stiftung 2018

Originalveröffentlichung
Broschur, durchgehend illustriert,
272 Seiten

Erschienen September 2017

20,00 

Was passiert, wenn sich Unternehmen Menschheitsaufgaben zum Ziel setzen? Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der das Internet zur Meta-Struktur einer neuartigen, digitalen Ökonomie wird?

Internet-Monopole sind allgegenwärtig, deren Ziel nicht mehr die fabrikmäßige Herstellung von Waren und deren Verkauf ist, sondern die Organisation des Zugangs zu Wissen und Information selbst. Ob es darum geht, die ganze Erde zu kartieren oder alle Freundschaften der Welt zu organisieren – im digitalen Kapitalismus werden Algorithmen zur wichtigsten Maschine, Daten zum essenziellen Rohstoff und Informationen zur Ware Nummer eins.

Der digitale Kapitalismus beutet immer weniger lebendige Arbeit direkt aus. Stattdessen halten wir, die User, ihn mit unserer Aktivität auf den digitalen Plattformen am Leben: User Generated Capitalism. Ein Heer von Mikro-Entrepreneuren, befreit von Festanstellungsverträgen und gesetzlichen Regelungen, versucht in den Prärien des digitalen Wilden Westens sein Glück: Jeder kann für fünfzehn Minuten ein Unternehmer sein! Und hält sich vielleicht zukünftig mit dem bedingungslosen Grundeinkommen über Wasser – dem mit Deregulierung und Vereinzelung bestens kompatiblen »Sozial«-System des digitalen Kapitalismus.

Kritik, die auf Datensammelwut oder Zersplitterung von Arbeitsverhältnissen fokussiert ist, greift zu kurz. Oft wird der digitale Kapitalismus vom Standpunkt des Vor-Digitalen aus kritisiert und entweder verleugnet oder verharmlost: der Informations-Kapitalismus scheitere an sich selbst.

Der Kapitalismus ist aber nicht in der Krise, er wird auch nicht zum Post-Kapitalismus, im Gegenteil: er macht das Kyoto-Protokoll zu seiner Agenda und tritt an, eine postfossile kapitalistische Ära zu begründen. Und mit der Entwicklung von selbstfahrenden Autos etwa fordert der digitale Kapitalismus den Fordismus auf dessen ureigenem Terrain heraus, wenn er sein iconic product – das Automobil – umdefiniert zu Mobilität als IT-Service.

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Inhaltsverzeichnis

Buchinfos

Broschur, durchgehend illustriert, 272 Seiten

Autor

Timo Daum © Fabien Grimm

Timo Daum © Fabian Grimm

Timo Daum arbeitet als Hochschullehrer in den Bereichen Online, Medien und Digitale Ökonomie. Er ist studierter Physiker und verfügt über zwei Jahrzehnte Berufserfahrung in der IT-Branche. Er veranstaltet Vorträge und Seminare zur Thematik des digitalen Kapitalismus. Timo Daum lebt in Berlin.

Pressestimmen

»Das Buch ist ein Appell, kritisch zu denken und politisch zu handeln, um den demokratischen Gestaltungsanspruch zu verteidigen. Der Autor überzeugt mit seiner faktenreichen Argumentation und seinen pointierten Aussagen. Ein besonderer Verdienst liegt in der durchgehend verständlichen Vermittlung dieses komplexen Themas.« Aus der Begründung der Jury für den Preis »Das politische Buch« 2018 »Eine aufschlussreiche Kritik der digitalen Weltverbesserungsrhetorik (…) Was den Essay ausmacht und von anderen technokritischen Beiträgen abhebt, ist seine ganzheitliche Betrachtung dessen, wie sich digitale Arbeitsweisen in uns einschreiben und unser Denken, Handeln und Fühlen verändern.« Anja Kümmel, ZEIT ONLINE »›Was würde Karl Marx zu Facebook und Twitter sagen?‹ Timo Daum schafft es in seiner Publikation, diese Ausgangsfrage nicht nur als Phrase vor sich herzutragen, sondern etwas Neues und Spannendes zu den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen beizusteuern, er bereichert mit seiner Monografie den linken Diskurs um Digitalisierung.« Christopher Wimmer, der Freitag »Seine Vorschläge sind manchmal so originell, dass es einfach Spaß macht, über sie nachzudenken.« Vera Linß, Deutschlandfunk Kultur

Leseprobe

Was würde Karl Marx zu Facebook und Twitter sagen? Würde Karl Marx heute auferstehen, fände er eine paradoxe Situation vor. Auf der einen Seite gibt es das Internet, eine weltweite, überstaatliche, kostenlos nutzbare Infrastruktur für Kommunikation und Produktion; es gibt Gewerkschaften, Gleichberechtigung der Frauen, kostenlose Schulbildung und progressive Einkommensteuer. Auf der anderen Seite müssten wir ihm aber schweren Herzens mitteilen, dass immer noch kapitalistische Verhältnisse herrschen und alte Fragen nach politischer Repräsentation, sozialer Gerechtigkeit und sinnvoller Ressourcenverteilung immer noch auf der Tagesordnung stehen. Und dass die zugrundeliegenden Infrastrukturen vortrefflich harmonieren mit einem neuen Kapitalismus, der keine industriell hergestellten Waren mehr produziert und verkauft, sondern den Zugang zu digitalen Daten organisiert. Aus dem Inhalt: Der Weg zum Digitalen Kapitalismus +++ Information, ein tückisches Ding +++ Berechnen und Herrschen +++ Weltverbesserung™ Inc. +++ Wer sind die Roboter? +++ User-Generated Capitalism +++ Sharing is Caring? +++ Kreativ-Arbeit 2.0 +++ Die Geburt der Solo-Kapitalisten +++ Das Bedingungslose Grundeinkommen und der Digitale Kapitalismus +++ General intellect – die Transformation von Wissen in Kapital +++ Der Digitale Kapitalismus ist da

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Leseprobe

Videobeiträge

Timo Daum im Gepräch mit Robert Feustel

Aufzeichnung der Online-Veranstaltung auf dem Werkleitz-Festival am 20. Juni 2021 in der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Halle (Saale)

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