Der Afrik

Roman

SWR Bestenliste Februar 2024

Originalveröffentlichung

Gebunden, 160 Seiten

Erschienen September 2023

22,00 

Eine berührende Geschichte über zwei Ungewollte – und über eine Auswanderung, die eigentlich eine Vertreibung war

Afrik – so rufen sie ihn, der zurückgezogen in einer Hütte oberhalb von Pfaffenweiler lebt. Das badische Weindorf hatte in Zeiten von Missernten und Hungerkrisen gehofft, seine Armen ein für allemal los zu sein, als es ihnen 1853 die Ausreise nach Algerien finanzierte und ihnen dort ein Paradies versprach – Rückkehr ausgeschlossen. Um das Geld für die Überfahrt aufzubringen, hatte die Gemeinde einen Wald abholzen lassen und die Fläche an Winzer verkauft. Den Weinberg nannten sie Afrika. Doch in Algerien erwartete die Aussiedler Hunger, Krankheit und Krieg. Unter ihnen war auch Franz Xaver Luhr mit seiner Mutter.
Er ist als Einziger zurückgekehrt und bereitet nun seine Rache vor: Seit Jahrzehnten treibt er einen Stollen in den Weinberg, um ihn eines Tages zu sprengen. Er ist fast fertig. Doch eines Wintertags sitzt ein Junge auf der Bank vor seiner Hütte, bei sich nur einen Zettel mit den Worten: Je m’appelle Jacob. Tu es famille.

Behutsam und berührend erzählt Sven Recker, auf wahren Begebenheiten basierend, von der Annäherung zweier Sprachloser und setzt den Ausgestoßenen von Pfaffenweiler ein literarisches Denkmal.

 

Buchinfos

Gebunden, 160 Seiten

Autor

Sven Recker c Philipp Spalek

Sven Recker wurde 1973 in Bühl/Baden geboren und lebt in Berlin. Der Afrik ist sein dritter Roman. Seine vorherigen Bücher Krume Knock Out und Fake Metal Jacket wurden als Hörspiel und als Theaterstück inszeniert. 2015 las er mit einem Auszug aus seinem Debütroman Krume Knock Out bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.

Pressestimmen

»Sven Recker hat ein ganz konzentriertes, lakonisches, böses, mitreißendes und irgendwie weises Buch über diese wahre Geschichte geschrieben – ohne mit dem Zaunpfahl zu winken, und das ist die große Kunst. Aber dennoch: Man kommt gar nicht darum herum, das mit heute zu vergleichen – und sehr beschämt zu sein. Es ist wirklich ein herausragendes Buch.« Tobias Rüther, WDR5

»Sven Reckers Roman ist ein poetischer Text, manche Passagen möchte man laut sprechen. (…) Er verdichtet in der Figur des unglücklichen Rückkehrers eine Erfahrung, die arme Menschen heute genauso machen wie vor 170 Jahren (…).« Sigrid Brinkmann, Deutschlandfunk

»Es überwiegt Reckers Verdienst, auf nicht-voyeuristische Weise an ein kaum bekanntes Kapitel badischer Migrationsgeschichte in berührenden Schlaglichtern zu erinnern. Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein.« René Zipperlen, Badische Zeitung

»Ein äußerst gelungenes Buch.« Philipp Schlüter, Hannoversche Allgemeine Zeitung

»Recker orientiert sich an einem außerhalb Badens wohl kaum bekannten historischen Stoff, den er fiktionalisierend weiterspinnt. Er macht das ganz hervorragend (…) Erzählt wird das Ganze aus der Per­spektive des Alten, in Rückblenden, mit archaischen Komponenten, zappend vom verschneiten Schwarzwald in die knüppeltrockenen Wüsten Nordafrikas und zurück, als Soundtrack unterlegt mit Reminiszenzen an den guten alten Aberglauben, Lead Vocal: der Nachtkrapp.« André Dahlmeyer, junge Welt

Leseprobe

Du weißt, was die Leute sagen. Sie glauben, die Sonne Afrikas hätte dein Hirn vollkommen verbrannt. Wenn du ins Dorf gehst, kommen die Kinder und rufen dir nach:

Du!
Du!
Depp!
Du!

Wenn sie dich verhöhnen, beißt du dir in die Hand, aber der Drang, das zu antworten, was du auf keinen Fall sagen willst, geht nicht weg, und du brüllst:

Depp!
Du!
Depp!

Die Kinder lachen, dann rennen sie weg. Du würdest gerne eines von ihnen schnappen und am Ohrläppchen ziehen. Du traust dich nicht, stattdessen denkst du an deinen Stollen und den Sprengstoff, den du ihren Vätern seit Jahren schon bei deiner Lohnarbeit in ihren Steinbrüchen stiehlst. Bei dem Gedanken lachst du laut auf. Es klingt, als würdest du bellen, und sie denken erst recht, du wärst verrückt.

Als du zurückgekommen bist, haben sie dir eine verfallene Hütte gegeben, oben am Hang, Afrika liegt gleich nebenan. Du hast das Dach mit Rinde gedeckt, du hast aus Stein einen Brunnen gehauen, du hast die Wände mit Lehm verputzt, du hast den Steinboden geschrubbt, dir eine Tür gezimmert und dir ein Bett, einen Stuhl, eine Truhe und einen Tisch selbst gebaut. Jetzt hast du ein richtiges Haus.

Leseprobe »Der Afrik«

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