Marc Thörner ist einer der bei der US-Army »eingebetteten« Journalisten im jetzigen Irakkrieg und hat in den letzten zehn Jahren viele journalistische Reisen unternommen: nach Afghanistan, Marokko, Algerien, Ägypten, Tunesien, Pakistan. Dabei liegt sein Augenmerk auf den Verhältnissen hinter der Bilderwelt des Aktuellen: Wie lebt man unter den Verhältnissen, in die der Krieg auf die eine oder andere Weise eingezogen ist. Seine Reportagen leben von der Unmittelbarkeit der Beobachtung und seiner Kenntnis des Islams.
»Lasst sie doch leben, wie sie leben wollen, das ist nun mal ihre Kultur« und: »Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen.« Die Worte eines Bundeswehroffiziers in Afghanistan und die eines US-Fallschirmjägers im Irak werden zu Leitmotiven einer Reise über die Kriegsschauplätze des 21. Jahrhunderts. Wie wollen die Menschen dort eigentlich leben? Woher kommt der Aufschwung des kämpferischen Islamismus? Wieso scheint der Krieg manchen, die ihn vor Ort auskämpfen, schon jetzt der Anstrengung nicht wert?
Unterwegs mit US-Soldaten im Irak, in der deutschen Schutzzone in Nordafghanistan, bei Diskussionen mit Geistlichen im pakistanischen Medersen lösen sich die scheinbar starren Fronten auf; die vorgefassten Bilder verblassen.
Immer wieder trifft der Autor auf Vertreter eines toleranten Islam, auf Demokraten und Reformer; doch überall stehen sie auf verlorenem Posten, weil die Kämpfer gegen den Terror, die vermeintlichen Vorreiter der Demokratie, mit Diktatoren und erzkonservativen Autoritäten Bündnisse geschlossen haben. Was von EU-Außenpolitikern als »kluge Realpolitik« ausgegeben wird, was das Pentagon als neue Strategie vorstellt, folgt noch immer einer im 19. und 20. Jahrhundert begründeten Strategie.
Der Krieg gegen den Terror ist so nicht zu gewinnen. »Vielleicht aber«, so die tunesische Oppositionelle Sihem Bensedrine, »kann man die Flugzeugträger zu Hause lassen, wenn man dem Feind den falschen Bart abreißt«.