Die Orangen des Präsidenten

Roman

Originalveröffentlichung
Gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten

Erschienen März 2011

16,00 

Nasrija, Irak, 1989: Am Tag der letzten Abiturprüfung wird Mahdi zu einem Ausflug eingeladen. Sein Klassenkamerad Ali hat sich ein Auto ausgeliehen, und die beiden wollen das Ende der Schulzeit feiern. Doch es ist das falsche Auto, und Ali kennt die falschen Leute – die beiden werden ohne Anklage und Prozess inhaftiert.
Mahdi stehen zwei Jahre Gefängnisalltag bevor, Hunger, Folter, Grausamkeiten, Zynismus: Zum Geburtstag Saddam Husseins wird den Häftlingen eine Amnestie in Aussicht gestellt – doch dann bekommt jeder nur eine Orange als Geschenk.
Mahdi rettet sich in dieser Hölle durch seine Begabung zum Geschichtenerzählen. Drastisch, tragikomisch und ergreifend berichtet er Episoden aus seiner Kindheit und Jugend, besonders von der Freundschaft mit dem Taubenzüchter Sami und dem Geschichtslehrer und Literaturübersetzer Razaq.
Der Roman lässt ein eindrucksvolles Bild des Irak der achtziger und neunziger Jahre entstehen.

Buchinfos

Gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten

Autor

Abbas Khider © Jacob Steden

Abbas Khider © Jacob Steden

Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. 1996 floh er nach einer Verurteilung aus »politischen Gründen« und einer zweijährigen Gefängnisstrafe aus dem Irak. Von 1996 bis 1999 hielt er sich als illegaler Flüchtling in verschiedenen Ländern auf, seit 2000 lebt er in Deutschland. Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft in München und Potsdam. Lyrik in verschiedenen Publikationen.
Bei Edition Nautilus erschienen die Romane Der falsche Inder (2008), Die Orangen des Präsidenten (2011) und Brief in die Auberginenrepublik (2013). Für diese Werke wurde Abbas Khider vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin 2009, dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis 2010, dem Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2013 und dem Nelly Sachs Preis 2013.

Pressestimmen

»Ein starker, ein bewegender Text, ein Augen öffnendes Buch.«
Denis Scheck, Druckfrisch

».. ein erstklassiger Roman.«
Wolfgang Herles, aspekte

»Abbas Khider ist ein unglaublich raffinierter Erzähler.«
Hubert Spiegel, Deutschlandfunk

»Nüchtern, direkt, lakonisch, mitunter fast komisch.«
Ulrich Noller, WDR Funkhaus Europa

»Schön und schrecklich zugleich.«
Martin Ebel, Tages-Anzeiger 

»… ein außergewöhnlicher Roman.«
Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung

»Ein leises, aufühlendes Buch über die Wilkür einer Diktatur.«
Saarbrücker Zeitung 

»Was für ein atemraubendes Buch!«
Badische Neueste Nachrichten

»›Die Orangen des Präsidenten‹ ist ein großes Buch.«
Fabian Stiepert, LeipzigAlmanach 

»… eine tief beeindruckende literarische Stimme, ein Glücksfall.«
Neue Presse Hannover 

»Ein schmaler Roman, der die Türen weit öffnet in die jüngste Geschichte des Irak. Hoch politisch, aber auch anrührend, und wie oft funkelt Lebensmut im traurigen Geschehen, gerät die Lektüre unvermutet vergnüglich!«
Buchhandlung Dante Connection, Berlin

Leseprobe

»…als blickten wir direkt in die feurige Verdammnis. Es dauerte einen Moment, bis ich wirklich begriff, was ich dort sah. In der Kiste lagen leuchtende, pralle, saftige Blutorangen.«

»Was ist mit euch los? Wessen Geburtstag zum Teufel?«, fragte ich, weil ich nicht verstand, warum sich plötzlich alle so freuten.
»Es ist der Geburtstag unseres Führers!«
»Was? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Saddams Geburtstag?«, stieß ich angewidert hervor.
»Gibt es etwa einen anderen Führer in diesem Lande? Alles Gute, alles alles Gute, mein Freund!«, beglückwünschte er mich wie von Sinnen.
»Habt ihr einen Lagerkoller oder hat euch die Mangelernährung das letzte bisschen Hirn zerstört? Saddam hat unser Leben in eine Hölle verwandelt! Ihr Idioten! Noch ein Wort und ich schlage euch die Fresse ein!«
»An diesem Tag öffnen sich alle Pforten des Himmels«, posaunte Dahlal weiter. »Halbnackte Engel, behangen mit Zigeunerschmuck, werden wild und willig durch die Zellen tanzen und sich uns hingeben wie die Jungfrauen im Paradies…«
Dann wandte er sich mit einem versöhnlichen Blick an mich: »Also, der 28. April ist tatsächlich Saddams Geburtstag und der wichtigste Tag im Leben jedes politischen Häftlings im Irak. In der Vergangenheit wurde an diesem Tag fast immer eine Amnestie für alle politischen Gefangenen erlassen. Wir sehnen diesen Tag also schon seit Monaten herbei. Er ist unsere Chance, hier lebend rauszukommen…«

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