Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung

Roman

Gebunden, 200 Seiten

ca. € 22,00

ISBN 978-3-96054-469-2

Erscheint September 2025

n. a.

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Die unglaubliche Geschichte einer gelebten Utopie mitten in der DDR: die »Krüppelkommune« von Hartroda

Arnstadt, Thüringen, Ende der 70er Jahre. In einem Heim für behinderte Jugendliche beschließen drei Freunde, die sich kaum bewegen können: Wir brechen aus. Von Rente und Pflegegeld wollen sie sich Pfleger finanzieren, ein Haus bekommen sie von der Kirche – das alte Pfarrhaus in Hartroda, im Altenburger Land.
So beginnt die Geschichte einer Kommune, die völlig aus der Zeit und aus dem Land gefallen ist. Die einen bekommen Hilfe, die anderen Asyl – vor der Schinderei im Staatsbetrieb, vor einem Leben im stupiden Kreislauf von Arbeiten, Saufen, Schlafen. Eine Gemeinschaft der Gleichen, in der alles geteilt wird – Geld und Bücher, Platten und Bier, aber auch alle Gebrechen. Eine Gemeinschaft der Aussortierten, die sich mit Witz und Chuzpe das Undenkbare erkämpft: ein selbstbestimmtes Leben, vielleicht sogar Freiheit. Unter dem Schirm der Kirche wird sie, so scheint es zumindest, vom DDR-Apparat in Ruhe gelassen.
Intellektueller Kopf der Gemeinschaft ist Gruns. Er wird vom schweigsamen Mozek gepflegt, der vom Dachboden aus internationale Fernschachturniere bestreitet und sich über seine Vergangenheit bedeckt hält. Denn Mozek, ehemaliger Grenzer, ist auf der Flucht vor der eigenen Schuld.
Ich hab meine Sache auf nix eingestellt / auf gar nix, überhaupt nix, heißt es in einem Lied der Band Mischpoke, die zum Freundeskreis der Kommune gehört. Als die DDR zusammenbricht, wird deutlich, dass es auch die Mauer war, die die Gemeinschaft von Hartroda zusammengehalten hat.

Gespräch mit Karsten Krampitz über »Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung«

Buchinfos

Gebunden, 200 Seiten, ca. € 22,00

Autor

Karsten Krampitz © Uli Decker

Karsten Krampitz (*1969 in Rüdersdorf) ist Autor, Historiker und Journalist. Er schrieb für Straßenzeitungen, war an der Besetzung von Luxushotels beteiligt und Mitgründer von »Mondkalb – Zeitung für das Organisierte Gebrechen«. Er promovierte zur Rolle der Kirche in der DDR. 2009 gewann er beim Bachmann-Wettbewerb den Publikumspreis. Für die Arbeit an diesem Roman erhielt er das Berliner Senatsstipendium für Literatur, das Literaturstipendium des Freistaats Thüringen und ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds.

Leseprobe

Dies. Und Paradies. Die Bässe dröhnten – auf einer Hochzeit in der Kirche, die, das müssen wir leider anmerken, keine kirchliche Trauung war. Das Gitarrensolo kam von ganz oben, von der Kanzel, auf die Eisen gestiegen war. Wann um Himmelswillen ist eine Dorfkirche jemals so voll gewesen, so voller Leben? Und so laut? Ebenso die Besucher. Rollstühle drehten sich im Kreis. Alles Volk tanzend, dicht gedrängt. Es roch nach Menschen, außerdem nach Bier und Tabak.
Und mittendrin: Bernd Mozek, als Teil einer Masse, einer wippenden Menge, in der jeder jeden irgendwie kannte und in der dieser schwerfällige Mann – rein optisch – ein Fremdkörper war, mit akkuratem Façon-Haarschnitt, schwarzgescheitelt, wie aus der Kaserne. Und genau so schauten ihn manche auch an: Kennt den wer? Was, der gehört zum Brautpaar? Alter, lass dir bloß die Haare wachsen! Ein freier Mensch trägt freie Haare, keinen verschissenen Scheitel. Komm, Bruder, tanz!
Und beide, fremder Geist und fremder Körper, waren zur rechten Zeit am rechten Ort und das sogar mit den richtigen Leuten. Alles fühlte sich auf einmal so leicht an.

Stimmen zum Buch

»Nichts an der Utopie eines Zusammenlebens wie in Karsten Krampitz’ Roman hat sich erledigt. Im Gegenteil. Jeder Tag eines freien, solidarischen Lebens sollte wie ein Geschenk gefeiert werden. Laut lesen.« Annett Gröschner

»Wer zwei Kästen Bier hat, mache einen zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.« Bov Bjerg

»Karsten Krampitz gehört zu den besten Kennern der DDR-Spätphase.« Christian Schröder, Tagesspiegel, über 1976. Die DDR in der Krise

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Karsten Krampitz © Uli Decker

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