In den Vereinigten Staaten von Afrika herrscht der Fortschritt. Afrikanische Finanzmärkte geben den Takt vor, bezahlt wird weltweit mit der AfriCard. Afrikanische Universitäten bilden die Elite der Wissenschaft aus. Die Einzigen, die vielleicht nicht gleichgültig gegenüber den Millionen von Elendsflüchtlingen aus dem Norden sind, die verzweifelt an ihrer Grenze auflaufen oder halbtot an den Stränden von Djerba und Algier aufgegriffen werden, sind die Künstler.
Auch die junge Malerin Maya hat sich der Parole »Eine andere Welt ist möglich« verschrieben. In der Normandie geboren und von einem gutmeinenden Paar in Asmara adoptiert, begibt sie sich nach dem Tod ihrer Adoptivmutter auf die Suche nach ihren eigenen Wurzeln … Doch leider ist ihre leibliche Mutter so alt, verarmt und zahnlos, das Maya ihr zwar eine lebenslange Rente aussetzt, dann aber schnell nach Eritrea zurückkehrt, um dort die Eindrücke ihrer Reise künstlerisch umzusetzen …
Hinter Waberis märchenhaftem Ton und den amüsanten Verkehrungen lauern scharfe Beobachtungen und bitterböse Anklagen. In der französischen Öffentlichkeit hat der Roman seit seinem Erscheinen große Aufmerksamkeit erregt.
In den Vereinigten Staaten von Afrika
Roman
Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Katja Meintel
Deutsche Erstausgabe
Gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten
Erschienen Februar 2008
Buchinfos | Deutsche Erstausgabe Gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten |
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Autor
Abdourahman A. Waberi wurde 1965 in Dschibuti geboren. Nach seinem Studium der englischen Literatur lehrt er heute als Professor am Wellesley-College nahe Boston; von 2006-07 war er Gast des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin. Waberi gilt als Nationalschriftsteller Dschibutis. Sein Roman Cahier nomade wurde mit dem »Grand prix littéraire d’Afrique Noire« ausgezeichnet. Auf Deutsch erschienen von Waberi bisher Die Legende von der Nomadensonne und Die Schädelernte.
Waberis Werke wurden in mehr als acht Länder verkauft und die Zeitschrift Lire zählt ihn zu den 50 wichtigsten und einflussreichsten zeitgenössischen Autoren.
Mehr Informationen zum Autor: www.abdourahmanwaberi.com
Pressestimmen
»… ein kritischer und subtiler Kenner … des frankophonen Afrika.«
Martin Zähringer, Frankfurter Rundschau
»… satirisch und scharfzüngig«
Kreuzer Leipzig
»… Regt ein neues Miteinander der Kontinente an ….«
Diwan, Büchermagazin, Bayerischer Rundfunk
»… eine aberwitzige Satire voller feinsinniger Anspielungen ….«
Jüdische Zeitung
»… Reicht weit über eine satirische Parabel hinaus.«
Sabine Peters, SWR2 Forum Buch
»… ein satirisches, ironisches, politisches, böse-komisches Buch ….«
literaturkurier
»Das unterhaltsamste Buch aus Afrika in deutscher Übersetzung ….«
Manfred Loimeier, General-Anzeiger
»… ein aufwühlendes, amüsantes und zugleich radikales Buch ….«
Werner Bloch, NDR Kultur
»Waberi erzählt … humorvoll, witzig spielt er mit der Sprache.«
Heinz Hug, Neue Zürcher Zeitung
»… Persifliert bitterböse die westliche Sicht auf die globale Schieflage ….«
Sabine Berking, Frankfurter Allgemeine
»… Ein verblüffender, stellenweise amüsanter und dann wieder betroffen machender poetischer Roman.«
Rainer Glas, www.lesenswert.de
»Sehr zu empfehlen.«
Birgit Fromme, Buchprofile
»… ein humanistisch entworfenes Mahnmal für mehr Menschlichkeit.«
Manfred Loimeier, Stuttgarter Zeitung
»… zärtlich poetisch im Wort – … – aber knallhart in der Aussage ….«
Lilian-Astrid Geese, Neues Deutschland
Leseprobe
Da sitzt er, ausgelaugt. Schweigend. Eine flackernde Kerze wirft spärliches Licht auf die Kammer des Zimmermanns im Gastarbeiterheim. Der Weißhäutige aus der Ethnie der Schweizer spricht einen deutschen Dialekt und behauptet steif und fest, im Zeitalter von Jet und Web vor Gewalt und Hunger geflohen zu sein. Er hat sich jedoch jene Aura bewahrt, die schon unsere Krankenschwestern und Entwicklungshelfer faszinierte. Nennen wir ihn Yacouba, erstens, um seine Identität zu schützen, und zweitens, weil er einen Familiennamen hat, bei dem man sich die Zunge aushaken würde. Er wurde in einer verseuchten Favela der Region Zürich geboren, wo Kindersterblichkeit und Aids – eine Geißel, die erstmals vor bald zwei Jahrzehnten in den von Prostitution, Rauschgift und Laster verderbten Milieus Griechenlands auftrat und sich zu einer weltweiten Epidemie entwickelte, wie dies von der Versammlung der Hohenpriester der globalen Wissenschaft in Maskat im wackeren Königreich Oman festgestellt wurde – Rekordwerte erreichen; so jedenfalls lauten die Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO, die ihren Sitz bekanntlich in unserer schönen und friedlichen Stadt Banjul hat.
Hier sind auch immer wieder die Spitzen der internationalen Diplomatie zu Gast, um über das Schicksal von Millionen Flüchtlingen verschiedenster Ethnien zu entscheiden (Österreicher, Kanadier, Amerikaner, Norweger, Belgier, Bulgaren, Briten, Isländer, Portugiesen, Ungarn, Schweden…), ganz zu schweigen von den halb verhungerten Boat People auf dem nördlichen Mittelmeer, die verzweifelt den Mörsern und Granaten zu entkommen versuchen, die ihre dunklen Schatten über die leidgeprüften Landstriche Euramerikas werfen. Einige schaffen es an Land, irren umher, verlieren den Mut, werfen mir nichts, dir nichts die Flinte ins Korn und warten darauf, vom Nichts dahingemäht zu werden.
Prostituierte allerlei Geschlechts, monegassische, vatikanische und andere, stranden an den Stränden Djerbas und der kobaltblauen Bucht von Algier. Diese armen Teufel sind auf der verzweifelten Suche nach Brot, Milch, Reis oder Mehl, die von den afghanischen, haitischen, laotischen oder sahelischen Wohltätigkeitsorganisationen verteilt werden.
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