Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes

Roman

Originalveröffentlichung

Gebunden, 168 Seiten

Erschienen März 2023

22,00 

Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)

Was ist Kunst, wenn sie nicht in den Augen der Betrachtenden liegt? Magdalena Saigers preisgekrönter Debütroman ist die Geschichte einer radikalen Abkehr

»Diesen Text wird nie jemand lesen.« Ein namenloser Erzähler, der seinem Erfolg im Kunstbetrieb und der Zivilisation den Rücken kehrt und ins Offene aufbricht. Ein Kunstwerk, das bei seiner Vollendung schon wieder zerstört werden soll. Und ein Dorf, das nur noch in den Erzählungen eines Einzelnen existiert.
Zwei Männer begegnen sich dort, wo auf Google Maps die Umrisse unscharf werden, im Hinterland bei der Autobahn, wo schon lange niemand mehr absichtsvoll hingelangte. Der eine will in einer verlassenen Lagerhalle ein gigantisches Labyrinth aus Papier erschaffen, das nie jemand zu Gesicht bekommen soll. Sein Vorhaben entwickelt er, grimmig und entschlossen, im Zwiegespräch mit einem Publikum, dem er sich zugleich vehement verweigert.
Der andere, der von ihm Giacometti genannt wird und dessen Anwesenheit ihm zunächst gar nicht gelegen kommt, widersetzt sich dem Lauf der Dinge, indem er Nacht für Nacht von seinem Dorf erzählt, das hier einst gestanden hat, bevor es einer Kohlegrube weichen musste. Einander beäugend, suchend und doch auf Abstand haltend bewegen sich die beiden Gestalten am Rand der Grube, ungewollt Verbündete in der Verteidigung des Ortes gegen Anfechtungen von außen.
Magdalena Saigers Debüt ist ein poetischer, kunstvoll konstruierter Roman über die Suche nach Wahrhaftigkeit in einer entfremdeten Welt.

Buchinfos

Gebunden, 168 Seiten

Autorin

Magdalena Saiger © Andreas Hornoff

Magdalena Saiger, geboren 1985, lebt in Hamburg. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und Madrid und promovierte an der Universität Hamburg in Geschichte. Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes ist ihr Debütroman. Mit dem Manuskript war sie Preisträgerin des Hamburger Literaturpreises 2020.

Stimmen zum Buch

»Ein Debütroman, und was für einer.« Julia Hubernagel, taz

»Dieses Buch mag ein Erstling sein; aber es ist kein überstürzter Schnellschuss. Der Roman ist präzise und poetisch, durchfunkelt von Komik und in all seiner Wildheit auch ein strenges Exerzitium. (…) Saigers Roman ist staunenswert.« Sabine Peters, taz

»›Was ihr nicht seht‹ steht auch in der Tradition von Kunstwerken, die sich in sich selbst verschließen, die den Topos der Undarstellbarkeit, der Grenzen des Abbild- und Symbolisierbaren in ihr Zentrum stellen. Damit feiert dieses Debüt auch die Unverfügbarkeit, das Rätsel der Kunst.« Beate Tröger, Deutschlandfunk

»Kunst, Schönheit, radikales Verschwinden: Solche Exitstrategien verhandelt Magdalena Saigers Debütroman mit labyrinthischem Humor und großem Gespür für die Mondlandschaften der Gegenwart.« Jutta Person, Philosophie Magazin

»Ein ungewöhnlicher Debütroman… ›Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes‹ ist auch eine kleine Kunde über Labyrinthe und die Beschaffenheit von Papier, über Theseus’ Heldentat und Ariadnes verzweifelte Liebe. Nicht zuletzt denkt der Roman über Schönheit nach.« Katharina Bendixen, junge Welt

»Ihren Protagonisten hat Magdalena Saiger mit einer manchmal brachialen und boshaften, manchmal sanften und poetischen Sprache ausgestattet, seine Suche nach Reinheit konterkariert sie mit sanfter Ironie. (…) Magdalena Saigers beeindruckender Roman erzählt kunstvoll, dabei auch zürnend und düster, wie KünstlerInnen, stellvertretend für die Menschheit insgesamt, den Bezug zum »Gleichgewicht der Welt« verloren haben und dieses auch nicht mehr – dauerhaft – herzustellen vermögen.« Thomas Plaul, Lesart

»Magdalena Saiger ist eine Magierin. Sie verzaubert uns mit sprachgewaltigen Bildern der brüchigen Schönheit eines lost placeThomas Bleitner, Buchhandlung Lüders, Hamburg

»Dieser außergewöhnlicher Roman ist ein kleiner Rausch, der langsam wirkt und dann aber auch wieder meine Wahrnehmung geschärft hat.« Anna Rahm – Mit Büchern unterwegs, Ravensburg

»Magdalena Saiger lässt ihre Figur so wütend und so philosophisch zugleich, so klug und dabei subtil witzig sprechen, dass man sich diesem Sog kaum entziehen kann.« Aus der Jurybegründung für den Hamburger Literaturpreis 2020

Leseprobe

Am sechsten Tag traf ich auf Giacometti. Ich kam mit der Materialfrage nicht recht voran und hatte mir vorgenommen, die Morgenstunden in der Halle zu verbringen, die Wanderung des Lichts zu verfolgen und in Skizzen zu vermessen: die Kegel der sonnigen Tage und wann sie mit ihren Suchbewegungen die untere, wann die obere Kante der Wände erreichten, die wolkigen Schatten des diffusen Regenlichts, und zu errechnen, wie es stehen würde im April, im Juni, im September und zur Sonnwende im Winter.
Ich hockte also am Boden, die Türflügel zum Vorraum und nach draußen standen weit offen, und der Bleistift hielt das Licht fest, das immer schon weiter war, überholte es dann leichthin auf Rechenwegen, wusste im Vorhinein über seinen Weg Bescheid, ein Göttergefühl –
– da wurde die helle Fläche vor mir durchkreuzt von einem Schatten. Ich erstarrte, und auch der Schatten, der von hinter mir auf die Wand vor mir fiel, stand so starr, dass ich einen Moment glaubte, er sei mein eigener, der sich losgemacht hatte und mir jetzt entgegentrat.

Leseprobe »Was ihr nicht seht«

Downloads

Bitte erst das gewünschte Bild durch Anklicken in voller Größe anzeigen lassen, dann herunterladen:

CC-Saiger_Was-ihr-nicht-seht_125 © Maja Bechert

Saiger_c_privat

Saiger-quer-c-Andreas-Hornoff