Watschenbaum

Roman einer Kindheit

Originalveröffentlichung
Gebunden mit Schutzumschlag,
192 Seiten

Erschienen August 2012

19,90 

Seinen Vater kennt Cornelius nicht, und weshalb seine Mutter eines Tages verschwunden ist, weiß er auch nicht. So verlebt er eine Nachkriegskindheit bei seinen Großeltern in der Münchner Vorstadt, zwischen Bahndamm und Schrebergartensenke, eine Kindheit, die nach Ziegelschutt, moderndem Holz und Beinwell riecht – bis er von der Aufbruchstimmung der sechziger Jahre erfasst wird und der Ausbruch aus seiner kleinen Welt der Hitler- und Gartenzwergverehrenden Nachbarn möglich scheint.

Egon Günther findet für eine typische Geschichte seiner Generation eine ganz eigene Sprache: poetisch, bildhaft, eindrücklich. Dieser Roman packt den Leser und wirft ihn in die Zeit, aus den »Schrecken der Kindheit« taucht er nicht ohne Spuren wieder auf.

Buchinfos

Gebunden mit Schutzumschlag, 192 Seiten

Autor

Egon Guenther

Egon Guenther

Egon Günther, 1953 in München geboren, Maler, Autor und Übersetzer, Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften (Herzattacke, Die Aktion, Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit u.a.). Lebt in Oberbayern.

Leseprobe

»… wart nur gleich fällt der watschenbaum noch einmal um da kenn ich keinen spaß …«

An einem aschgrauen Nachmittag sitzen beide Frauen nach dem Mittagessen und dem gemeinsamen Abwasch noch für eine Weile in stiller Eintracht am Küchentisch. Carla dreht die Kurbel der Kaffeemühle und sieht dem Jungen versonnen dabei zu, wie er gerade mit seinen Buntstiften hantiert und einen unter vollen Segeln stehenden, mit wüsten Piraten bemannten Dreimaster ausmalt. Unvermittelt bricht sie das Schweigen, und es entfährt ihr der furchtbare Satz: »Bevor er so wird wie seine Mutter, hack ich ihm eher die Hände ab.«

»Die Hände würde ich ihm…«, sagt darauf Lena, und vor Cornelius’ entsetzten Augen fängt die Luft an zu zittern, beginnen die Gesichter der beiden Frauen zu verflachen und ihre Konturen zu zerfließen. Noch bevor die aus der Form geratene Großmutter ihre ungeheure Antwort fortsetzen kann, gerät die Zeit ins Stocken; rumpelnd wechselt sie das Gleis, erstarrt bis in das Herz des Jungen hinein und läuft erst nach einem unmessbar langen Stillstand wieder an, zögerlich und ruckend. Erneut flackert die Luft, und mitten im Wort löst sich die verdrehte Zeitlupe auf. Im vertrauten Tempo und in gewohnter Lautstärke bringt die wieder auf Normalgröße zurückgeschrumpfte Großmutter ihre vor Minuten begonnene Antwort zu Ende: »…nicht gleich abhacken«, und sie wirft auf den Jungen einen scharfen prüfenden Blick, »ich würde ihn nur weggeben. Ich hoffe doch sehr, dass er uns niemals so schwer enttäuschen wird.«

Und wer noch weiter lesen möchte:

thumbnail of LP_Watschenbaum

Leseprobe

Das könnte Ihnen auch gefallen …