Das grüne Kleid

Gebunden mit Schutzumschlag,
128 Seiten

Erschienen August 2011

978-3-89401-742-2

16,00 

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Eine zwei Meter lange rote Federboa, einen lila Handschuh und ein grünes Kleid findet die Heldin auf einem gigantischen Kleiderberg in einer staubigen Lagerhalle. Zusammen mit anderen schräg kostümierten jungen Kunstproduzentinnen sucht sie ihren eigenen kompromisslosen Weg. Silberne Fische in Gläsern, Mimosensträuße, ein rotes Pferd und immer neue Trödelkleider bilden die Szenerie verschiedener Liebesabenteuer, die vom jugendlichen
Aufbegehren, von Reisen und Lebensentwürfen, vom Abseitsstehen, Verlassenwerden und Tod handeln.

Assoziativ und in der Zeit springend entwirft Anna Rheinsberg ein Tableau autobiografisch inspirierter Erlebnisse. Immer geht es der Autorin um Glück und Schönheit, sie schildert Aufbrüche und Zusammenbrüche, Mut und Wut.

Anna Rheinsberg hat viel Empathie für ihre Figuren, kann sie originell und mit wenigen Strichen als eigene Wesen charakterisieren. Man glaubt sich in einer Traumwelt, einem Zauberreich, in dem auch bestimmte Dinge und Tiere mit leben. Die Tragik von Verlust und Scheitern rahmt diese Folge von fantastischen Erlebnissen aus der »unendlichen Zirkulation des Begehrens« ein.

»Anna Rheinsberg veröffentlicht Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Aber das klingt doch viel zu trocken. Sie schreibt nämlich von nichts anderem als der Liebe, der absoluten Leidenschaft.« Lorenz Jäger, Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Laudatio

von Maria Regina Kaiser zur Verleihung des Renate-Chotjewitz-Häfner-Förderpreis 2011

Buchinfos

Gebunden mit Schutzumschlag, 128 Seiten

Autorin

Anna Rheinsberg

Anna Rheinsberg

, geboren 1956 in Hermsdorf im Norden Berlins. Lyrikerin, Prosaautorin, Essayistin und Herausgeberin u.a. von Texten von Autorinnen der zwanziger Jahre. Stipendiatin des Deutschen Literaturfonds und langjährige Mitarbeit beim HR Frauenfunk, Veröffentlichung mehrerer Prosabände in den 1980er Jahren, Journalistin für Frauenzeitschriften, Tageszeitungen, Radio und Fernsehen. Rheinsberg widmete sich intensiv dem Leben und Werk vergessener Autorinnen der 20er Jahre. Ihr erster Roman war Schau mich an (2000 bei Edition Nautilus). Zuletzt erschien 2004 der Liebesroman Basco.

Anna Rheinsberg ist die erste Autorin, die mit dem Renate-Chotjewitz-Häfner-Förderpreis für Autorinnen ausgezeichnet wurde.

Pressestimmen

»… filmhaft-magische Prosa mit lyrischen Bildern.«
Maria Regina Kaiser

»… ein in lyrischen Sprachbildern kunstvoll konstruierter Reigen ….«
Uschi Licht, Bibliothek + Information Deutschland

Leseprobe

»Ich lebte in einem Haus am Waldrand. Lebte dort immer noch, unfähig fortzugehen, und aß Heuschrecken. Nichts war, wie ich es wollte.«

Nach dem der Kerl, dem ich meinen Namen gegeben hatte, verschwunden war, fing ich an zu trinken. Ich hätte auch Heuschrecken gegessen. Es war ein schöner Sommer, und manchmal ging ich zu den Rockern. Sie hatten ein Tattoo-Studio unten am Fluss. Ich musste nur aus dem Haus, die Straße hinunter. Ich saß mit Ruby, er erzählte mir traurige Geschichten. Ruby war nett und nicht dumm. Ein Zwei-Zentner-Mensch mit langem aschblonden Haar. Ihm fehlte ein Stück seines linken kleinen Fingers.

Willst du tanzen?, fragte er, wenn er mich sah.

Ruby saß auf einem Stuhl vor der Tür des Studios. Die Tage waren heiß, Bisamratten schwammen zwischen den Seerosen. Es roch nach Zellulose und Asphalt.

Männer in Lederjacken standen herum, schraubten an ihren Maschinen. Sie sprachen nie mit mir, nickten nur. Die Männer duldeten mich. Ich war aus der Nachbarschaft, sie kannten mich vom Sehen. Ich fuhr täglich mit dem Rad die Straße am Fluss entlang, um in die Stadt zu kommen. Für Ruby arbeiteten fünf Frauen, Polinnen. Er besaß eine Wohnung, außerhalb. In einem Betonsilo, dicht an der Autobahn. Roma-Leute lebten hier, jede Menge Russen, Frauen, zu denen die schwarzen GIs kamen, als es dreißig Kilometer weiter noch Kasernen, AFN und Arbeit bei Buderus gab. Keine gute Gegend. Ruby lud mich ein.

Guckst du, sagte er. Und schreibst was.

Aber ich hatte keine Lust. Ich las und schrieb nicht mehr.

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