»200 Seiten Briefe, in einer Zeit, da die Briefkultur schon längst totgesagt ist, die Mehrheit sich immer pausenloser stammelnd per Handy kontrolliert oder sich anonym im Netz verchattet. Richtige Briefe aus dem Jahr, in dem sich das nördliche Europa ansonsten mit der Entsorgung von Trauerblumenbergen für Lady Di beschäftigte. Zwei sehr unterschiedliche Frauen schreiben da füreinander, auf der Grenzlinie von Privatem, das immer auch gesellschaftlich wird, beide jenseits der Vierzig, erfahrungsoffen (und wortversessen), an Gegenwart und machbarer Zukunft mehr interessiert als an unfruchtbarem Vergangenheitsvoyeurismus.«
Die Weltwoche
»Das Ergebnis beweist: Briefschreiben ist eigentlich eine ideale Form der Literatur. Es verbindet die Lebendigkeit des Romans mit der Diskursivität des Essays und der Alltagsnähe des Tagebuchs, ohne deren jeweilige Nachteile zu übernehmen. (…) Herrliche Dialoge voll Herz und Poesie, lebensklug, welthaltig, unprätentiös, nicht ständig vom Odem des Weltgeists durchweht, wie es bei (großen) Männern der Fall ist, die Briefe (oder Tagebücher) schreiben.«
Neue Westfälische
»Ein Buch unter Frauen (so, wie es Gespräche unter Männern geben mag). (…) Es geht um Berufliches und Persönlichstes, um das Schreiben und um die Liebe zu Männern. Die Briefe sind im tatsächlichen Sinne eine Wechselrede; Themen, die die eine zum Klingen bringt, führt die andere weiter. An den schönsten Stellen ist das Buch daher wie ein Orchesterstück, das die Motive mit verschiedenen Stimmen variiert…
… gibt es in den Briefdialogen viel Sinnliches, Lebendiges. Die Arbeit beider Autorinnen ist der mitlaufende Untertext darin, Hanna Mittelstädts aufwendiges Lektorieren einer Che-Guevara-Biografie, das Entstehen von Anna Rheinsbergs neuem Roman. Und während sie sich darüber verständigen, dass sie vor lauter Arbeit nicht zum Schreiben über Erotik kommen, geht das Leben mit all seinen alltäglichen Abenteuern weiter. … So zeigen sich in den Kontexten die Gewinne und unwiederbringlichen Versäumnisse zweier Frauenleben, ganz ehrlich und unverstellt. Das Genre Brief ist ein unvergleichliches Medium.«
Neues Deutschland
»Es wird viel über private Gefühle und erotische Wünsche in ,Liebe Hanna – Deine Anna’ geschrieben. ,Du bist eine Romantikerin, Hanna’, hält Anna Rheinsberg ihrer Freundin vor und meint damit, Hanna würde zu sehr an den Ideen der Anarchisten festhalten und immer mehr an persönlicher Substanz verlieren. Während die Verlegerin Hanna bei Anna vermißt, daß sie für Träume und Utopien nicht mehr empfänglich ist. Als Künstlerin konzentriert Anna Rheinsberg ihr Augenmerk bewußt auf abstrakte, problementladende Sinnlichkeit. Zwei gegensätzliche Lebensentwürfe, deren Basen sich aus einer gegenläufigen Beurteilung und persönlichen Verarbeitung von 68 und der Linken in den Nachfolgejahren ergeben. Eine private Debatte, wovon endgültig Abschied genommen werden sollte, wohin ein dem Aufbruch von 68 verpflichteter Verlag und seine Macherin sich heute bewegen könnten. Dorthin, wo auch die ganz privaten Sehnsüchte Atemluft schnappen können, rät Anna Rheinsberg. Sollte ,Liebe Hanna – Deine Anna’ ein Konzept verfolgen – egal, wie es heißt, es geht auf.«
Kommune
»Es gibt berühmte Briefwechsel berühmter Verleger mit ebenso berühmten Autoren – dabei geht es zumeist um Abgabetermine, Kürzungsvorschläge am Text, Honorarforderungen, oft auch um Streitigkeiten wegen des Honorars, Vorschläge für ein gemeinsames Projekt, geplante Lesereisen etc. etc. Die vorliegenden Briefzeugnisse unterscheiden sich davon nachhaltig. Da schreiben sich zwei Frauen in relativ kurzen Abständen, zumeist recht ausführlich, über alles, was sie gerade beschäftigt und bewegt, da kommt es zu einem regen Austausch, ja zu einem wirklichen schriftlichen Gespräch. Und auch gelegentliche Besuche und häufige Telefonate beeinträchtigen die Wichtigkeit der schriftlichen Mitteilungen nicht. (…) Die in den Briefen dokumentierte Freundschaft wirkt belastbar und tragfähig. Zudem macht die Korrespondent neugierig auf Werke der Schriftstellerin Anna Rheinsberg und auf Publikationen, die Hanna Mittelstädt herausgegeben hat.«
NDR 3, Kulturelles Wort