Das schwarze Chamäleon

Kriminalroman

Krimibestenliste September + Oktober 2024

Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Robert Brack

Deutsche Erstausgabe

Broschur, 328 Seiten

Erschienen September 2024

22,00 

Ein Schwarzer Professor, eine tote weiße Studentin – und die Suche nach der Wahrheit im verminten Terrain US-amerikanischer race politics

In einer Februarnacht im Jahr 1992 wird Clay Robinette, in Ungnade gefallener Reporter, inzwischen jedoch Dozent für »Creative Non-Fiction«, vom Klingeln seines Telefons geweckt. Der panische Anrufer ist sein Professorenkollege Reggie Brogus, ein berüchtigter ehemaliger Black Panther, der sich nach einem mysteriösen siebenjährigen Exil in einen rechtskonservativen Eiferer verwandelt hat. In Reggies Büro auf dem Campus liegt die Leiche einer weißen Frau, und er ist überzeugt, dass sie vom FBI dort platziert wurde, um ihn endgültig aus dem Weg zu schaffen.

Clays alter Reporterinstinkt wird geweckt, er lässt sich in der eisigen Winternacht an die Uni locken. In Reggies Büro trifft ihn fast der Schlag: Er erkennt das Opfer, es ist die Studentin Jennifer Wolfshiem, mit der er bis vor kurzem eine Affäre hatte. Clay weiß, dass er den Mörder entlarven muss, bevor er selbst zum Hauptverdächtigen wird …

Noch nie hat ein Roman Anita Hill und Clarence Thomas, Martin Luther King und Rodney King, Schwarzen Konservatismus und weißen Eifer derart witzig und klischeefern versammelt. Das schwarze Chamäleon ist zugleich packender Krimi, beißende Gesellschaftssatire und provokante Auseinandersetzung mit race und Politik in den USA der letzten Jahrzehnte.

»Jimi Hendrix’ Grammatik«: Jake Lamar über sein Werk

 

Buchinfos

Broschur, 328 Seiten

Autor und Übersetzer

Jake Lamar © Ulf Andersen

Jake Lamar, geboren 1961, wuchs in der Bronx, New York, auf. Nach seinem Abschluss an der Harvard University schrieb er sechs Jahre lang für das Time Magazine. Er lebt seit 1993 in Paris und unterrichtet Kreatives Schreiben an der Elitehochschule Sciences Po. Er schreibt Romane, Essays, Rezensionen, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Jake Lamar ist Träger des Lyndhurst-Preises und des Grand Prix für den besten ausländischen Thriller. Sein Kriminalroman Viper’s Dream wurde mit einem CWA Dagger Award 2024 ausgezeichnet.

Robert Brack, Jahrgang 1959, lebt als Autor und Übersetzer in Hamburg. Er wurde mit dem Marlowe der Raymond-Chandler-Gesellschaft und mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und übersetzte u.a. die Kriminalromane von Declan Burke. Zuletzt erschien 2023 sein Kriminalroman Schwarzer Oktober.

Pressestimmen

»Campus-Groteske, Fallen der Rassenpolitik, Satyricon afroamerikanisch. Jake Lamar ist eine Entdeckung.« Tobias Gohlis, Sprecher der Krimibestenliste

»Jake Lamars auch in den USA vergessenes Buch – nicht allerdings in Frankreich, wo Lamar seit Jahren lebt und verehrt wird – muss in einem Atemzug mit den wichtigsten schwarzen Krimis genannt werden. (…) Als Kriminalroman ist ›Das schwarze Chamäleon‹ makellos, ohne allerdings die Konventionen des Genres zu sprengen. Im Kern hat Lamar einen klassischen Whodunnit geschrieben. Was dieses Buch aber wirklich unwiderstehlich macht, sind – neben den Ausflügen in dunkelste Ecken US-amerikanischer Geschichte – die Passagen, die an der Universität spielen. (…) Die Diskussionen zwischen den Dozenten, bei denen es selten wirklich um Inhalte geht, sondern um Eitelkeiten, Macht und finanzielle Mittel, sind entlarvend und teilweise irrwitzig komisch.« Marcus Müntefering, DER SPIEGEL

»Lamar belässt die Story im Dunstkreis des Campus – und entwickelt daraus mühelos ein Gesellschaftsporträt der frühen Neunziger. Noch ein Autor, von dem man mehr lesen möchte.« Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»›Das schwarze Chamäleon‹ mag von 2001 sein, der Roman hat jedoch bis heute nichts an Aktualität und Brisanz verloren, greift er doch Themen von race und class so klug wie klarsichtig auf, um bürgerliche Scheinheiligkeit und Saturiertheit mit spitzem Witz zu entlarven.« Kirsten Reimers, der Freitag

»Jake Lamar hat schon 2001 erkannt, wohin der Weg der Vereinigten Staaten läuft, gerade auch an den Unis: Es geht um Identitätspolitik, es geht um Postcolonial Studies, es gibt schon einen Vorschein von MeToo, es geht um Black Lives Matter – und all das hat er schon vor dem 11. September (…) in diesem ironischen Umfeld angesiedelt. Das ist sehr visionär, das ist sehr komisch, weil’s natürlich auch ein Gesellschafts- und Sittenbild von dem Leben an so einer kleinen Uni bietet (…).« Thomas Wörtche, Deutschlandfunk Kultur

»Eine böse schwarze Komödie im doppelten Wortsinn.« New York Times Book Review

»Ein großartiges Buch.« C.K. Williams

»Jake Lamar ist unbestreitbar einer der Meisterautoren seiner Generation.« Kevin Powell

 

Leseprobe

Wissen Sie, unter Schwarzen heißt es: Unsereins muss doppelt so gut sein, um halb so weit zu kommen wie ein Weißer. Na schön, das mag stimmen oder auch nicht. Ich jedenfalls wollte nur mein Mittelmaß aufrechterhalten. Ein richtig guter Journalist zu sein, ist sehr anstrengend. Ein mittelmäßiger Journalist zu sein, ist einfach. Mir genügte das normale Mittelmaß. Den Gedanken, ich müsste doppelt so mittelmäßig sein wie meine mittelmäßigen weißen Kollegen, um auch nur halb so mittelmäßig zu sein wie sie, lehnte ich ab. Wieso sollte ich mich, nur weil ich schwarz bin, irgendwelchen rigiden Leistungsanforderungen unterwerfen? Meine Güte, schauen Sie sich doch bloß mal die üblichen mittelmäßigen Weißen an – gar nicht zu reden von weißen Journalisten! Ich bin weder stolz noch schäme ich mich für meine Mittelmäßigkeit. Aber mein Recht auf Mittelmäßigkeit, meine Freiheit, so mittelmäßig sein zu dürfen wie jede x-beliebige mittelmäßige weiße Person, sollte als ultimatives Gleichstellungsziel gelten, finden Sie nicht?

Leseprobe »Das schwarze Chamäleon«

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