In den berühmten Gesprächen Eckermanns mit Goethe läßt sich zwischen den Zeilen, im Verborgenen, eine abgründige Beziehung erkennen, ein zerstörerischer und selbstzerstörerischer Kampf zwischen dem »Olympier« und dem »Lakai«. Gerd Fuchs hat nicht Goethe, sondern Eckermann in den Mittelpunkt seiner Lektüre dieser Gespräche gerückt und ihn in einer surrealen, (alb-)traumhaften Szenenfolge seinerseits porträtiert.
Johann Peter Eckermann macht in den berühmten Gesprächen mit Goethe keine gute Figur: Schon Friedrich Hebbel spottete: »Er kommt mir vor wie Adam, dem Gott der Herr seinen Hauch einbläst.« Doch so einseitig ist das Verhältnis zwischen den beiden nicht: Der gebildete und weltgewandte Goethe mag für den aus ärmsten Verhältnissen stammenden Eckermann wie eine Droge gewirkt haben, doch Eckermanns Abhängigkeit schmeichelte Goethe und er genoss es, sie auszunutzen.
Gerd Fuchs stellt in einer surrealen Szenenfolge dar, wie Eckermann auf seinem Sterbebett über Goethe gedacht und gefühlt haben mag, wie er prägende gemeinsame Momente wieder erlebt. Fuchs spitzt die in den Originalgesprächen nur unterschwellig hervortretende abgründige Beziehung zu und stellt sie in unheimlichen, albtraumhaften Bildern dar – ein zwischenmenschliches Drama, das Walter Benjamins düsteres Wort zu bestätigen scheint: »Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein.«