Grenzen Ränder Niemandsländer

51 Geländegänge

Originalveröffentlichung
geb. mit Schutzumschlag,
160 Seiten, mit Fotos illustriert

Erschienen August 2014

19,90 

Eine persönliche transitorische Kulturgeschichte des Verschwindens, des Verstecks und der Poetik des Reisens.

Jochen Schimmang schreibt vom Glück, das an den Rändern verborgen liegen kann. Entlang seiner Autobiografie erzählt er davon, was es heißt, ein Kind der britischen Besatzungszone (und nicht eines deutschen Staates) zu sein.
Er berichtet von frühen Grenzerfahrungen im »Zonenrandgebiet« und an der höllandischen Grenze, vom verträumten dänischen Fährhafen Rodbyhavn, vom räumlichen und zeitlichen Ende der Welt, vom Transit BRD–Westberlin und vom Transitorischen im Allgemeinen. Er schreibt eine persönliche Kulturgeschichte des Verschwindens, des Verstecks, des Unsichtbarwerdens und prägender Lektüren.

Diese literarischen Geländegänge führen sowohl in den englischen Klassenkampf wie zu Peter Handke in Chaville. Der Leser darf dem Autor in entlegenste Winkel folgen, auf Dachböden und in kindsgroße Löcher unterm Bahndamm. Festes Schuhwerk ist dazu nicht nötig. Es reichen Neugier und Entdeckerfreude.

Buchinfos

Gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten, mit Fotos illustriert

Autor

Jochen Schimmang © Eric Wolfe

Jochen Schimmang © Eric Wolfe

Jochen Schimmang, geboren 1948, studierte Politische Wissenschaften und Philosophie an der FU Berlin und lehrte an Universitäten und in der Erwachsenenbildung. Von 1978 bis 1998 lebte er in Köln, seit 1993 als freier Schriftsteller und Übersetzer. Jochen Schimmang ist heute in Oldenburg ansässig.

2010 erhielt Jochen Schimmang für seinen Roman Das Beste, was wir hatten den Rheingau Literatur Preis 2010. In der Begründung der Jury heißt es:

»Die Jury würdigt die minutiöse Bildbeschreibung, mit der die alte Bundesrepublik wiederbelebt wird – durch dichte Milieuschilderung über mehrere Jahrzehnte hinweg und die Erzählung über Figuren, die allmählich den Boden unter den Füßen verlieren. Jochen Schimmang hält den zahlreichen Büchern, die der DDR ihre Erinnerung und ihre Kritik nachtragen, einen Roman entgegen, der den Untergang auch der Bonner Republik zur erzählerischen Gewissheit macht. Eingeschlossen ist die Trauer über die Vergänglichkeit der Aufbrüche, das Verschwinden von Hoffnungen und das Verblassen von Träumen in ungemein blickgewisser Genauigkeit.«

2012 erhielt er den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar für Neue Mitte sowie die Künstlerstipendien der Villa Concordia in Bamberg und des Künstlerhauses Edenkoben.

»Dieser Autor ist der Meister einer Beiläufigkeit, hinter der sich die wahren Dramen verstecken.«
Andreas Platthaus

Pressestimmen

»Es ist ein ›großes‹ kleines Buch, dessen gedankliche & sprachliche Sorgfalt mich außerordentlich berührt hat: ohne Wichtighuberei, ohne Getöse & ohne aufdringliche Eitelkeit, dafür mit vielen klugen Beobachtungen & einem gänzlich unsentimentalen, aber gleichwohl aufrichtigen Rückblick in die eigene Vegangenheit: ein schönes Beispiel, wie biographisch-essayistisches Schreiben gelingen kann.« Burkhard Schirdewahn, Bunt Buchhandlung, Köln

»Anspielungsreich, theoriegesättigt und elegant geschrieben sind die 51 Texte. (…) Alle aber künden sie von der lebenslangen Lust dieses Autors, der Welt abhandenzukommen. Und von seiner Trauer darüber, dass im GPS-Zeitalter reale Erfahrungsräume immer kleiner werden. Mit Grenzen Ränder Niemandsländer hat Jochen Schimmang eine ganze eigene Meditation über die  Lust am sich Verstecken und die Utopie vom Unsichtbarwerden vorgelegt.« Deutschlandfunk Büchermarkt

»Getragen von einer eleganten, unaufgeregten Diktion, grundgelehrt und nicht auftrumpfend, schweifen seine [Schimmangs] Ortsbeschreibungen ab und aus.« taz

Leseprobe

»An den Rändern, in den Niemandsländern, lauerte ein Glück, das ich, selbst wenn ich gewollt hätte, mit niemandem hätte teilen konnen.«

Noch immer bin ich heilfroh, dass wir rechtzeitig weggezogen sind. Natürlich wäre ich ohnehin mit 18, 19 aus dem Haus gewesen und damit auch aus der Stadt. Aber vielleicht hätte ich ab und zu Besuche machen müssen, und plötzlich wäre ich in der neuen Mitte gelandet – dort, wo ich niemals hin wollte.

Meine Geburtsstadt lag bis 1989/90, bis zur sogenannten Wende, eher am Rand. Allerdings auch das nicht immer. Sie lag schon einmal mittendrin. Ihre große Zeit hatte sie so etwa ab 1933 gehabt, und diese große Zeit war ungefähr 1945 zu Ende gegangen. Dann entstand in der Nähe nach und nach eine immer undurchlässigere Grenze, und als ich geboren wurde und in ihr aufwuchs, lag meine Stadt schon eher am Rand. Wenn ich mich recht erinnere, schaffte sie es noch nicht ganz zum Zonenrandgebiet, womit ihr staatliche Fördermittel entgingen, aber sie lag unmittelbar davor. Für Leute, die nicht mehr wissen, woher der Name Zonenrandgebiet kommt, sei hier kurz erläutert, dass die DDR (von deren verblichener Existenz wird allerdings Kenntnis vorausgesetzt) damals auch gern Ostzone hies oder Sowjetisch besetzte Zone (SBZ). Alle Städte und Gemeinden, die nicht weiter als etwa 40 km von der Zone (und in Bayern auch von der Tschechoslowakei) entfernt lagen, waren Zonenrandgebiet und bekamen Kohle aus Bonn. (Bonn = Hauptstadt der alten Bundesrepublik vor der Wende).

Für die, die noch ein wenig mehr lesen möchten:

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