Lenina kämpft

Kriminalroman

Originalveröffentlichung
Broschur, 192 Seiten

Erschienen 2003

12,90 

Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)

»Spannend, schnörkellos und perfekt – Robert Brack hat die schnellste Zeile.«

Lenina Rabe ist sich sicher. Es war Mord und kein Unfall. Was trieb ihren Vater nachts zum Athabaska-Kai? Und was suchte der Mann mit der Narbe, den sie bei einem Einbruch in das Detektivbüro überrascht? Lenina, eine junge Frau, die lieber Beethoven hört als sich mit ihren Freundinnen in den einschlägigen Clubs auf dem Kiez zu amüsieren, erhält immer verwirrendere Informationen. Ihr Vater, ein alter Revoluzzer und Straßenkämpfer, soll gute Kontakte zur D.P.O., der neugegründeten »Deutschen Partei für die Ordnung« gehabt haben. Und der Mann mit der Narbe macht offenkundig krumme Geschäfte mit Hektor, dem Besitzer des Szene-Ladens »Sold To The Highest Buddha Inc.«, für den Lenina heimlich schwärmt.
Bei ihrer Suche stolpert sie über Dokumente, für die sich nicht nur die selbsternannten Saubermänner der Stadt interessieren. Mit Hilfe ihrer in der Anti-Globalisierungsbewegung engagierten Freunde kommt sie einer Verschwörung auf die Spur, in der neben einem einflußreichen Fleischgroßhändler auch einige ihrer Bekannten aus der Club-Szene verwickelt sind. Von der Polizei gejagt gerät Lenina in eine Situation, aus der sie auch ihre Aikido-Künste nicht mehr befreien können.
Mit Lenina Rabe hat der mehrfach ausgezeichnete Krimi-Autor Robert Brack, auch bekannt unter seinem erst kürzlich aufgedeckten Pseudonym Virginia Doyle, eine wunderbar widersprüchliche Krimi-Heldin geschaffen: etwas verschroben, etwas naiv, mit viel Temperament und Spontaneität ausgestattet, kühl, distanziert und dennoch sehr verletzlich.

Buchinfos

Originalveröffentlichung Broschur, 192 Seiten

Autor

Robert Brack © Anja Lubitz

Robert Brack © Anja Lubitz

Robert Brack, Jahrgang 1959, lebt in Hamburg. Er wurde mit dem »Marlowe« der Raymond-Chandler-Gesellschaft und dem »Deutschen Krimipreis« ausgezeichnet. Zuletzt erschienen in der Edition Nautilus drei Romane über die politischen Verhältnisse in der Weimarer Republik: »Und das Meer gab seine Toten« wieder beschreibt einen Polizeiskandal aus dem Jahr 1931, »Blutsonntag« befasst sich mit den Ereignissen im Juli 1932 in Altona, beschreibt die Hintergründe des Reichstagsbrands 1933 in Berlin. Mit »Die drei Leben des Feng Yun Fat« kehrt der Autor in die Gegenwart zurück und knüpft an seine drei Lenina-Rabe-Romane »Lenina kämpft«, »Haie zu Fischstäbchen« und »Schneewittchens Sarg« an. Weitere Abenteuer von Rabe & Adler sollen folgen.

Pressestimmen

»Robert Brack kann viel mit seiner jungen, frischen Heldin anfangen und zeigt sie sehr unkompliziert und frech. Die Handlung ist flüssig und kann mit Spannungsbögen aufwarten, die auch durch die flotten Spannungsbögen unterstützt werden”, und resümiert „ein sehr kurzweiliger Krimi mit klarer politischer Ausrichtung«.
Lorenz Braun, Buchkultur

»Leninas Vater Peter Rabe, der eines Nachts tot aus dem Hafenbecken gezogen wird, war ein alter Linker. Sonst hätte er seiner Tochter nicht so einen bescheuerten Namen gegeben. Deshalb kann die Gelegenheitskellnerin und Liebhaberin klassischer Musik auch nicht glauben, dass ihr Vater seine Fähigkeiten in den Dienst des neuen Hamburger Innensenators Arnold Schaller und seiner Parteitruppe gestellt haben soll. Brack erzählt die klassische Westernstory – Sohn rächt Vaters Ehre – unklassisch-amüsant. (…) Selten haben die Guten so heiter gewonnen.«
Tobias Gohlis, Die Zeit

»Ein guter Krimi packt einen im Genick und läßt einen erst wieder los, wenn die letzte Seite gelesen ist. Lenina kämpft des Hamburger Krimiautoren Robert Brack ist so ein Buch.«
Titel-Magazin

»Lenina: klischeefreie, naive und interessante, weil sperrige Heldin: Ihr spannend und atmosphärisch dicht beschriebener Kampf ist eine Bereicherung der Hamburg-Krimi-Szene.«
Hamburger Abendblatt

»Der Feind ist stark, denn längst vereint sind Politik, Polizei, Unterwelt und ,Weiße Kragen Gangster’ im von Rechten regierten Hamburg, aber mit Lenina sind Attac, Antifa und Zollfahndung. Mit gekonnter Leichtigkeit und der nötigen ironischen Distanz führt Brack die Seinen zum Sieg.«
Carsten Würmann, die tageszeitung

Leseprobe

Jemand fluchte vor sich hin.
Ganz kurz hatte ich das Gefühl, mein Herz stockt, die Luft blieb mir für den Bruchteil einer Sekunde weg. War er wieder zurückgekommen? Schlurft er jetzt zu seinem Schreibtisch, fläzt sich dahinter und pflaumt mich an, wenn ich durch die Tür trete: Was stöberst du denn schon wieder in meinem Privatbereich herum?
Nein, es war eine fremde Hand, die die Klinke der Tür zum Bürozimmer herunterdrückte. Es waren fremde Füße, die ganz leise und zögernd hereinkamen. Es war eine fremde Tasche, die kaum hörbar auf den Boden gestellt wurde, fremde Metallteile klickten ganz leise zusammen. Leises Atmen, ein bisschen schneller als normal, was kein Wunder ist, wenn man vier Stockwerke hochgelaufen ist. Ich spürte, dass er horchte.
Ich wollte mich räuspern, diskret auf mich aufmerksam machen. Dann dachte ich, dass das lächerlich war. Das hier war jetzt mein Reich, oder? Ich war hier der Boss! Ich gab mir einen Ruck, marschierte zur Tür. Sie war nur einen Spaltbreit offen. Ich zögerte kurz, atmete tief ein und schubste sie auf.
Der Typ sah mich erstaunt an. Ich blieb drei Meter von ihm stehen.
»Guten Abend, Sie wünschen?«
Er glotzte verständnislos. Gut möglich, dass dieser Gesichtsausdruck der war, den er von morgens bis abends zur Schau trug. Ich korrigierte mich: Sei nicht hochmütig, unterschätze deinen Gegner nicht. Na ja, unterschätzen: Er war gut einen Kopf größer als ich und so wie er dastand merkte man gleich, dass er Krafttraining machte. Er trug eine Lederjacke und Blue Jeans. Jacke und Schuhe schwarz. Halblange dunkle Haare und ein flaches, beinahe nach innen gewölbtes Gesicht, breite stark behaarte Hände. Unter dem rechten Auge hatte er eine senkrechte Narbe. Das wirkte so, als würde ihm permanent eine Träne herablaufen. Neben ihm auf dem Boden lag eine Werkzeugtasche.
»Was machst du hier? Putzen?« fragte er mit osteuropäischem Akzent.
Ich musste grinsen. Was für eine abwegige Idee. »Putzen?« sagte ich.
Er stemmt die Hände in die Hüften.
»Sprichst du deutsch?« fragte er.
»Hab ich doch eben.«
»Du hast Feierabend für heute. Mach die Fliege.«
»Gehen Sie jetzt bitte!« sagte ich laut.
»Komm, Kleine, du nervst.« Er wollte mich beiseite schieben.
Da er größer war, befanden wir uns fast in der Yokomen-Uchi-Position. Ich hob meinen Arm und verstärkte seine Schlagbewegung. Sie ging ins Leere und mit einer Spiralbewegung führte ich seinen Arm wieder in die Ausgangsposition zurück. Er hatte kurz die Orientierung verloren und starrte mich verduzt an.
»Okay, jetzt ist der Spaß vorbei«, schnaufte er, kam auf mich zu, packte mich mit der linken Hand am rechten Arm und holte mit dem rechten Arm aus, um mich zu sich zu ziehen und in den Würgegriff zu nehmen oder was er sich da vorstellte. Ich stieß ihm die flache Hand ins Gesicht, führte seinen linken Arm mit einer Schwertbewegung bei gleichzeitigem Eindrehen in den Gegner nach oben, packte sein Handgelenk, zog es nach unten, dass er sich vorbeugen musste, führte seinen Arm in einer Kreisbewegung weiter hinter seinen Rücken und hoch, bis er nicht mehr anders konnte, als sich nach vorn zu überschlagen.
Er schrie laut auf, als er auf den Boden krachte. Im Regal kippten einige Bücher um.
Ich ging zwei Schritte zurück und entspannte mich.

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