Schuld war mein Hobby

Bilanz einer Familie

Nautilus Flugschrift

Originalveröffentlichung

Broschur, 128 Seiten

Erschienen März 2024

18,00 

Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)

»Ist das überhaupt meine Familiengeschichte oder der gewöhnliche Niedergang einer selbstgefälligen Gesellschaft, die, nachdem sie jahrzehntelang über ihre Verhältnisse lebte, ins Schleudern kommt?«

Ein Düsseldorfer Galerist macht Hans-Christian Dany das Angebot, gegen einen Pauschalbetrag zwölf Texte zu schreiben, die online veröffentlicht werden sollen. Ohne Vorgabe von Thema oder Umfang.

Der Auftrag mutiert zur literarischen Reise in den Zerfall einer Familie, der sich als Symptom für das Leben in einem kranken Land der Nachkriegsgeschichte erweist. Dany schreibt über sein Erbe im juristischen und im übertragenen Sinne, über buchhalterische wie emotionale Forderungen und Verbindlichkeiten und über den eigenen (fast unglaublichen) Weg vom Künstler und Schriftsteller zum verschuldeten Firmenerben, Arbeitgeber und »Minusmillionär«. Die Reflexionen zwischen Kunst und großem Geld sind nicht nur autobiografische Essays, sondern auch Versuche einer eigenen Standortbestimmung im ausklingenden Neoliberalismus.

Eine ironische Wende nimmt das Projekt über Schulden und Schuld, als sich abzeichnet, dass der Galerist die versprochenen Honorare möglicherweise nicht zahlen wird, und sich die Frage, was man (und wer?) sich leisten kann, auf wieder andere Weise stellt. Verlassen vom Auftraggeber, beginnt der Text, seine eigene Dynamik zu entwickeln.

Buchinfos

Broschur, 128 Seiten

Autor

Hans-Christian Dany © privat

Hans-Christian Dany, geboren 1966, lebt als Künstler in Hamburg schon lange im Urlaub von dem, was er tun soll. Wie viele, die nicht wissen, wohin mit sich, schreibt er. Manchmal werden daraus Bücher. Bei Edition Nautilus erschienen Speed. Eine Gesellschaft auf Droge (2008, Neuauflage 2012), Morgen werde ich Idiot. Kybernetik und Kontrollgesellschaft (2013), Schneller als die Sonne. Aus dem rasenden Stillstand in eine unbekannte Zukunft (2015) und MA-1. Mode und Uniform (2018).

Veranstaltungen

Berlin
Freitag, 7. Juni, 19.30 Uhr

Lesung und Gespräch
Veranstaltungsort: Pro qm, Almstadtstraße 48-50
Weitere Informationen demnächst

Leseprobe

Leseprobe »Schuld war mein Hobby« (PDF)

Seit mein Sohn Maku zur Schule geht und gelegentlich sagen muss, was sein Vater arbeitet, habe ich mich mit der von ihm gewählten Bezeichnung Schriftsteller abgefunden. Es braucht einen Begriff, da er nicht antworten kann, der Vater säße in der Küche in einem großen Durcheinander und tippe manchmal etwas.
Wenn Formulare nach meiner Tätigkeit fragen, schreibe ich Autor, obwohl ich das Wort nicht mag, da es nach Autorität klingt. Persönlich bleibe ich lieber beim Verb. Die Sache mit dem Schreiben ist alles andere als sicher. Heute schreibe ich, morgen ist es vielleicht schon vorbei damit.
Nein zu sagen und nichts zu werden schien mal eine Möglichkeit. Als ich jung war, konnte ich mir auch leichter in die Tasche lügen. Mit den Jahren wurde das Nein komplizierter. Heute schwingt zwar noch ein Nein mit, wenn ich schreibe, übertönt wird es aber von einem Ja. Ja, ich will schreiben. Ich sage überhaupt immer öfter Ja zu dem Leben, zu dem ich oft Nein gesagt habe. Die Vorstellung, nichts zu werden, hängt mir aber noch nach. Regelmäßig tagträume ich, eine Bar zu kaufen, heißt es doch: Wer nichts wird, wird Wirt. In meiner Vorstellung von einem Leben als Barbesitzer komme ich am frühen Abend in das Lokal, fülle etwas auf und ordne den Kassenbestand. Danach gehe ich zu Bett. Morgens um sechs, wenn die Bar bald schließt und ich schon wieder wach bin, unternehme ich den zweiten Kontrollgang. Während ich mir dabei zusah, wie meine Hände das im Schlaf verdiente Geld zählten, dachte ich plötzlich, ich könnte über meinen Vater schreiben.

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