»Einmal wurde ich vor laufender Fernsehkamera gefragt: ›Wer ist die wichtigste Person, die Sie jemals getroffen haben?‹ und ich erinnere mich, wie ich antwortete: ›Ein Berg.‹ So entdeckte ich Tamalpais im Mittelpunkt meines Daseins.«
Was sie durch das Malen über den Berg und durch den Berg über Malerei erfuhr, notierte Etel Adnan über Jahre hinweg. Ihre Leidenschaft gilt dabei den Formen der Wahrnehmung. Sie erfasst die spirituelle Welt der Träume und Mythen, dringt in den Raum der Technik vor und beschreibt die Phänomene der Natur. Die pyramidale Form des Bergs, seine Sphären und Linien, seine ständig wechselnden Farben prägten sich ihrem Leben ein. Sie wurden Teil ihrer Identität.
In diesem Buch verschmilzt die Poesie des Nachsinnens mit den Zeichen der Malerei. In der Tradition der Auseinandersetzung eines Künstlers mit einem Berg steht sie neben Cézanne und Hokusai.
Reise zum Mount Tamalpais
Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Klaudia Ruschkowski
Deutsche Erstausgabe
Gebunden mit Schutzumschlag, 96 Seiten, mit S/W-Illustrationen
Erschienen Februar 2008
22,00 €
Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)
| Buchinfos | Gebunden mit Schutzumschlag, 96 Seiten, mit S/W-Illustrationen |
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Autorin

Etel Adnan © Felix Gruenschloss
Etel Adnan, Dichterin, Schriftstellerin, Philosophin und Malerin, wurde 1925 in Beirut geboren. Ihre Mutter war eine christliche Griechin aus Smyrna, ihr Vater ein muslimischer Syrer aus Damaskus. Sie besuchte französische Schulen in Beirut, studierte ab 1949 Philosophie an der Sorbonne in Paris und ging 1955 in die USA.
Von 1957 bis 1972 unterrichtete sie Philosophy of Arts in San Rafael, Kalifornien. 1972 kehrte sie nach Beirut zurück, war Feuilletonredakteurin für Al-Safa und L’Orient-Le Jour. 1976, nach Ausbruch des Bürgerkriegs, musste sie den Libanon verlassen, ging zunächst nach Paris und ließ sich 1979 im kalifornischen Sausalito nieder.
2010 wurde sie vom Radius of Arab-American Writers für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und erhielt zugleich den Arab American Book Award. Seit 2012 lebte sie wieder in Paris.
Im selben Jahr wurde sie eingeladen, ihr malerisches Werk in einem eigenen Raum auf der dOCUMENTA (13) zu zeigen. Seitdem sind ihre Arbeiten weltweit in Ausstellungen der wichtigsten Museen und Galerien zu sehen.
Für Zeit (erscheint auf Deutsch im März 2021) wurde Etel Adnan 2020 gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Sarah Riggs mit dem Griffin Poetry Prize ausgezeichnet. 2021 erhielt Etel Adnan den Lichtwark-Preis von Senat und Bürgerschaft der Stadt Hamburg für ihr Lebenswerk.
Am 14. November 2021, mit 96 Jahren, ist Etel Adnan in Paris gestorben.
Pressestimmen
»… Hüllt ihre Momentaufnahmen in eine bemerkenswert sinnliche Wortwahl.« Die Welt
»Ein wunderschönes gebundenes Künstlerbuch für Liebhaber von Etel Adnan …!«
Sabine Selp, www.media-mania.de
Aktuelle Ausstellungen
»Etel Adnan. Zum Hundertsten«
Sfeir-Semler Gallery Hamburg
6.2.2025 bis 26.4.2025
»Meisterwerke von Etel Adnan bis Andy Warhol«
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20
seit 6.7.2024
»Isa Mona Lisa«
Hamburger Kunsthalle, Galerie der Gegenwart
18.10.2024 bis 18.10.2026
Leseprobe
Der Kondor stirbt. Er lebte auf dem Gipfel des Tamalpais. Seine quadratischen Flügel trugen ihn über das ganze Gebiet: Unter ihm trieben die Hügel hin, schweigend und stolz. Wie ein furchtbares Messer durchschnitt er die Wolken. Zu bestimmten Zeiten trug er den Mond zwischen den Fängen. Nun haben wir seine Aufgabe übernommen. Wir sind es, die zum Berg gehen.
An diesem Morgen nahm ich den Kartentisch und stellte ihn auf die Dachterrasse, unter die Pinien. Schatten fielen auf ein Blatt Papier. Ich versuchte, ihre Umrisse festzuhalten, aber sie zogen dahin, langsam, unablässig. Ich musste an Gehwege denken, auf denen Menschen eilen. Und der große Berg verströmte einen wilden Duft zerriebener Kräuter, ließ alles leicht unwirklich erscheinen.
Die warme Brise war auf ihrem langen Weg von Athen und Bagdad bis zur Bucht, quer über den Pazifik, ihre weiteste Reise, zum Chor geworden. Mit der Energie dieser Winde gelangte ich hierher, an diese Küste, besessen, verfolgt von meinen selbstgemachten Furien, Erinnyen und anderen mächtigen Geschöpfen. Und mich ergriff die Liebe zu den unermesslich blauen Augen des Pazifik: Ich betrachtete seine roten Algen, seine blutroten Klippen, seinen pulsierenden Atem. Der Ozean führte mich zum Berg.
Einmal wurde ich vor laufender Fernsehkamera gefragt: »Wer ist die wichtigste Person, die Sie je getroffen haben?«, und ich weiß noch, wie ich antwortete: »Ein Berg.« So entdeckte ich Mount Tamalpais im Mittelpunkt meines Daseins. Jahr für Jahr, ob ich die Grand Avenue in San Rafael herabkomme, ob von Monterey oder Carmel herauf oder von Norden und der Küste von Mendocino her, immer taucht der Tamalpais als fester Bezugspunkt auf, so wie der Wüstenfahrer eine Oase ansteuert, nicht allein wegen des Wassers, sondern als Inbegriff von Heimat.
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