Von Frauen und Städten

Aus dem Englischen übersetzt von Klaudia Ruschkowski

Gebunden mit Schutzumschlag
128 Seiten

Erschienen 2006

978-3-89401-477-3

22,00 

Lieferzeit: Büchersendung (ca. 5 Werktage per Post)

»Heute gehört Etel Adnan zu den Dichtern, deren welthaltige Biografien bestechend sind: Da ist ein Kosmos an Erfahrung, ein immenser Speicher an Erlebtem und Gelesenem. Sie bringt das Verstreute in Zusammenhänge. Und dieses Wissen ist in jeder Zeile anwesend.« Marina Achenbach

Zwei Jahre lang, von Juni 1990 bis zum August 1992, schrieb Etel Adnan, die libanesische Künstlerin und Weltbürgerin, dem im Pariser Exil lebenden Journalisten und Herausgeber Fawwaz. Er hatte sie um einen Essay über Feminismus gebeten, stattdessen schrieb sie ihm Briefe: aus Barcelona, von der griechischen Insel Skopelos, aus Murcia, Amsterdam, Berlin, Rom und Beirut. Sie schrieb ihm über das Leben der Frauen in Europa, in den europäischen Städten, und stellte dem das Leben der Frauen in der arabischen Welt gegenüber.

Sie schrieb, wie sie reiste: umherschweifend, spazierend, beobachtend und frei denkend. Ihre Beobachtungen sind genau und zärtlich, mit einer besonderen Gabe, das Typische im Detail zu entdecken. Das Zentrum ihrer Briefe ist das Mittelmeer, und ihr zentraler Bezugspunkt ist Beirut. Immer wieder vergleicht sie die »arabische« und die »westliche« Kultur, versucht, den Strudel des arabischen Orients, aus dem sie selbst stammt, zu fassen zu bekommen, der durch die jüngsten Kriege zerstört wurde.

Die neun Briefe setzen mosaikartig ein Bild des Mittelmeerraums zusammen, wie es nur von einer Frau mit Etel Adnans Sensibilität gezeichnet werden kann. Eine anregende Reiselektüre von unterwegs für unterwegs.

Buchinfos

Gebunden mit Schutzumschlag, 128 Seiten

Autorin und Übersetzerin

Etel Adnan © Felix Gruenschloss

Etel Adnan © Felix Gruenschloss

Etel Adnan (Beirut 1925 – 2021 Paris), Dichterin, Malerin, Journalistin und Philosophin, ist eine bedeutende Vertreterin der Moderne. Sie verbrachte ihr Leben zwischen dem Libanon, Frankreich und Kalifornien. Ihr Werk zeichnet sich durch einen großen gelebten Austausch zwischen der arabischen und der westlichen Welt aus, es verbindet unterschiedliche Kunstformen, Medien, Sprachen und Kulturen. Neben der Vielfalt der Formen ist es durch die Wiederkehr von »Kraftlinien« gekennzeichnet, die sich durch ihre gesamte Arbeit ziehen: Natur und eine spezifische Beziehung zur Erde, Revolte und Engagement, Widerstand gegen Kriege und jede Art der Unterdrückung. Etel Adnans künstlerische Arbeiten sind in Ausstellungen und Museen weltweit zu sehen. Ihr schriftstellerisches Werk ist in zahlreiche Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschien zuletzt Hochbranden (2025) und Die Stille verschieben (2022).

Klaudia Ruschkowski, geboren 1959 in Dortmund, ist Autorin, Dramaturgin, Herausgeberin und literarische Übersetzerin aus dem Italienischen und Englischen. Seit 1997 übersetzte sie Etel Adnans Werke, gab einen Teil davon in deutscher Sprache heraus und konzipierte gemeinsam mit Etel Adnan literarische und künstlerische Projekte.

Leseprobe

Aix-en-Provence, Montag, 23. Juli 1990

Lieber Fawwaz,
nach Barcelona bin ich nun in Aix. Ich folgte der Versuchung, die mir ein Plakat für eine Cézanne-Ausstellung zum Sainte-Victoire bereitete: Gemälde und Aquarelle, ausschließlich von dem Berg!
Ich war einige Male in der Provence und kenne sie recht gut, aber in Aix war ich nie. Welch eine Schande!
Die Stadt entzückt mich auf den ersten Blick. Ihr Licht. Ihr Licht. Ein Licht, das dem von Baalbek gleicht. Goldene Steine, nicht die der libanesischen Berge, sie sind härter und etwas heller, sondern Steine wie im Bekaa-Tal und in Damaskus: massiv, auch wenn sie brüchig wirken, als hätten sie sich hinter ihre ebenen, schimmernden Oberflächen zurückgezogen, fast lebendig und doch unerreichbar. Auch in einigen Gegenden Ägyptens findet man dieses goldene Licht.

Das könnte Ihnen auch gefallen …