»Selten hat mich eine Schriftstellerin so tief berührt. Ihre Texte öffnen innere Räume, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren.« Corinna Harfouch
In ihrem letzten Buch vor ihrem Tod im November 2021 reflektiert Etel Adnan in knappen poetischen Prosatexten ihr langes Leben, den Prozess des Alterns und die Elemente ihres persönlichen Kampfes. Das Persönliche wird kontinuierlich nach außen projiziert und zurückgespiegelt im Nachdenken über Klimakatastrophen, anhaltende Kriege, über winzige Dinge des Alltags ebenso wie über die Aussicht auf Marsmissionen. Etel Adnan blickt aus ihrem Fenster in der Bretagne auf den Ozean: ein ergreifendes, mitunter auch schmerzliches Wechselspiel zwischen dem inneren Empfinden und dem kosmischen Raum.
Autorin und Übersetzerin
Etel Adnan (1925–2021) war eine wahre Kosmopolitin: In Beirut als Tochter einer christlichen Griechin und eines muslimischen Syrers geboren, lebte sie im Libanon, Paris und Kalifornien. Ihren künstlerischen Durchbruch erlebte sie 2012 auf der dOCUMENTA (13), seitdem sind ihre Bilder weltweit in den wichtigsten Museen und Galerien zu sehen. 2021 wurde ihr der Lichtwark-Preis der Stadt Hamburg verliehen. Parallel zu ihrem bildnerischen Werk hat sie zahlreiche Bücher veröffentlicht. Zuletzt erschienen in der Edition Nautilus »Zeit« (2021) und der große Band »Sturm ohne Wind« mit Gedichten, Prosa, Essays und Gesprächen, herausgegeben 2019 von Hanna Mittelstädt und Klaudia Ruschkowski. Am 14. November 2021 ist Etel Adnan im Alter von 96 Jahren in Paris verstorben.
Klaudia Ruschkowski ist Autorin, Dramaturgin, Kuratorin, Herausgeberin und Übersetzerin aus dem Italienischen und Englischen und hat seit 1997 mit Etel Adnan zusammengearbeitet. Sie lebt in Italien und in Berlin.
Pressestimmen
»Etel Adnan hat die Erde und ferne Welten geliebt. Ihrem Ideal einer ›kosmischen Erzählung‹ ist sie mit ihren hinterlassenen Aufzeichnungen denkbar nah gekommen.« Sigrid Brinkmann, Deutschlandfunk
»Diese so luftigen wie abgründigen Reflexionen über das Gewicht der Zeit und die (Ohn-)Macht des Todes, über griechische Mythen, Lebensorte und Naturphänomene sind das poetische Vermächtnis der Dichterin Etel Adnan. Noch einmal greift sie aus nach einem Einssein mit dem Kosmos. Und lehrt uns Staunen.« Claudia Kramatschek, Jury der Weltempfänger-Bestenliste Winter 2022
Leseprobe
Jetzt streunen finstere Tiere durch den Wald, du könntest sie berühren. Eine seltsame Schläfrigkeit ergreift dich, wenn die Schatten wachsen. Dann schlägt das Herz in einem anderen Takt. Du willst die Blätter berühren, jeden Baum eindringlich betrachten. Die Nacht bricht herein, schon müde, schon nackt.
Die Zukunft misst nicht länger als diese Allee. Und Fragen fallen und schlagen fehl. Aber durch eine schmale Rinne gehen, feststellen, dass Ebbe ist, beobachten, wie kleine Enten abends ihrer Mutter folgen auf der Suche nach Futter, ist ein sicherer Weg zu etwas wie Erleuchtung.

Leseprobe »Die Stille verschieben«
Ausstellungen / Inszenierungen
Ausstellung »Etel Adnan. Poesie der Farben«
1. April bis 16. Juli 2023
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
»H – 100 seconds to midnight«, Regie: Robert Wilson, inspiriert von Stephen Hawking und Etel Adnan
Thalia Theater Hamburg, Spielzeit 2022/23
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CC-Adnan_Stille_125_c_Maja Bechert

Adnan_2016©Felix_Grünschloss