München Blues

Kriminalroman

Wilhelm Gossec, Bd. 2

2., durchgesehene Auflage der Erstausgabe von 2007

176 Seiten

Erschienen September 2024

Nur als E-Book erhältlich

Aktionspreis, gültig bis 6. Oktober!

978-3-96054-362-6

12,99 

»Mein Laden im Schlachthofviertel ist gerade mal fünf Minuten von der Theresienwiese entfernt. Normalerweise spielt das keine Rolle, denn die Theresienwiese ist ein ziemlich reizloses steiniges Gelände, topfeben, ohne Baum und Strauch. Aber einmal im Jahr findet dort mindestens vierzehn Tage lang das Oktoberfest statt, das der Münchner dieses steinigen Geländes wegen Wiesn nennt.«

Wilhelm Gossec ist Antiquitätenhändler, besser gesagt Trödler, und das Oktoberfest ist auch für ihn ein gutes Geschäft, schon im September stellt er sein Geschäft für die ausländischen Gäste auf Bavarica um. Eines Abends, als Gossec es sich gerade in der Wohnung hinter dem Laden gemütlich machen will, hört er ein Klatschen auf dem Pflaster und sieht einen Mann da liegen, ausgeraubt, eine Bierleiche. Gossec findet in seinen Taschen nur noch eine Einladung von der Firma Global Real Estate für das Käferzelt und eine Visitenkarte. Nach der handelt es sich um den Abgeordneten Ernst Hirschböck aus Niederottling.

Ein Landtagsabgeordneter, eine global agierende, börsennotierte Immobilienfirma, ein Münchner Scherbenviertel, in dem die Leute aus ihren billigen Wohnungen hinaussaniert werden sollen – mehr braucht Max Bronski nicht, um einen Krimi zu erzählen, in dem die Korruption das Selbstverständlichste auf der Welt ist, würde nicht manchmal einer aus lauter Gier über das Ziel hinausschießen und wäre da nicht Gossec mit seinem völlig überholten Gerechtigkeitssinn.

Buchinfos

Gossec Bd. 2, 176 Seiten, nur als E-Book erhältlich

Autor

Franz-Maria Sonner © Peter Frese

Max Bronski (Franz-Maria Sonner), geboren 1953 in Tutzing, ist Autor zahlreicher Kriminalromane, u.a. der Reihe um den Münchner Antiquitätenhändler Gossec. 2019 erhielt er den Friedrich-Glauser-Preis für den besten Kriminalroman des Jahres, 2023 wurde er mit dem Radio-Bremen-Krimipreis ausgezeichnet. Max Bronski lebt in München und Hannover.

Leseprobe

Was auf dem Oktoberfest stattfindet, überschreitet die Grenzen der menschlichen Vernunft und Vorstellungskraft in einem solchen Maße, dass nur beherzte Bezifferungen helfen, ein Bild davon zu vermitteln: Von den sechs Millionen Besuchern ergattern allenfalls zwei Millionen einen Platz im Bierzelt. Ein Viertel davon ist ein glatter Ausfall, weil sie nur Kaffee, Wein, Saft oder Schnaps trinken, zu jung, zu alt oder zu invalid sind und damit die sechs Millionen Maß Bier dem Rest überlassen. Die schütten demnach pro Kopf vier Liter in sich hinein. Mancher merkt erst im Lauf des Abends, dass es sich dabei um ein getuntes Wiesnmärzen mit deutlich mehr Prozenten handelt. So abgefüllt, torkeln, taumeln oder stolpern Tausende von Besuchern Richtung Innenstadt. Wenn sie körperlich unbeschadet die stark befahrene Lindwurmstraße überquert haben, suchen sie schnurstracks Seitenstraßen auf, um, von der Macht bis dahin sekundärer Bedürfnisse getrieben, irgendwo in einer nahegelegenen Einfahrt oder einem Hausgang zu kotzen, zu pissen oder sich endlich gegenseitig an die Wäsche zu gehen. Im Prinzip stehen sie dann direkt vor meinem Laden.
Warum tue ich mir das eigentlich an? Weil ich in diesen zwei Wochen mehr verdiene als in den ganzen drei Sommermonaten davor. In der heißen Zeit ist meine komplette Ware nur Trödel. Die alten Polster müffeln, die Schränke und Kommoden dünsten den Geruch überständiger Mottenkugeln aus, vor allem die Bücher und Zeitschriften riechen nach Moder und Staub. Umsatzmäßig kann man den Sommer knicken. Im September stelle ich mein Sortiment auf Bavarica um. Herzen, Seppelhüte oder Fäkalhumor auf Naturholz, „Wenn’s Arscherl brummt, is Herzerl gsund!“, kommen niemals in mein Schaufenster, aber Gamsbärte, Charivari oder handgeschnitzte Hirschhornknöpfe wohl. Der ausländische Gast vor meinem Laden versteht sofort, dass er bei Antiquitäten Gossec originale Souvenirs erbeuten kann.

Pressestimmen

»Was hier so launig als Krimi daherkommt, ist letztlich eine beißende Gesellschaftssatire. Vor allem aber bringt Bronski die Stimmung der Stadt München brillant auf den Punkt. Die beklemmend leeren Straßen, die Enge, die ganze Last einer zutiefst provinziellen Stadtgeschichte und diese allgegenwärtige lähmende Antriebslosigkeit hat selten einer so präzise in einen Roman gepackt.« Andrian Kreye, Süddeutsche Zeitung

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