Nackige Engel

Kriminalroman

Wilhelm Gossec, Bd. 4

2., durchgesehene Auflage der Erstausgabe von 2010

208 Seiten

Erschienen September 2024

Nur als E-Book erhältlich

Aktionspreis, gültig bis 6. Oktober 2024!

978-3-96054-364-0

12,99 

»Hitler in München! Die Schlagzeile war echt. Fasching, womöglich ein Scherz, auf jeden Fall aber eine geschmacklose Provokation. Das Bild dazu ein grobkörniger Schnappschuss. Da stand ein Troll im Wehrmachtsmantel, Stiefeln, mit einer Offiziersmütze auf dem Kopf. Der Wiedergänger hatte dem Schlachthofviertel einen Besuch abgestattet.«

Gossec, der grantige Trödler mit dem untrüglichen Gefühl für Gerechtigkeit, will nach einer durch etliche Biere beflügelten Diskussion seinem Freund Julius beweisen, dass der Münchner heute genauso anfällig ist für den »Führer« wie einst. Er greift in seinen Klamottenfundus, verkleidet sich und zieht los. Eine Schnapsidee, leider mit höchst problematischen Folgen. Er trifft auf eine Mahnwache von Neonazis und rettet sich nur mit Mühe. Am Tag danach muss er in der Zeitung lesen, dass seine Aktion einem bekannten Kabarettisten in die Schuhe geschoben wird und die Neonazis Vergeltung geschworen haben. Gossec fühlt sich miserabel. Er trifft den Kabarettisten, will die Sache aufklären. Der aber ist eher amüsiert und hat nichts dagegen, mit dieser Aktion identifiziert zu werden. Ein paar Tage später ruft er Gossec an, anscheinend wird er doch bedroht. Kurz darauf ist er tot. Und Gossec findet sich bewusstlos in dessen Wohnung wieder.

Max Bronski erzählt in Nackige Engel von einem Mord, der keiner gewesen ist, von einer Geheimloge, die sich als harmloses Networking bayerischer Couleur entpuppt, und von alten Freunden, von denen einer bereit ist, über Leichen zu gehen. Auch in diesem Kriminalroman leuchtet München. Für Gossec allerdings wird es dunkel.

Buchinfos

Gossec Bd. 4, 208 Seiten, nur als E-Book erhältlich

Autor

Franz-Maria Sonner © Peter Frese

Max Bronski (Franz-Maria Sonner), geboren 1953 in Tutzing, ist Autor zahlreicher Kriminalromane, u.a. der Reihe um den Münchner Antiquitätenhändler Gossec. 2019 erhielt er den Friedrich-Glauser-Preis für den besten Kriminalroman des Jahres, 2023 wurde er mit dem Radio-Bremen-Krimipreis ausgezeichnet. Max Bronski lebt in München und Hannover.

Leseprobe

Hitler in München!
Unglaublich! Mit der Wiederkehr einer solchen Botschaft hatten nicht einmal die Braunen gerechnet. Vermutlich saßen die jetzt da und rubbelten an den Lettern herum in der Angst, dass sich die gute Nachricht bald von selbst wieder in Luft auflösen würde. Ein Spuk? Aber die Schlagzeile war echt und vor allem tagesaktuell. Durfte man eine solche Überschrift überhaupt unter die Leute bringen?
„Seite sechsundfünfzig, Münchner Teil.“
Grußlos hatte Julius meinen Laden betreten und mir die Zeitung auf den Tisch geworfen. Seine bloße Anwesenheit bereitete mir heute Morgen körperliche Pein. Julius’ Blick war brackig, und die verquollene Visage wies enge Verwandtschaft mit dem Profil eines Donauwallers auf. So wie er mich musterte, sah ich noch schlimmer aus.
Heute früh hatte ich mit einem unbeholfenen Schlag Wecker und Wasserglas vom Nachttisch gefegt und war, vom selbst verursachten Lärm unsanft geweckt, erschrocken hochgefahren. Minutenlang verharrte ich auf der Bettkante. Meine bleiche Haut hatte in der Dunkelheit etwas Fluoreszierendes an sich. Ich versuchte, die nötige Kraft zu schöpfen, um den Nacktmull, dem ich mich innerlich wie äußerlich anverwandelt fühlte, niederringen zu können. Die Selbstbegegnung im Spiegel würde eine Schwächung herbeiführen und musste daher vermieden werden. Ich wusste, dass ich mich vor meinem Anblick ekeln würde.
Julius tippte auf die Zeitung. Ich lehnte mich zurück und drehte mir eine Zigarette. Er verzog angewidert das Gesicht. War mir jetzt auch egal. Mein Kaffee war kalt geworden, irgendwas frisches Warmes brauchte ich jetzt.
Den Artikel überflog ich nur kurz. Fasching, womöglich ein Scherz, auf jeden Fall aber geschmacklose Provokation – war ja alles richtig! Das Bild dazu war ein grobkörniger Schnappschuss. Da stand ein Troll in Wehrmachtsmantel, Stiefeln, mit einer Offiziersmütze auf dem Kopf. Im Widerschein des Blitzlichts erkannte man Silberpaspelierung und Totenkopf. Das Gesicht blieb unkenntlich, ein konturlos-grauer Brei, aber natürlich mit dem Bärtchen, das ausreichend Führeridentität stiftete. Im Hintergrund die Backsteinmauer von St. Anton. Ecke Thalkirchner-/Kapuzinerstraße ungefähr. Er legte grüßend die behandschuhte Rechte an den Schild seiner Mütze. Der Wiedergänger hatte dem Schlachthofviertel einen Besuch abgestattet.
Nun schob Julius die Boulevardversion herüber. Neonazis: Ehrenwache vor Scheißhaus! Das klang schon entschieden besser. Vier Kerle standen vor einer Reihe blau-brauner Dixikabinen, zwei mit Fackel, zwei mit Transparent: Deutsche Ehre, deutscher Soldat. Julius rang sich ein wulstiges Grinsen ab.
„Irre, oder?“
Aber das Irrste, was mir heute nicht mehr in den gequälten Schädel wollte, war, dass ich diese ganze Geschichte losgetreten hatte.

Pressestimmen

»Nackige Engel in einem Wort: herrliche Zerstreuung, Unterhaltungsliteratur mit Tiefgang. Der Roman öffnet Blicke in die deutsche Gesellschaft, in die heutige Neo‐Nazi‐Szene, hinter die Kulissen des deutschen Geheimdienstes und in die Zeit der politischen Aktivitäten von Franz Josef Strauß und hinter die Kulissen des deutschen Geheimdienstes. Weltliteratur aber darf man nun nicht erwarten, – das eine oder andere ›Stützbier‹ fördert schon die Lektüre.« Lutz Bunk, Deutschlandradio Kultur

»Max Bronskis Krimi ist mit leichter Hand geschrieben (…) Vor allem aber überzeugt er durch seinen lockeren Plauderton, der immer wieder zu derb-komischen Arabesken führt, in denen Gossec seinem grimmigen-bayerischen Sarkasmus freien Lauf lässt.« Jochen Rack, SWR 2 Buchkritik

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