Die Bibliothek des Attentäters

Roman

2., durchgesehene Auflage der Erstausgabe von 2001

240 Seiten

Erschienen September 2024

Nur als E-Book erhältlich

Aktionspreis, gültig bis 6. Oktober 2024!

978-3-96054-359-6

14,99 

Warum Jakob Amon so zurückgezogen lebt, wissen auch die Menschen nicht, die mit ihm zu tun haben. Bei Konrad Bärloch, dem ehemaligen Leiter einer Antiterrorismuskommission hat die Isolation einen Grund. Er lebt nach seiner Entlassung aus Sicherheitsgründen in einer Bundeswehrkaserne. Doch immer noch sammelt er manisch weiter alle Informationen über die RAF. Wie Amon auch. Als 1998 die RAF ihre Auflösung erklärt, haben Amon und Bärloch ähnliche Gefühle. Eine Epoche ist zu Ende, und für beide ist das vielleicht die Möglichkeit, ihrem Leben noch einmal eine andere Wendung zu geben. Gäbe es nicht einen ungeklärten Fall, der inzwischen über 20 Jahre zurückliegt …

Buchinfos

240 Seiten, nur als E-Book erhältlich

Autor

Franz-Maria Sonner © Peter Frese

Franz-Maria Sonner, geboren 1953 in Tutzing, lebt in München und Hannover. Er schreibt Hörspiele und Romane und ist Träger des Glauser-Preises. Unter seinem Pseudonym Max Bronski schreibt er Kriminalromane. 2023 wurde er mit dem Radio-Bremen-Krimipreis ausgezeichnet.

Leseprobe

Damals wurde gehandelt, heute wird es aufgearbeitet. Aber in diesem ganzen Haufen von Büchern ist nur Unsinn! Alle kommen zur selben Auffassung, aber das macht sie nicht richtiger. Tatsächlich haben sie nicht nur großen Mut bewiesen. Auch ihre Gedanken waren klar. Es beginnt wie bei uns: Natürlich steht am Anfang die Verneinung. Zwangsläufig. In ihrer ungetrübten Opposition erkenne ich meine damalige Haltung wieder. Deshalb werden sie Nihilisten genannt! Menschen, die sich vor keiner Autorität beugen und kein Prinzip auf Treu und Glauben annehmen. Netschajew sagt: „Wir widmen uns ausschließlich der Zerstörung der herrschenden Gesellschaftsordnung. Um den Aufbau einer neuen kümmern wir uns nicht. Das ist Sache derer, die nach uns kommen.“ Diese Haltung ist Salonphilosophie, so kann man theoretisieren, aber nicht handeln! Dadurch wird die Bezeichnung Nihilismus irreführend. Irrational, verwirrt, geradezu abwegig. Das Wenige an Information, das noch an uns gekommen ist, ist falsch. Man belegt sie mit dem Verdikt von mephistoartigen Neinsagern, weil die Heftigkeit und die Hartnäckigkeit ihres Widerstandes alle Vorstellung übersteigen. Natürlich erstreben sie etwas. Sie sind keine gelangweilten Adeligen, die einer Mode frönen. Die Nihilisten lehnen jeden Schnickschnack ab, schreibt Kropotkin. Sie betonen das Einfache, ja Ungehobelte. Verzichten auf jeden Komfort, kleiden sich in grobe Wollstoffe und schneiden ihr Haar kurz. Konventionelle Redeweise ist ihnen zuwider, sie drücken sich ungeschminkt und direkt, ja geradezu affektiert rauh aus. Ihre Idee von Volkstümlichkeit. Und sie studieren und lernen. Wissen und Wahrheitsliebe sind ihre Leitvorstellungen. Aber sie enden tragisch. Ja, sie sind Gewalttäter, aber was heißt das schon? An Stauffenberg, Goerdeler, Elser und den anderen zieht sich die Nachkriegsgesellschaft hoch, gerade weil sie die gewaltsame Beseitigung Hitlers versucht haben. Das endgültige Urteil sprechen nie die Zeitgenossen. Heute ein Verbrechen, morgen eine Heldentat. Mit diesem Widerspruch muß der Attentäter ganz alleine fertig werden. Durch seine Moral, die er gegen die herrschende setzt. Aber die Berechtigung seiner Tat ist eine Frage ihrer historischen Funktion. Nützlich oder nicht? Das löst nie den Konflikt von jemand, der glaubt, handeln zu müssen. Eine letztgültige Einschätzung kommt immer zu spät. Der gute Attentäter ist ein Toter. Die Gewalt, die er herausgefordert hat, bezahlt er mit seinem Leben. Wenn man aber überlebt? Fast fünfzehn Jahre später gibt es nur noch auszehrenden Zweifel. Alles ist anders geworden. Die Bewegung und ihr Projekt obsolet. Historisch geworden! Damit auch hat sich der eigene Antrieb relativiert. Die Grundlage ist ihm entzogen. Man verliert jeden Halt, stürzt ins Bodenlose.

Pressestimmen

»Franz-Maria Sonner ist es jedoch gelungen, auf subtile Weise zu vermitteln, was den RAF-Terrorismus der siebziger und achtziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland angerichtet hat, mit denen, die ihm folgten, und mit denen, die ihn bekämpften.« Jens Hohensee, DIE ZEIT

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